Friedrich Winter kam um 1874 nach Köln. 1875 erwarb er das
bereits seit längerer Zeit bestehende Ursulabräu in der Ursulastraße 5 und
produzierte dort in den nächsten 2 Jahren mit 3 Arbeitern ca. 2.500 hl Bier
im Jahr.
Die Geschäfte müssen so gut gelaufen sein, so dass er bereits im Jahr 1877
das Ursulabräu verkaufte und ein Gebäude in der Schildergasse 37 erwarb. In
diesem Gebäude errichtete Friedrich Winter eine neue Brauerei. Zeitgleich
erwarb er einen großen Lagerkeller in Köln-Lindenthal, Johannisstraße 5
(1892 umbenannt in Classen-Kappelmann-Straße 26-28).
Im Jahr 1887 begann er dort mit dem Bau einer neuen Brauerei,
die im Jahr 1891 ihren Betrieb aufnahm und sich in den nächsten Jahrzehnten
zu einer der größten Kölner Brauereien entwickelte. Im Jahr 1910 werden
schon 84 Arbeiter beschäftigt, der jährliche Ausstoß beträgt 75.000 hl.
Überwiegend wurden untergärige Pils-, Lager- und Exportbiere produziert
(z.B. Winter Pilsener und Winter Münchener ), Kölsch wurde zwar auch
produziert, spielte aber nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Am 8.
Februar 1930 wurde auf einer Zwangsversteigerung die „Obergärige Bierbrauerei
Franz Dünwald Richmodisbräu, Ecke Herzogstraße 18 / Perlenpfuhl“ erworben. Ab
1934 (nach 4 Jahren Stillstand) wurde der Braubetrieb in der ehemaligen
Thurmbrauerei wieder aufgenommen und die Brauerei wurde fortan als zweite
Braustätte unter dem Namen "Richmodis-Bräu Friedr. Winter" betrieben".
Im zweiten Weltkrieg wurde sowohl das ursprüngliche Brauhaus in
der Schildergasse 37 als auch die Brauerei völlig zerstört. Beide
Braustätten wurden nicht wiederaufgebaut, gebraut wurde ab diesem Zeitpunkt
ausschließlich im Richmodisbräu in der Herzogstraße.
Vermutlich 1954 wurde das erste Mal ein obergäriges Bier „Richmodis
Kölsch“ genannt. Um das Jahr 1959 stellte das Brauhaus Winter folgende Biere
her: Wappen-Pilsner, Winter Privat, Benediktus Bock und Richmodis Kölsch. Ab
Mitte der 1970er Jahre wurde vermutlich nur noch Richmodis Kölsch
produziert.
Im Jahr 1968 wurde die Brauerei dann an die Königsbacher
Brauerei aus Koblenz verkauft, die dann im Jahr 1992 selbst von der
Karlsberg-Brauerei übernommen wurde. 2010 wurde die Produktion von
Richmodis-Kölsch eingestellt und nur noch Produkte von Gaffel produziert. In
Köln wurde hiervon kaum Notiz genommen, weil in den letzten Jahren davor
Richmodis Kölsch fast ausschließlich in Koblenz und Umgebung, also dem
Standort des Vorbesitzers, der Königsbacher Brauerei, vertrieben wurde.
Im Jahr 2012 kam REWE auf die Idee, den in Köln noch sehr
bekannten Namen „Richmodis Kölsch“ für eine Eigenmarke zu nutzen. Mit der
Gaffel-Brauerei, welche nach der Übernahme der Richmodis-Brauerei die
Namensrechte besitzt, wurde ein Lohnbrauvertrag abgeschlossen. Ab dem
26.11.2012 gab es wieder Richmodis Kölsch und gibt es heute noch.
Ebenfalls im Jahr 2012 begann die Gaffel-Brauerei mit Plänen die Braustätte
in Porz zu modernisieren und im August 2015 war es dann soweit. Die
Produktion aus der Braustätte am Eigelstein wurde nach Porz verlagert. Somit
ist wenigstens indirekt noch ein Stück „Winter“ gesichert.
Eine detaillierte Beschreibung der Unternehmensgeschichte des
Brauhaus Winter finden Sie hier:
Firmierungen (Brausstätte Herzogstraße):
1907 – 1918 Brauerei Franz Dünwald
1924 – 1924 Brauerei Carl Errens
1924 – 1930 Thurmbräu GmbH, F. Dünwald
1934 – 1944 Richmodis-Bräu Friedr. Winter
1950 – 1976 Richmodis-Bräu u. Brauhaus Friedr. Winter
1976 – 1981 Richmodis-Bräu u. Brauerei Friedrich Winter GmbH
& Co. KG.
1981 - 1998 Richmodis-Bräu vorm. Friedrich Winter GmbH
1998 - 2010 Richmodis-Bräu GmbH
2012 - dato Lohnsud für REWE
Firmierungen (Brausstätte Innenstadt / Lindenthal):
1875 - 1877 Brauerei Fritz Winter (Ursulastraße 5)
1877 – 1891 Brauerei Friedrich Winter (Schildergasse 37)
1891 – 1893 Brauerei Friedrich Winter (ab hier in Lindenthal)
1893 – 1968 Brauhaus Friedrich Winter
Kölschsorten der Marke
Bezeichnung
Gi
von - bis
Gl
De
Et
Hersteller
Auftraggeber
Bemerkung
Richmodis Kölsch
J
11/2012
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Richmodis-Bräu vorm. Brauhaus Friedrich Winter, Köln
REWE-Markt GmbH
Als Lohnsud bei Gaffel in Porz gebraut
Richmodis Kölsch
N
- 2010
J
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J
Richmodis-Bräu vorm. Brauhaus Friedrich Winter, Köln
Am 1.4.1998 von Gaffel übernommen
Richmodis Kölsch Leicht
N
J
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Richmodis-Bräu vorm. Brauhaus Friedrich Winter, Köln
Königsbacher Richmodis Kölsch
N
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Richmodis-Bräu Brauhaus Friedrich Winter, Köln
1968 wurde die Brauerei von der Königsbacher Brauerei
übernommen
Richmodis Echt Kölsch
N
J
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Richmodis-Bräu Brauhaus Friedrich Winter, Köln
1976 umbenannt in Richmodis-Bräu vorm. Brauhaus Friedrich
Winter
Richmodis-Bräu Echt Kölsch
N
J
J
N
Richmodis-Bräu Brauhaus Friedrich Winter, Köln
auch: Richmodis Festbock Reine Obergärung
Weitere Biersorten der Marke
•
"Richmodis Fest-Bock Reine Obergärung"
•
"Wappen Pilsner"
•
"Benediktus Bock"
•
"Dunkel Süssbier"
•
"Kraftborn Malzbier"
•
"Winter Privat"
Anmerkungen
•
Am
1.4.1998 wurde Richmodis von Gaffel übernommen (vorher gehörte Richmodis zur
Königsbacher Brauerei in Koblenz, die selbst wiederum zur Karlsberg Brauerei KG
in Homburg gehört).
•
Der Name
Richmodis leitet sich von einer alten Kölner Sage aus dem Jahr 1357 ab.
Richmodis von Anducht war angeblich an der Pest gestorben und beerdigt worden.
Sie hatte aber weder die Pest, noch war sie tot. Glücklicherweise versuchten in
der Nacht Grabräuber ihr Glück, die aber Reißaus nahmen, als Richmodis aus dem
Sarg stieg. Sie lief daraufhin nach Hause und klopfte an die Tür. Ihr Mann,
Mengis von Anducht, öffnete und erschrak. Er rief: „Eher steigen meine beiden
Pferde auf den Turm, als das meine Frau lebendig vor dem Tore steht. Das taten
die beiden Pferde dann auch sofort, so dass die Geschichte doch noch ein Happyend
hatte. Die Pferde mit dem Turm zieren schon von Anfang an die Kölschgläser von
Richmodis, man kann sie aber auch auf einem kleinen Turm am Neumarkt sehen.
•
Richmodis Kölsch wurde sogar (vermutlich in den 80er
Jahren) in die USA, genauer gesagt nach Chicago, exportiert. Das
entsprechende Etikett ist weiter unten abgebildet.
•
Angeblich löst die Gestaltung des neuen roten Etiketts bei
der "roten" Konkurrenz (Früh, Reissdorf) wie schon beim Etikett von
Traugott Simon Kölsch Irritationen aus. Der blauen Konkurrenz könnte es
recht sein.
Bilder
Werbung
(W003)
Zeitungswerbung für "Echt Kölsch"
(unbekannte Sammlung)
(PK001)
Postkarte der Richmodis Bräu, gelaufen 1939
(Sammlung Krüger)