Die einzige bekannte Brauerei in Rath-Heumar war die Brauerei
von Jacob Rottländer in der Dorfstraße 53 (heutige Rösrather Straße,
gegenüber der ARAL-Tankstelle, Nummer 521). Da zu Lebzeiten der Brauerei
weder Rath (eingemeindet im Jahr 1914) noch Heumar (eingemeindet im Jahr
1975) zu Köln gehörten, ist die Datenlage sehr überschaubar.
Im Standardbrauereiverzeichnis [3] wird angegeben, dass die
Brauerei 1882 gegründet und im Jahr 1904 geschlossen wurde, was aber
selbst durch die überschaubare Datenlage widerlegt wird. Nachfolgend der Versuch
auf Basis der wenigen Informationen eine Geschichte der Brauerei
herzuleiten.
Die Brauerei war eine kleine Hausbrauerei, die ausschließlich
für den Eigenbedarf, d.h. für den Ausschank in der zur Brauerei gehörigen
Schankwirtschaft braute.
Es wurde auch keinerlei Werbung gemacht, der Einzugsbereich
der Brauerei war gering und innerhalb dessen war die Brauerei bekannt und es
gab keine direkte Konkurrenz. Die vorhandenen Erwähnungen stammen daher fast
ausschließlich aus Ankündigungen für in der Schankwirtschaft stattfindenden
Verkäufe und Versteigerungen oder von gerichtlichen Themen.
Die Brauerei Jacob Rottländer ((1871) - 1907)
Die Familie von Jacob Rottländer (Jacob manchmal mit „k“ und
manchmal mit „c“ geschrieben) lebte schon länger in Rath. Im Artikel „"Heumar
erhält 1836 eine neue Kirche", erschienen im Jahr 1929 in der Bergisch
Gladbacher Volkszeitung [4], wird erwähnt, dass Jacob Rottländer im Jahr
1835 Ortsschöffe in Rath war.
Dieser Jacob Rottländer war allerdings der gleichnamige Vater des Jacob Rottländers, welcher später die Brauerei betrieb. Ob auch Jacob Rottländer
Senior schon eine Brauerei betrieb ist unklar. Die erste Erwähnung zumindest
einer Wirtschaft stammt aus dem Jahr 1864 im Kontext eines
Mobiliar-Verlaufs.
[5, 13.02.1864] „…Freiwilliger Mobiliar-Verkauf. Zu Rath auf
dem Hause Rath sollen am Dinstag, den 16. Februar bei Herrn Jacob Rottländer
nachfolgende Gegenstände durch den Notar Hanf öffentlich und meistbietend
gegen ausgedehnten Zahlungs-Ausstand verkauft werden, als: 6 Stück
Ackerpferde, ...“
Diese Art von Verkäufen / Versteigerungen wurden zumeist in den
lokalen Wirtschaften durchgeführt, so dass mit Sicherheit angenommen werden
kann, dass bereits im Jahr 1864 zumindest eine Wirtschaft, ggf. auch schon
eine Brauerei betrieben wurde.
Interessant ist, dass von „dem Hause Rath“ gesprochen wird,
was auf eine zumindest in Rath/Heumar bedeutende Stellung des Hauses schließen
lässt. Ob es sich hier noch um Jacob Rottländer Senior oder schon um Jacob
Rottländer Junior handelte, ist unklar.
In der nächsten bekannten Nennung wird dies mit aufgeführt,
es handelt sich bei dieser Nennung auch gleichzeitig um die erste Nennung,
die den Betrieb einer Brauerei bezeugt.
[5, 16.08.1871] „…Durch einen vor dem Königl. Notar Wagner
zu. Mülheim am Rhein am 5. August 1871 zwischen Jacob Rottländer Sohn, Wirth
und Bierbrauer, auch Ackerer, und Anna Maria Hohn, Witwe von Peter Joseph
Kraft, ohne Gewerbe, beide zu Heumar, Bürgermeisterei gleichen Namens
wohnend, abgeschlossenen Ehevertrag, wovon ein heute in dem Audienzsaale des
hiesigen Handelsgerichts in der dazu bestimmten Tabelle angeheftet und
öffentlich ausgestellt worden, haben die genannten Contrahenten bestimmt,
daß unter ihnen die gesetzliche eheliche Gütergemeinschaft Statt finden
soll. Für die Richtigkeit des Auszuges: Föltz, den 14. August 1871.
Handelsgerichts=Secretair, Weber…“
Schon damals war es nicht unüblich, einen Ehevertrag
abzuschließen, in diesem Falle wurde eine Gütergemeinschaft vereinbart. Jacob
Rottländer Junior heiratete also im Jahr 1871 die ebenfalls aus Rath/Heumar
stammenden Anna Maria Horn und war zu dieser Zeit als Wirth, Bierbrauer und
Ackerer (also Landwirt) tätig.
Im Jahr 1873 gibt es eine weitere Erwähnung im Kontext einer
Licitation (einer öffentlichen Versteigerung) im Kontext einer gerichtlichen
Theilungssache. Hierbei ging es meist, wie auch in diesem Fall, darum, dass
alle Erbberechtigten ihr Erbteil einforderten und damit das Erbe
entsprechend aufgeteilt werden konnte, dieses versteigert wurde. Eine solche Licitation fand im Jahr 1873 bei „…dem zu Rath bei Mülheim am Rhein
wohnenden Wirth Jacob Rottländer…“ [5] statt.
Während Jacob Rottländer für diese Licitation nur die
Räumlichkeiten stellte, war er im nächsten Fall direkt beteiligt. Hierbei
handelte es sich um eine Licitation, welche im Jahr 1878 stattfand und das
Erbe des verstorbenen Johann Rottländer, vermutlich einem Bruder von Jacob
Rottländer Junior, betraf. In diesem Fall stritten sich 8 Familienmitglieder
sowie die Witwe von Johann Rottländer samt 3 unmündigen Kindern um den
Erbteil [5].
[5, 14.09.1878] „…Licitation. In der gerichtllchen
Theilungssache:
1) des Max Rottländer, Ackerer, in Brück wohnend,
2) des Jacob Rottländer, Bierbrauer, zu Heumar wohnend,
3) des Joseph Rottländer, Bierbrauer, zu Lind wohnend,
4) der Eheleute Mathias Ackerwirth, und Christina, geborne Rottländer, ohne
besonderes Geschäft, beide zu Knipscherhof bei Scheiderhöhe wohnend,
5) der Eheleute Joseph Selbach, Förster, und Margaretha, geborne Rottländer,
ohne Geschäft, beide zu Gremberg bei Kalk wohnend, Kläger, vertreten durch
die Advocaten Elven und Carl Euler Zwei in Köln, ersterer als Anwalt, gegen
1) die zu Deutz wohnende Gertrud Hammelrath, Witwe von Johann Rottländer,
ohne Geschäft, im eigenem Namen und als Vormünder ihrer minderjährigen, mit
dem genannten Johann Rottländer gezeugten, gesetzlich bei ihr domicilirten,
geschäftslosen Kinder a) Heinrich, b) Franz und c) Johann Rottländer
2) den zu Köln wohnenden Bauer und Metzger Wilhelm Rottländer,
3) die zu Köln wohnenden Eheleute Wilhelm Hartzheim, Metzger, und Catharina,
geborne Rottländer,
4) den Jacob Rottländer, Metzger, früher zu Deutz, dann ohne bekannten Wohn=
und Aufenthaltsort und jetzt zu Berlin sich aufhaltenden, Verklagten, früher
ohne Anwalt, jetzt durch Advocat=Anwält Franz Wilhelm Kyll vertreten, und
auf Grund Urtheils des Königlichen Landgerichts in Köln vom 21. Februar
dieses Jahres, werden vor dem unterzeichneten, in der Stadt Köln am Rhein
wohnenden Königlich Preußischen Notar Caspar Bessenich am Montag den 25.
November 1878 und wo nöthig an den folgenden Tagen, jedesmal Morgens 10 Uhr
beginnend, in der Behausung des Wirthes Jacob Rottläuder in Heumar, die
folgenden Immobilien, nämlich: I. in der Gemeinde Heumar ... 31 Grundstücke
Ackerland ... II. gelegen in der Gemeinde Rath, Bürgermeisterei Merheim, ...
2 Grundstücke Ackerland ... licitirt…“
Der Bekanntmachung in der Kölnischen Zeitung ist zu
entnehmen, dass sich die Familie über Rath/Heumar, Brück, Lind, Deutz und
Köln verteilt hatte. Jacob Rottländer wird hier als „…Bierbrauer, zu Heumar
wohnend…“ aufgeführt. Die meisten Familienmitglieder waren Metzger oder
Ackerer, allerdings wird der in Lind wohnende Joseph Rottländer, vermutlich
ein Bruder von Jacob Rottländer Junior, ebenfalls als Bierbrauer bezeichnet.
Es gab also gleich 2 Brauer in der Familie. Am Ende dieser Dokumentation
wird in einem eigenen Kapitel auf Joseph Rottländer eingegangen.
Die vorstehende Bekanntmachung aus dem Jahr 1878 ist der
letzte bekannte Nachweis, in dem Jacob Rottländer explizit als Bierbrauer bezeichnet
wird. In den folgenden Erwähnungen wird er als entweder als Gastwirt
bezeichnet oder es wird der Ort genannt, an dem das Ereignis stattfinden
soll („in der Wirtschaft von Jacob Rottländer“). Dies bedeutet nicht, dass
die Brauerei von Jakob Rottländer schon in dieser Zeit stillgelegt wurde,
vermutlich wurde noch bis ins zwanzigste Jahrhundert gebraut, es bedeutet
nur, dass der Zeitpunkt der Stilllegung der Brauerei nicht bekannt ist.
In der Folgezeit gab es eine Vielzahl von Versteigerungen von
Holz (mehrfach im Jahr), durchgeführt von der Königlichen Oberförsterei
Königsforst.
Im Frühjahr 1907 verstarb Jakob Rottländer, die Umstände
seines Todes sind
nicht bekannt. Es gibt auch keine explizite Nachricht über seinen Tod, die
letzte Erwähnung von Jakob Rottländer stammt vom 31. Januar 1907, in der
nächsten bekannten Nennung vom 1. März 1907 ist schon von „Witwe Jakob Rottländer“ die
Rede.
(W004) [5, 16.08.1871]
Kurz nach der Heirat im Jahr 1871 schlossen Jacob Rottländer und seine Frau
einen Ehevertrag, in dem eine Gütergemeinschaft vereinbart wurde
(W005) [5, 19.10.1878]
Ausschnitt aus einer Klageschrift um das Erbe des verstorbenen Johann
Rottländer aus dem Jahr 1878. Neben "Jacob Rottländer, Bierbrauer, zu Heumar
wohnend" ist auch der zweite Brauer der Familie, "Joseph Rottländer,
Bierbrauer, zu Lind wohnend" aufgeführt
(W002) [6, 31.01.1907]
Die Oberförsterei Königforst veranstaltete regelmäßig Holzverkäufe in der
Restauration der Brauerei. Hier die letzte bekannte Anzeige mit Nennung von Jacob
Rottländer aus dem Januar 1907, kurz vor seinem Tod
Die Brauerei Witwe Jacob Rottländer (1907-(1908))
Ob die Brauerei zum Zeitpunkt des Todes von Jacob Rottländer
noch in Betrieb war ist unklar. Laut Brauereiverzeichnis [3] wurde sie
bereits im Jahr 1904 geschlossen.
Zumindest die Gastwirtschaft wurde zunächst von der Witwe
Anna Maria Rottländer, geb. Hohn, weitergeführt.
Gesichert ist dies bis zum Juni 1908, aus dem die letzte
bekannte Nennung im Kontext eines Holzverkaufes stammt. Ob sie sich im
Anschluss auf dem Geschäft zurückzog oder verstarb ist unklar.
(W003) [4, 01.03.1907]
Nach dem Tod von Jacob Rottländer führte seine Witwe die Geschäfte weiter,
so auch den Holzverkauf der Oberförsterei Königsforst. Hier die erste
Anzeige mit Nennung der "Witwe Jakob Rottländer" aus März 1907
Die Gastwirtschaft von Bernhard Braun (1911)-(1920)
Wann genau Bernhard Braun die Führung der Gastwirtschaft
übernahm ist ebenfalls unklar, es muss in der Zeit zwischen Juni 1908 (der
letzten bekannten Nennung der Witwe Rottländer) und Januar 1911 (der ersten
bekannten Nennung von Bernhard Braun) gewesen sein.
Die erste bekannte Nennung von Bernhard Braun ist auch
zugleich die letzte bekannte Nennung. Sie erfolgte im Januar 1911 im Kontext
eines „beim Gastwirt Bernhard Braun zu Rath Heumar“ stattfindenden
Holzverkaufs durch die Oberförsterei Königsforst [6].
Allerdings ist auf dem abgebildeten Foto der
Restauration in der Dorfstraße 53 bei genauem Hinsehen die Aufschrift
„Schenkwirtschaft von Bernhard Braun“ zu erkennen
Wie lange die Schenkwirtschaft noch unter Bernhard Braun
bestand ist unklar, mindestens aber bis in die 1920er Jahre (siehe Anmerkung
weiter unten). In den Kölner Adressbüchern sind keine Informationen zu finden, weil
die Wirtschaft in dem Teil von Rath-Heumar lag, der erst im Jahr 1975
eingemeindet wurde.
(F001) [2]
Foto der ehemaligen Brauerei Rottländer, mittlerweile die Schenkwritschaft
von Bernhard Braun. Vermutlich zwischen 1910 und 1920
(F001D) [2]
Detailvergrößerung des Schildes an der Hausfront. Mit gutem Willen zu
erkennen: "Schenkwritschaft von Bernhard Braun"
(F002) [2 ]
Weiteres Foto der ehemaligen Brauerei, Alter unklar. Jacob Rottländer war
nicht nur Brauer und Wirth, er betrieb auch Landwirtschaft
(W001) [6, 24.01.1911]
Die Oberförsterei Königsforst veranstaltet im Jahr 1911 wieder einen
Holzverkauf in der ehemaligen Brauerei in Rath-Heumar. Zu dieser Zeit wurde
die Gastwirtschaft von Bernhard Braun geführt
Peter Joseph Rottländer
Über Peter Joseph Rottländer, sehr wahrscheinlich einem Bruder
von Jakob Rottländer, ist wesentlich mehr bekannt, da dieser schon früh nach
Köln verzog und dort die Datenlage wesentlich besser ist.
Im November 1868 übernahm Peter Joseph Rottländer die nur ein
Jahr zuvor gegründete Brauerei in der Streitzeuggasse 10 von Peter Joseph Froitzheim. In der Kölnischen Zeitung kündigte er dies wie folgt an:
[5, 07.11.1868] „…Bierbrauerei- und Wirthschafts-Uebernahme.
Einem geehrten Publicum hiermit die ergebene Anzeige, daß ich die hier in
der Streitzeuggasse Nr. 10 gelegene, bis jetzt von Herrn Pet. Jos.
Froitzheim geführte Bierbrauerei, verbunden mit Restauration, übernommen
habe. Stets wird es mein Bestreben sein, durch prompte Bedienung und
Verabreichung eines guten kölnischen Bieres mir die Gunst meiner geehrten
Gäste zu erwerben und zu erhalten. Außer einem vorzüglichen Glase Weißbier
empfehle ich noch ein ausgezeichnetes Glas Knupp, sowie mein neu
aufgestelltes Billard. Köln, den 6. November 1868. Pet. Jos. Rottländer…“
Im Brauereiverzeichnis [3] taucht statt Rottländer Rothländer
auf und diesmal ist der Fehler nicht allein im Brauereiverzeichnis zu finden, sondern
auch im Kölner Adressbuch des Jahres 1869 [7]. Dort ist der Name falsch
angegeben und im Folgejahr 1870 gibt es sogar zwei Einträge für die Brauerei
im Personenverzeichnis, einen für Rothländer und einen für Rottländer. Erst
ab dem Jahr 1871 gibt es keine Fehler mehr.
Peter Joseph Rottländer war mit Lenchen Huppertz verheiratet,
vermutlich seit dem Jahr 1868. Im August 1869 kam der gemeinsame und
gleichnamige Sohn Peter Joseph zur Welt, welcher aber bereits im April 1871
verstarb. Mit Michael Joseph kam im Juli 1872 ein weiterer Sohn zur Welt.
Aus einer Anzeige aus dem Jahr 1870, in der verschiedenstes
Brauerei-Zubehör zum Verkauf angeboten wird, lässt sich schließen, dass
Peter Joseph Rottländer die bestehende Brauerei modernisierte.
Joseph Rottländer führte die Brauerei bis ins Jahr 1873, in
dem er die Brauerei an Peter Joseph Jonas übergab. Welchen Tätigkeiten er im
Anschluss nachging ist bis ins Jahr 1877 unklar. Im Jahr 1877 taucht er dann
wieder als Brauer auf, diesmal in der Dürenerstraße 2 in Lind [3,7]. Hier
übernahm er die nur 1 Jahr zuvor von Wilhelm Oebel gegründete Brauerei. Lind
gehörte damals noch nicht zu Köln (eingemeindet im Jahr 1975), aber in den
Kölner Adressbüchern dieser Zeit gibt es ein Kapitel „nähere Umgebung von
Köln“, in dem auch Lind aufgeführt ist. Im Adressbuch des Jahres 1878 [7]
sind gerade einmal 10 Einträge für Lind zu finden, darunter eben aber auch
der von Joseph Rottländer.
Joseph Rottländer führte die Brauerei in Lind vermutlich bis
ins Jahr 1881 und übergab sie dann an Johannes Helfinger, welcher diese bis
zur Schließung im Jahr 1895 weiterführte.
Anschließend zog es Joseph Rottländer wieder zurück nach Köln und noch im
gleichen Jahr übernahm er eine seit einigen Jahren stillgelegte Brauerei in
der Marzellenstraße 10 und eröffnete diese wieder.
[8, 12.11.1881] „…Geschäfts-Eröffnung. Dinstag den 8 November
cr. eröffnete ich in dem Hause Marzellenstraße Nr. 10 eine Kölner
Bier-Restauration, welche ich meinen Freunden und Gönnern bestens empfehle.
Durch Verabreichung eines feinen Kölner Lager-Bieres aus meinen Eiskellern
in Lindenthal, sowie durch eine ausgezeichnete Küche werde ich bestrebt
sein, mir das Zutrauen der mich Besuchenden zu erhalten. Peter Joseph
Rottlaender, Brauereibesitzer. Lindenthal und Köln, den 6. November 1881…“
Kontinuität war kein Wesenszug von Peter Joseph Rottländer.
Er betrieb die Brauerei immerhin 5 Jahre und wechselte dann in die
Breitestraße 2.
[9, 17.10.1886] „…Meine bis jetzt in der 10 Marzellenstraße
10 geführte Restauration verlegte nach 2 Breitestraße 2, vis-a-vis der
Columbastraße, und findet heute daselbst die Eröffnung statt. Empfehle
besonders ein hochfeines Dortmunder Exportbier aus der Brauerei zum
Feldschlößchen von Böhmle & Hueck, Dortmund, per Glas 10 Pfg, sowie ein
feines Glas Kölner Lagerbier. Ich werden besonderen Wert darauf legen, eine
ganz vorzügliche Küche nebst Mittagtisch zu den billigsten Preisen zu
führen. Indem ich mein neues Unternehmen allen Freunden und Gönnern, sowie
einem hochverehrten Publikum bestens empfehle, zeichne Hochachtungsvoll!
Peter Josef Rottländer…“
Das Haus in der Breitestraße 2 betrieb er ausschließlich als
Restauration, eine Brauerei gab es hier nicht.
Auch dies war nur ein kurzer Ausflug, bereits ein Jahr
später, im Jahr 1887 wechselte er in die Herzogstraße 15 und übernahm die
dort bestehende Likör-Fabrik und Dampf-Brennerei von Peter Joseph Hubert
Schäfer [7].
Nach weiteren 2 Jahren war auch hier Schluss und Peter Joseph
Rottländer eröffnete in dem zu dieser Zeit leerstehenden Haus in der
Hosengasse 25 eine Restauration. Auch hier wurde nicht selbst gebraut, wie
auch der nachstehenden Anzeige zum Anlass des „Bockfestes mit Freiconzert“
zu entnehmen ist.
[10, 26.04.1890] „…Samstag den 26., Sonntag den 27., Montag
den 28., Dienstag den 29. Und Mittwoch den 30. dfs Bockfest und Freiconcert.
Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich am heutigen Tage ein
ausgezeichnetes Glas Salvator-Bockbier in Riesengläsern à 15 Pfg. zum
Ausschank bringe. Gleichzeitig empfehle vorzügliche Bockwürste mit
Meerrettig. Um geneigten Zuspruch bittet Achtungsvoll Jos. Rottländer. 25
Hosengasse 25…“
Das Haus in Hosengasse 25 wurde im Jahr 1891 abgerissen und
neu erbaut. Im Neubau gab es dann keine Restauration mehr. Was im Anschluss
aus Peter Joseph Rottländer wurde, ist nicht bekannt.
(W003) [5, 07.11.1868]
Anzeige zur Übernahme der bestehenden Brauerei in der Streitzeuggasse 10 aus
dem Jahr 1868
(W009) [5, 31.08.1872]
Peter Joseph Rotländer empfiehlt seine in der Nähe des neu zu eröffnenden
Stadttheaters gelegene Brauerei. Anzeige aus dem Jahr 1872
(W005) [5, 24.03.1870]
Vermutlich im Rahmen einer Modernisierung der Brauerei verkaufte Josef
Rottländer im Jahr 1870 verschiedenstes Brauerei-Zubehör
(W004) [5, 24.08.1869]
Anzeige zur Geburt des ersten Sohnes im Jahr 1869. Dieser verstarb aber
bereits im Folgejahr
(W006) [5, 10.07.1872]
Anzeige zur Geburt des zweiten Sohnes im Jahr 1872
(W008) [8, 12.11.1881]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei in der Marzellenstraße 10 durch Peter
Joseph Rottländer im Jahr 1881
(W001) [9, 19.02.1882]
Anzeige der Brauerei in der Marzellenstraße 10 aus dem Jahr 1882. Karneval
bei Peter Joesph Rottweiler mit venitianischer Beleuchtung und Zwergcapelle
(W002) [9, 17.10.1886]
Anzeige von Peter Josef Rottländer zur Verlegung seiner Restauration von der
Marzellenstraße 10 in die Breitestraße 2. Gebraut wurde dort nicht mehr
(W007) [10, 26.04.1890]
Bockfest und Freiconcert bei Josef Rottländer, mittlerweile in der
Hosengasse 10. Anzeige aus dem Jahr 1890
Übersicht der Firmierungen
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
(1871)-1907
Brauerei Jacob Rottländer
1907-(1908)
Brauerei Witwe Jacob Rottländer
Unklar, ob unter dieser Firmierung noch gebraut wurde
(1911)-(1920)
Schenkwirtschaft Bernhard Braun
Kein Braubetrieb
Anmerkungen
•
Laut Eigendarstellung des „Rasensportvereins 1920 e.V.,
Rath-Heumar“ [1], wurde dieser am 1. März 1920 in der Gaststätte
„Rottländer“ auf der Rösrather Straße 546/548 gegründet und diese
fungierte auch als erstes offizielles Vereinslokal. Dies stimmt
vermutlich auch, wobei zu dieser Zeit schon Bernhard Braun die
Restauration führte. Vermutlich hatte sich der Name Rottländer über
davorliegenden 80 Jahre eingebürgert und wurde zu dieser Zeit noch
verwendet
Quellenverzeichnis
1
Chronik des Rasensportvereins 1920 e.V., Rath Heumar
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009