Unternehmensgeschichte der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft zu Alteburg
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Der Irrtum
Die Gründung der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft zu Alteburg
Der Start
Die ersten Jahre der Brauerei
Die 1880er Jahre
Die Erfolgsjahre bis zur Jahrhundertwende
Der Beginn der Krise
Arbeitskampf
Das Übernahmeangebot der Kölner Adler-Brauerei
Die Auswirkungen des ersten Weltkriegs
Der Verkauf des Malzkontingentes an die Hirsch-Brauerei und die Liquidation der Gesellschaft
Firmierungen der Brauerei
Anmerkungen
Brauereiwerbemittel
Etiketten
Bierflaschen                                                                                                                                               

Der Irrtum
In der bekannten Literatur [u.a. 4,6,11] wird aufgeführt, dass die Cölner Aktien-Bierbrauerei Gesellschaft im Jahr 1873 gegründet und dann im Jahr 1876 in Rheinische Brauerei-Gesellschaft zu Alteburg umfirmiert wurde. Dies ist definitiv falsch. Beide Brauereien existierten unabhängig voneinander, die eine in Alteburg (gegründet am 5.7.1873) und die andere in Nippes (gegründet am 5.3.1873). Dies lässt sich unter anderem durch Veröffentlichungen in der Kölnischen Zeitung nachweisen. Im folgenden Bericht aus dem Jahr 1872 ist von 2 im Bau befindlichen Aktien-Brauereien im Umfeld von Köln (weder Alteburg noch Nippes gehörten damals schon zu Köln) die Rede:
[13 (02.06.1872)] "…Kölner Local-Nachrichten. Köln, 2. Juni. Ungeachtet der in unserer nächsten Nähe - zu Alteburg und bei Nippes - im Entstehen begriffenen Actien-Brauereien zeigt sich in den stadtkölnischen Brauereien noch ein ungeschwächter Unternehmungsgeist. Es ergibt sich derselbe daraus, da in den letzten drei Monaten vier kölnische Brauereien zu hohen Preisen - im Ganzen für 120,000 Thaler exclusive Inventar - von Unternehmungslustigen angekauft worden sind. So die Brauerei "Zur Tesch" und eine in der Großen Budengasse gelegene für je 27,000 Thaler, eine andere in der Komödienstraße für 26,000, und die "Zum Schloß Bensberg" für 40,000 Thaler. Außerdem wurde ein ansehnliches Geschäftshaus in der Großen Budengasse zur Einrichtung einer Brauerei für 30,000 Thaler angekauft. Hiernach darf wohl angenommen werden, daß sich die große Zahl der Verehrer von einem Glase "Kölsch" dem "Baierisch" gegenüber auf ihrer ruhmwürdigen Höhe behauptet und der bierfreundliche Spruch: "Hopfen und Malz, Gott erhalt's", scheint sich nach allen Seiten zu bewähren…“
 
Weiter gibt es für beide Brauereien Gründungsberichte aus der Kölner Zeitung und eine Reihe von weiteren Artikeln, welche die unrühmliche Geschichte der „Cölner-Aktien-Bierbrauerei-Gesellschaft“ dokumentieren. Weitere Informationen zur „Cölner-Aktien Bierbrauerei Gesellschaft“ finden Sie hier: .
Die Gründung der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft zu Alteburg
Das Gelände, auf dem auch die Rheinische Brauerei-Gesellschaft lag, wurde 1813 von Ludwig Böcking erworben. Ludwig Böcking errichtete hier den ersten industriellen Betrieb, eine Knochenmühle und Kalkbrennerei. Schon länger stand hier die Alteburger Mühle, deren Reste auch heute noch vorhanden sind (heutige Adresse: An der Alteburger Mühle Nr. 6). Im Jahr 1845 wurde das Grundstück dann an Paul Joseph Hagen verkauft. Dieser besaß schon mehrere andere Grundstücke weiter südlich, unter anderem den Gutshof, den er nach seiner Tochter "Marienburg" nannte (daher die Bezeichnung des heutigen Kölner Stadtviertels „Marienburg“).
Im Jahr 1871 erwarben die Gründer der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft für 43.167 Thaler (129.501 Mark) ein 45.052 m² großes Grundstück in diesem Areal. Auf diesem Grundstück wurde im Jahr 1872 mit dem Bau der Brauerei begonnen. Am 05.07.1873 wurde die Rheinische Brauereigesellschaft zu Alteburg hier offiziell gegründet.
Das Aktienkapital der Gründeraktien betrug 600 000 Thaler, ausgegeben in 3 000 Aktien zu je 200 Thaler (die Mark wurde erst 1876 abschließend eingeführt, auf den Aktien war aber bereits zusätzlich auch der Wert 600 Mark angegeben).
[13, 14.07.1873] „…Auf Anmeldung ist heute in das hiesige Handels- (Gesellschafts-) Register unter Nr. 1446 eingetragen worden die Actien-Gesellschaft unter der Firma: "Rheinische Brauereigesellschaft", welche ihren Sitz zu Alteburg bei Köln hat und auf Grund eines vor Notar Cardauns in Köln am 5. Juli 1873 vollzogenen Gesellschafts-Vertrages (Status) errichtet worden ist. Gegenstand der Gesellschaft ist die Errichtung und Erwerbung von Mälzereien und und Brauereien und deren Betrieb oder Betheiligung an anderen Mälzereien oder Brauereien. Die Zeitdauer der Gesellschaft ist unbeschränkt. Das Actien-Capital der Gesellschaft beträgt Eine Million achthunderttausend Reichsmark gleich Sechshunderttausend Thaler, und ist in Actien à Sechshundert Reichsmark gleich zweihundert Thaler eingetheilt. Eine Erhöhung des Actien-Capitals bis zu Sechs Millionen Reichsmark gleich zwei Millionen Thaler kann durch den Aufsichtsrath beschlossen werden; eine weitere Erhöhung jedoch nur durch die General-Versammlung. Die Actien lauten auf den Inhaber. Alle Bekanntmachungen und Eröffnungen an die Actionaire erfolgen unter der Aufschrift: "Rheinische Brauerei-Gesellschaft", und mit der Unterschrift: "Der Aussichtsrat" oder "Der Vorstand", je nachdem die betreffende Veröffentlichung von dem Erstern oder Letztern zu ergehen hat, in der Kölnischen Zeitung, der Berliner Börsen-Zeitung und dem Berliner Börsen-Courier. Der Aufsichtsrath hat das Recht, Aenderungen und Erweiterungen bezüglich der Verkündigungs-Blätter vorzunehmen, welche in den übrigen Blättern zu verkünden sind. Die ordentliche General-Versammlung der Actionaire findet im November jeden Jahres in Köln Statt, und wird vom Vorstand durch Ausschreibungen in den Gesellschaftsblättern, welches mindestens drei Wochen vor dem Versammlungstage erschienen sein muß, berufen. In derselben Weise erfolgt die Berufung jeder außerordentlichen General-Versammlung. Vorstand der Gesellschaft ist die Direction, welche aus einem oder mehreren Directoren respective Vorstandsmitgliedern besteht. Die Mitglieder der Direction werden von dem Aufsichtsrathe zu notariellem Protocolle ernannt und legitimieren sich durch einen Auszug aus demselben, welcher ihre Wahl constatiert. Zur Gültigkeit der Firmenzeichnung Seitens der Direction ist die Unterschrift eines Directores resp. Vorstandsmitgliedes erforderlich. Der derzeitige Vorstand (Director) der Gesellschaft ist: der Kaufmann Jean Baptiste Felmer, zu Alteburg bei Köln wohnend. Köln, den 12. Juli 1873..."
 
Die Rheinische Brauerei-Gesellschaft zu Alteburg war die dritte Aktienbrauerei Kölns (nach der 1 Jahr früher gegründeten Cöln-Niedermendiger Aktienbrauerei und der wenige Monate früher gegründeten Cölner-Aktien-Bierbrauerei-Gesellschaft), wobei gesagt werden muss, dass Alteburg damals noch eigenständig war und erst am 1. April 1888 eingemeindet wurde. Das in unmittelbarer Nähe am Rhein gelegene Wasserwerk lieferte das Brauwasser, was einen entscheidenden Standortvorteil darstellte. Es war eine Gründung auf der "grünen Wiese". Die meisten Aktienbrauereien entstanden aus der Umfirmierung bestehender Brauereien zum Zwecke der Kapitalbeschaffung (auf den Etiketten, Briefköpfen usw. ist in diesen Fällen meist größer als der Hinweis auf die AG der Vorgängername, z.B. "vormals Börsch & Hahn", angegeben). Die Cölner Aktien Bier-Brauerei hatte hingegen keinerlei Vorgeschichte.
(W008) [13]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1873. Es handelt sich um eine Ausschreibung für Erd- und Maurerarbeiten für den Erweiterungsbau der Bierbrauerei auf der Alteburg.
(W027) [13]
Anzeige der Brauerei vom 04.05.1872 als die Brauerei noch mitten im Bau war und Verstärkung durch Maurer suchte
(AK001)
Gründeraktie der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft zu Alteburg bei Cöln aus dem Jahr 1873. Nennwert: 200 Thaler
(unbekannte Sammlung) 

Der Start
Die Gründung der Brauerei war sehr gut vorbereitet, schon vorab hatte man eine Reihe von Bierlieferverträgen mit Restaurationen ausgehandelt, so dass schon von Beginn an der Bierabsatz gesichert war.
In Anzeigen „beehrte“ sich die Brauerei anzuzeigen, dass am 26. Juli 1873 mit dem Verkauf von Lagerbier begonnen werde. Ebenso gab es eine Reihe von Anzeigen von Restaurationen, die für eben diesen Tag den Ausschank von Bier der Alteburger Brauerei ankündigten.
Am 26. Juli 1873 fand eine Eröffnungsfeier statt, zu der neben den Kölner Honoratioren auch die Presse eingeladen war. Am Folgetag erschien in der Kölnischen Zeitung der folgende Artikel:
[13, 27.07.1873] „…Die Herstellung der oberhalb Kölns an der Alteburg in sehr ansehnlichen Dimensionen procectirten Actienbrauerei ist unter der baulichen Leitung des Herrn Maurermeisters F. Bolzius von hier nun so weit gediehen, daß das Etablissement gestern eröffnet werden konnte. Die Leiter des Unternehmens hatten anläßlich dieses für die in Köln sehr zahlreichen Verehrer des sagenhaften Bierkönigs Gambrinus immerhin bemerkenswerthen Ereignisses gestern Abend eine Festlichkeit veranstaltet und viele Gäste zu derselben eingeladen, die sich in einer großen unterirdischen, mit Laubwerk geschmückten Malztenne versammelten und nicht zögerten, sich zur Entgegennahme des "Probetrunks" niederzulassen. Derselbe hat, wie wir von mehreren Seiten bestätigen hören, bewährten Kennern sehr gut gemundet. Gleichzeitig wurde der Probetrunk auch in einer Anzahl hiesiger Restaurationen verabreichts und, wie sich von selbst versteht, einer gewissenhaften Prüfung unterzogen, wobei sich ergab, daß nach kölner Art die Meinungen nicht selten aus einander gingen. De gustibus non est disputandum. Wir constatiren gern, daß das Eröffnungsfest einen heiteren Verlauf hatte, wie sich daraus erkennen läßt, daß nicht wenige Theilnehmer den Heimweg erst beim Grauen des Morgens zurücklegten. Ueber die bauliche und technische Einrichtung der also inaugurirten Brauerei bemerken wir Folgendes: Bis jetzt sind unter derselben vier große Keller mit böhmischen Kappengewölben ausgeführt, die zur Lagerung von 30,000 Hektolitern Gerstensaft im Stande sind. Drei fernere Keller sind noch im Bau begriffen, nach deren Vollendung etwas 50,000 Hektoliter untergebracht werden können. Aus den drei neben einander laufenden, mit besonderen Ventilations-Einrichtungen versehenen Malztennen, deren eine 250, die beiden anderen je 175 Fuß Tiefe haben, gelangt man in die 16 Fuß hohen Gährkeller, worin die erforderlichen großen Bottiche in Reih und Glied aufgestellt sind. An jedem Bottich sind Tafeln angebracht, um Wärme, Zucker- und Alkoholgehalt und Alter des Bieres darauf vermerken zu können. Die Gährkeller stehen von drei Seiten in Eis und haben eine durchschnittliche Temperatur von etwas mehr als 5 Grad. In den Lagerkellern, zu welchen man aus dem Gährkeller hinabsteigt, liegen in zwei Schichten die Fässer reihenweise. Auch hier ist für Eis gesorgt, welches die Temperatur auf durchschnittlich zwei Grad reducirt. Die Brauerei, deren Transmissionen durch eine 25pferdige Dampfmaschine in Bewegung gesetzt werden, kann in zwei je 80 Hektoliter haltenden Pfannen täglich vier mal sieden. Als Princip soll angenommen sein, die Biere erst in den Consum zu bringen, wenn sie sechs Monate alt geworden sind. Wir schließen diese Notizen mit dem Wunsche: "Hopfen und Malz, Gott erhalt's!". Dieser Wunsch ist gerechtfertigt durch das Interesse der geehrten Consumenten und nicht minder dadurch, daß zunehmender Bierverbrauch dazu beitragen werden, das leidige Branntweintrinken zu beschränken. Dafür wäre es gewiß gut, wenn, wie in alten Zeiten geschah, die Herren Brauer mit Vermeidung von Surrogaten mehr als zweifelhaften Wertes sich an Hopfen und Malz halten wollten. Der in Deutschland progressiv abnehmende Anbau von Hopfen läßt nur zu sehr auf zunehmende Verwendung von sonstigen Ersatzmitteln schließen..."
 
Interessant ist u.a. der Hinweis des Verfassers, dass durch mehr Bierkonsum dazu beitragen werden soll, das „leidige Branntweintrinken“ einzuschränken.
(W009) [13]
Anzeige vom 15.07.1873 mit der Ankündigung ab dem 26. Juli 1873 mit dem Verkauf von Bier zu starten
(W010) [13]
Anzeige der Restauration von Jacob Schmitz aus der Herzogstraße vom 25.07.1873 mit der Ankündigung ab dem 26. Juli Bier von der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft auszuschenken
(W011) [13]
Anzeige der Restauration Prickartz aus der Mühlengasse vom 25.07.1873 mit der Ankündigung ab dem 26. Bier von der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft auszuschenken 
     
(W012) [13]
2 Anzeigen von der Restauration Offendorf und der Restauration Wöhrmann vom 25.07.1873, beide  mit der Ankündigung ab dem 26. Bier von der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft auszuschenken 
(W013 [13]
Ausschnitt mit Werbeanzeigen vom 26.07.1873. Allein 5 der Restaurationen (Offendorf, Wöhrmann, Zum Stern, Cafe du Dome und Gassen) haben Alteburger Lagerbier im Ausschank
                                                           

Die ersten Jahre der Brauerei
Die Brauerei fasste sofort auf dem Kölner Markt Fuß und war in den ersten Jahren sehr erfolgreich. Bereits in der Bilanz des ersten Geschäftsjahrs 1873/74 (7. April 1873 bis 31. Juli 1874) wurde ein Gewinn von 50.896 Talern (152.688 Mark) erwirtschaftet und eine Dividende in Höhe von 8% ausgeschüttet. Auch wurden direkt von Anfang an bemerkenswerte Mengen von Bier produziert. Die erste bekannte Nennung stammt aus dem Geschäftsjahr 1875/76 und spricht von einer Menge von 49.562 Hektolitern. Damit war die Brauerei zu dieser Zeit die mit Abstand größte Brauerei in Köln, nur gefolgt von der zweiten industriellen Brauerei im Köln dieser Zeit, der Köln-Niedermendiger Aktienbrauerei. Im nächsten Geschäftsjahr wurden über 54.000 hl produziert und im nächsten Jahrzehnt pendelte die Produktion konstant um 50.000 hl.
Da die Brauerei untergärige Biere produzierte, war viel Eis für Produktion und Lagerung des Bieres notwendig. Zu dieser Zeit war die Brauerei noch nicht mit einer eigenen Eismaschine ausgerüstet und die Beschaffung des Eises was mühsam. In Anzeigen wurde damit geworben, dass die Brauerei Eis aufkauft. Immerhin wurden 2 ½ Silbergroschen pro Zentner gezahlt. Spätestens ab dem Jahr 1883 verfügt2 die Brauerei aber über eine eigene Eismaschine, so dass die Abhängigkeit von externen Lieferanten vorbei war.
Im Jahr 1874 brannte es zum ersten Mal in der Brauerei. Die Brauerei kam aber noch glimpflich davon, es brannte nur im Bereich der Malzproduktion, die Produktionsbereiche für Bier waren nicht betroffen.
[13, 28.11.1874] „…Kölner Local=Nachrichten. Köln, 28. November. Gestern Nachmittag nach 3 Uhr brach in den zur Fabrication und Aufbewahrung des Malzes bestimmten Gebäulichkeiten der Rhein. Brauereigesellschaft zu Alteburg Feuer aus, welches im Innern desselben erheblichen Schaden anrichtete und große Quantitäten Malz verbrannte. Das Hauptgebäude blieb von dem zerstörenden Elemente verschont. Sowohl die Feuerwehren der umliegenden Ortschaften als die unserer Stadt eilten zur Brandstelle. Gegen 7 Uhr kehrte die hiesige zurück..."
 
Im November 1874 wurde der bisher alleine durch Jean Baptiste Felmer geführte Vorstand der Brauerei durch ein zweites Mitglied, Carl Prandtl, verstärkt. Allerdings schied Carl Prandtl bereits im September 1876 wieder aus und Jean Baptiste Felmer führte den Vorstand wieder alleine.
Bereits zu dieser Zeit exportierte die Brauerei Bier ins Ausland. Zielländer waren u.a. England und Spanien, Hauptexportland war aber Frankreich, wie auch der Bilanz aus dem Geschäftsjahr 1877/78 zu entnehmen ist:
[13, 19.12.1878] „…für den pariser Biertransport wurden drei eigene Eisenbahnwaggons in Betrieb gesetzt, welche, mit Eisbehältern versehen, während des Sommers sehr gute Dienste leisteten, aber nicht genügten, um den ganzen Versand zu bewältigen…“
 
Die Verbindungen mit Frankreich wurden auch in einer Anzeige der Brauerei aus dem Jahre 1881 deutlich. Gesucht wurde ein kaufmännischer Direktor, Fachkenntnisse waren wünschenswert, Kenntnisse der französischen Sprache Bedingung.
Die Brauerei verkaufte neben Bier auch viele Nebenprodukte wie Reinzucht-Hefe, Treber, Gas („…von sehr schönen Gärungen…“) und Eis.
Wilhem Scheben, der bekannteste Kölner Chronist der damaligen Zeit, schildert die Brauerei im Jahr 1880 wie folgt [4]:
"…Die bedeutendste Brauerei im Kölner Bezirk ist die Rheinische Brauerei-Gesellschaft Alteburg bei Köln. Diese entrichtete im Jahre 1878/79 an Brausteuer 48.592 Mark; sie liefert ein gesuchtes Fabrikat und steht, was ihre Betriebseinrichtungen betrifft, auf der Höhe der Gewerbe-Entwicklung…"
 
 
(W017) [13]
Anzeige des Concodia-Hotels vom 09.08.1873. Im Ausschank Lagerbier der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft, das Glas zu 1 1/2 Silbergroschen
 
(W018) [13]
Anzeige des Cafe-Restaurant Gertrudenhof vom13.09.1873. Im Ausschank Lagerbier der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft
(W021) [13]
Anzeige der Restauration Jonas vom 24.12.1873. Im Ausschank Lagerbier der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft 
(W053) [13]
Anzeige der Restauration Jacob Schmitz vom 23.05.1874. Im Ausschank: Alteburger Lagerbier 
 
     
(W085) [13, 31.12.1873]
Anzeige der Restauration W. Robert aus dem Jahr 1873. Im Ausschank: feines Alteburger Lager-Bier
 
(W084) [13, 31.12.1873]
Anzeige der Restauration A. Schmetz aus dem Jahr 1873. Im Ausschank: feinstes Alteburger Lager-Bier
                                                                               
(W022) [13]
Anzeige der Restauration Wöhrmann vom 24.12.1873. Im Ausschank Lagerbier der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft 
 
(W048) [13]
Anzeige der Restauration Kauerz vom 24.12.1873. Im Ausschank Lagerbier der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft 
(W019) [13]
Anzeige der Brauerei zum Ankauf von Eis vom 09.12.1873 (zu diesem Zeitpunkt besaß die Brauerei noch keine eigene Eismaschine)
(W029) [013]
Im Angebot der Brauerei (22.10.1883): Eis
(d.h. spätestens ab dieser Zeit besaß die Brauerei eine eigene Eismaschine
(W007) [13]
Anzeige der Restauration von Jacob Schmitz aus der Herzogstraße vom09.08.1873. Im Angebot Bier von der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft
 
(W043) [13]
Anzeige zur Eröffnung der Restauration "zur Alteburg" vom 15.05.1875. Im Ausschank war "prachtvolles" Alteburger Lagerbier, kein Wunder, da die Alteburger Mühle direkt neben der Brauerei lag
 
(W063) [16, 08.04.1877]
Weitere Anzeige der Restauration Alteburg aus dem Jahr 1877. Außer dem feinen Alteburger Lagerbier sind Maifische und Aal in Gelee im Angebot
(W015) [13]
Anzeige der Restauration F. Conrads aus der Rheingasse vom 02.08.1873. Im Angebot: Alteburger Actienbier
(W035) [13, 30.12.1874]
Anzeige aus dem Jahr 1874 zur Eröffnung der Restauration Margarethenkloster 2. Im Angebot auch Alteburger Bier
(W047) [13, 09.08.1873]
Anzeige aus dem Jahr 1873 zur Eröffnung der Wirthschaft "Zu den drei Moriannen" . Im Angebot Bier der Alteburger Brauerei
(A003) [5, 1877]
Anzeige aus dem Jahr 1877.
Hundert Liter Lagerbier für 18 Mark
 
(A005) [12. 1879]
Anzeige der Firma Franz Hubert aus Bonn aus dem Jahr 1879. "Depot der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft auf Alteburg bei Cöln" 
 
(W049) [13, 12.02.1874]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1874. Während der Carnevals-Tage gibt es Alteburger Bockbier
(W034) [13, 19.05.1877]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1877
(W036) [13, 30.12.1874]
Doppelanzeige zum Thema Flaschenbier aus dem Jahr 1874. Zum einen kündigt die Brauerei an, mit dem Vertrieb Herrn Ferdinand Gohr zu beauftragen, zum anderen bietet dieser das Flaschenbier an (12 Flaschen für 3 Mark frei Haus)
 
(W044) [13, 06.08.1875]
Weitere Anzeige zum Vertrieb von Flaschenbier durch Ferdinand Gohr aus dem Jahr 1875  
(W055) [13, 26.10.1875]
Anzeige aus dem Jahr 1875. Wie W044 links nebenstehend, nur mit dem Zusatz "Alle von mir entnommenen Flaschen sind mit Etiquetten versehen" 
(W064) [16, 08.07.1877]
Weitere Anzeige von Ferdinand Gohr aus dem Jahr 1877
(W054) [013, 25.10.1875]
Im Angebot der Brauerei: "Gaß von sehr schönen Gärungen"
(W056) [013, 26.10.1875]
Im Angebot der Brauerei: Malzkeime 

Die 1880er Jahre
Mitte der 1880er Jahr erreicht die Brauerei ein Zwischenhoch. Im Geschäftsjahr 1884/85 betrug der Gewinn 320.274 Mark bei einem Bierumsatz von 1.399.280 Mark. Es wurde eine Dividende in Höhe von 10% ausgeschüttet.
Im Juni 1881 wechselte der Vorstand, Jean Baptiste Felmer trat ab und der Vorstand wurde von Joseph Andreas Dosslein übernommen.
In der damaligen Zeit wurde beim Bierbrauen noch oft noch mit Tricks und Zusatzstoffen nachgeholfen. Insbesondere bei den kleinen Brauereien war dies gang und gäbe, denn im nicht-industriellem Maßstab war es schwierig, ohne diese Hilfsmittel eine kontinuierliche Qualität und Geschmacks-Gleichheit zu gewährleisten. Dies brachte aber auch oft das Bier generell in Verruf. Kein Wunder, dass insbesondere die industriell produzierenden Brauereien hier verbindliche Regelungen wollten. Das Thema erreichte die höchsten Ebenen und Reichskanzler Bismark rief im Jahr 1887 zu einer Experten-Erörterung des Themas ein. Mit dabei als Experte war auch der damalige Brauereivorstand Joseph Andreas Dosslein.
[13, 12.06.1887] "…Der Reichskanzler hat bekanntlich behufs Erörterung der Frage, ob eine gesetzliche Regelung des Verkehrs mit Bier für das Reich in Aussicht genommen werden solle, auf morgen eine commissarische Beratung unter Zuziehung von Sachverständigen anberaumt. Als Mitglied der Rheinisch=Westfälischen Brauereien ist der Director der Brauerei Alteburg, Herr Dofflein, zur Teilnahme eingeladen worden. Der Vorstand der hiesigen Brauer=Genossenschaft hatte aus diesem Anlaß auf gestern Mittag in die Restauration Berzdorf eine Brauer=Versammlung aus Rheinland und Westfalen einberufen. Die von der Versammlung gefaßten Beschlüsse gehen im wesentlichen dahin, daß die Versammlung an ihrem im vorigen Jahre gefaßten Beschluß festhält, wonach Bier nur aus Malz, Hefe, Hopfen und Wasser zu bereiten sei. Schwierig ist der Begriff„Malz“. ???lich Getreide, Malz und Malzsurrogaten wurde man dahin schl??, daß die Fabrication von Weizen= und Reisbier nicht wohl zu verbieten sei, aber als solche bezeichnet werden müsse. Von den übrigen Fruchtarten sei namentlich der Roggen als Säure bildend zu verwerfen, ferner sei das Schwefeln der Gerste und die Verwendung von Salicyl bei der gekeimten Gerste zu verwerfen. Auch wurde eine Reihe Gewürze bezeichnet, deren Benutzung durchaus unzulässig sei, ebenso die Biercouleur. Nur das Pastorisiren soll zur ???tung des Exportbieres zulässig sein. Färbung und Aromatisierung des Pechs wurde ebenfalls als verwerflich bezeichnet. Was Bierdruck=Apparate betrifft, so wurde auf die ortsüblichen Vorschriften hingewiesen, aber allgemein der Wunsch nach schärferer ??? ausgesprochen. Die Bier=Untersuchung solle nach süddeutschem Muster geschehen…“
 
In der Generalversammlung des Jahres 1886/87 schlägt die Brauerei pessimistische Töne an. Hintergrund sind die rückläufigen Verkaufszahlen im Ausland. Dabei geben die Zahlen objektiv gesehen keinerlei Grund zur Klage. Der Rohgewinn beträgt knapp 245.000 Mark, es wird 8% Dividende ausgeschüttet und die Brauerei hat mehr Rücklagen als Schulden. Hätte man damals schon gewusst was noch kommen wurde, so hätte man nicht gejammert.
[13, 16.12.1887] "…Rheinische Brauerei-Gesellschaft zu Alteburg bei Köln. Im Geschäftsberichte für 1886/87 heißt es: Wir sind leider nicht in der Lage, Ihnen für das abgelaufene Geschäftsjahr von einem Aufschwunge unseres Betriebes berichten zu können, indem unser Absatz nach dem Auslande, besonders nach Paris, abermals erheblich abgenommen hat und auch die schlechte Witterung des Monats September uns gegen das Vorjahr einen fühlbaren Minderversand brachte. Wir verkauften 50 549hl gegen 55 524 in 1885/86. Den Minderversand nach dem Auslande durch vermehrten Absatz im Inlande auszugleichen, war bei dem sich immer mehr in den Preisen unterbietenden Wettbewerb nicht mit Vorteil ausführbar. Der Rohgewinn betrug 244 964 Mark und einschl. Gewinnvortrags aus 1885/86 mit 1976 Mark 246 940 Mark und findet folgendermaßen Verwendung: 8% Dividende 144 000 Mark, Zuschreibung zur Sonderrücklage 4000 Mark, Abschreibungen 76 099 Mark, Zuschreibung zum Sicherungsbestand 15 000 Mark, Gewinnanteile an den Aufsichtsrat 7115 Mark,, Vortrag auf neue Rechnung 725 Mark. Die ordentliche Rücklage ist mit 360 000 Mark= 20% des Actiencapitals von 1 800 000 Mark bereits gefüllt. Die verfügbaren Mittel betragen reichlich 500 000 Mark, während außer 193 000 Mark Hypotheken nennenswerte Schulden nicht vorhanden sind…“
 
Im August 1888 erhielt die Brauerei im Rahmen der internationalen Gartenbau-Ausstellung der Flora in Köln als höchste Auszeichnung ein Ehrendiplom, welches ab dieser Zeit auch Stolz im Briefkopf der Brauerei zu sehen war (siehe BK002).
[13, 20.08.1888] "…Prämierung in der Internationalen Gartenbau-Ausstellung der Flora. Köln, 20. August. In der Colonial-Ausstellung haben noch Preise erhalten: … Für inländische Biere erhielten: Bardenheuer-Kalk und Rheinische Brauerei-Gesellschaft Köln-Alteburg je ein Ehrendiplom. Heinr. Jos. Fuchs-Köln silberne Medaille, Jakob Koch in Firma Hub. Koch-Köln Malzextract bronzene Medaille. Albert Odenthal-Köln für Malzpräparate, Malz-Gesundheitsbier, bronzene Medaille…“
 
Ebenfalls im Jahr 1888 schied Joseph Dösslein als Vorstand aus und wurde durch Peter Bohland ersetzt. Peter Bohland führte die Brauerei bis zu ihrem Ende, er war aber auch bei anderen Firmen aktiv. Unter anderem gründete mit 4 Partnern im Jahr 1899 die Elektrizitätswerk Kräwinklerbrücke Aktiengesellschaft in Lennep und war dort auch als Aufsichtsrat tätig. Im Jahr 1893 wurde er in den Aufsichtsrat der Sürther Maschinenfabrik (vorm. Hammerschmidt) gewählt und im Jahr 1897 war er an der Gründung der Bavaria-Brauerei Aktiengesellschaft in Hamburg beteiligt und besetzte dort einen Aufsichtsratsposten. Im Jahr 1923 gründete er zusammen mit 5 Partnern die Bank Walter Goldschmidt, die allerdings schon ein Jahr später in Konkurs ging. Weiter war er noch im Aufsichtsrat der Stahlberg Aktiengesellschaft für Metallwarenerzeugung aus Köln.
Anzeigen und Warenzeichen der Brauerei
 
(WZ001)
Warenzeichen (Wort- und Bildmarke) "Export Bier" der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft in Alteburg, eingetragen 1887. Identisch mit Etikett 008
 
(WZ002)
Warenzeichen (Wort- und Bildmarke) "Export Bier" der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft in Alteburg, eingetragen 1889.
                                                                                                                       
(W040) [13]
Anzeige der Brauerei vom 01.05.1880. Aufgelistet sind 9 Restaurationen bei denen ab diesem Tag Alteburger Bockbier zum Ausschank kommt und 3 Bezugsquellen für Bier in Flaschen
(W038) [13]
Anzeige der Brauerei vom 05.05.1881. Angekündigt wird, dass am 7. Mai der Versand von Alteburger Bockbier beginnt
(110) [17, 31.10.1885]
Versammlung der Brauer aus Rheinland und Westfalen in Köln im Jahr 1885. Zu dieser Zeit wurde es insbesondere bei kleinen Brauereien immer beliebter dem Bier Surrogate (Zusatzstoffe) zuzusetzen. Hierdurch ließ sich teurer Hopfen sparen und die schlechte Qualität überdecken. Die großen Brauereien wollten ein Verbot dieser Zusätze durchsetzen

Anzeigen des Süddeutschen Bierhauses
(065) [16, 08.05.1881]
Alteburger Bockbier im Süddeutschen Bierhaus. Anzeige aus dem Jahr 1881
(W073) [16, 11.11.1883]
Feinstes Alteburger Export-Bier direkt von Faß im Süddeutschen Bier-Restaurant. Anzeige aus dem Jahr 1883
(W075) [16, 17.02.1884]
Weitere Anzeige des Süddeutschen Bierhaus aus dem Jahr 1884. Alteburger Export-Bier, das 1/2 Glas zu 15 Pfennig
(W079) [16, 03.03.1889]
Anzeige des Süddeutschen Bierhauses. Im Angebot: 1a Alteburger Export-Biere
(W080) [16, 22.04.1888]
Bockfest im Süddeutschen Bierhaus. Im Ausschank Alteburger Bockbier, der halbe Liter für 20 Pfennig
(W081) [16, 07.04.1889]
Bockfest im Süddeutschen Bierhaus. Im Ausschank Alteburger Bockbier, der halbe Liter für 20 Pfennig, dazu die "berühmten Bockwürste"

Anzeigen des Norddeutschen Bierhauses
 
(W067) [16, 05.06.1881]
Feinstes Exportbier der Brauerei Alteburg im Norddeutschen Bierhaus. Anzeige aus dem Jahr 1881
(W069) [16, 05.06.1881]
Feinstes Exportbier der Brauerei Alteburg im Norddeutschen Bierhaus. Anzeige aus dem Jahr 1881 
                                                                                                         

Anzeigen des Restaurants Alteburger Mühle
   
(W068) [16, 02.05.1880]
Großes Bock-Fest auf der Alteburger Mühle. Anzeige aus dem Jahr 1880
                                                                                                                                                                      

Anzeigen von Flaschenbierhändlern
(W037) [13, 05.05.1881]
Anzeige des Flaschenbierhändlers Ferdinand Gohr vom 05.05.1881 mit der Ankündigung, dass am 7. Mai der Versand von Alteburger Bockbier beginnt  
(W078) [15, 10.01.1889]
Anzeige von Louis Haas vom 10. Januar 1889. Bis zu diesem Tag vertrieb Louis Hass noch die Biere der Brauerei Jonas Kreutzer aus Mülheim a.Rh., ab diesem Tag nur noch exklusiv die Biere der Alteburger Brauerei 
(W062) [15, 16.01.1889]    
Tafel- und Export-Bier der Brauerei Alteburg, zu haben bei Louis Haas. Anzeige aus dem Jahr 1889   

Anzeigen von sonstigen Restaurationen
(W038) [13, 02.06.1881]
Anzeige aus dem Jahr 1881. Aufgeführt sind 5 Restaurationen im Siebengebirge, die alle Alteburger Bier ausschenken
 
(W041) [13, 11.05.1880]
Anzeige der auf dem Drachenfels gelegenen Königlichen Restauration von Moritz Mattern. Auf allgemeinem Wunsch ist auch dieses Jahr wieder Lagerbier der Brauerei Alteburg im Ausschank
(W042) [13]
Anzeige des Resaturant M. Willscheid aus Blankenberghe (Belgische Nordseeküste) vom 28.07.1886. Im Ausschank: Exportbier der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft
(066) [16, 08.05.1881]
Alteburger Bockbier in der Hamburger Restauration. Anzeige aus dem Jahr 1881
 
(070) [16, 12.06.1881]
Alteburger Exportbier in der Restauration von August Gohr. Anzeige aus dem Jahr 1881
(W071) [16, 18.12.1881]
Das Bierhaus "Alter Markt" eröffnet am 22. Dezember 1881. Im Angebot: Alteburger Exportbier 
(W071) [16, 01.01.1882]
Hochfeines Alteburger Export-Bier, zu haben in der Restauration Altermarkt. Anzeige aus dem Jahr 1882
(W073) [16, 04.02.1883]
Salvator-Bier der Brauerei Alteburg in der Restauration von August Gohr. Anzeige aus dem Jahr 1883 
(W076) [16, 02.11.1884]
Restaurations-Eröffnung von Peter Joseph Esser in der Breitestraße. Im Angebot ist Alteburger Export-Bier 
(W077) [16, 09.11.1884]
1a. Alteburger Export-Bier! Anzeige des Süddeutschen Bierhaus aus dem Jahr 1884 

Die Erfolgsjahre bis zur Jahrhundertwende
Im Mai 1890 kam es zum ersten Mal zu Ausschreitungen in der Brauerei. Es ging um Lohn und einige Arbeiter wurden wohl handgreiflich und „misshandelten“ den Direktor:
13, 05.05.1890] „…Zur Arbeiterbewegung. Köln, 5. Mai. Nach dem Polizeibericht kam es in der Rheinischen Brauereigesellschaft Alteburg am Samstag Abend seitens der Brauergehülfen wegen der Lohnfrage zu stürmischen Auftritten. Der Director wurde angegriffen und mißhandelt und Fensterscheiben mit Pflastersteinen eingeworfen. Als der Tumult nachts fortgesetzt wurde, wurden drei Rädelsführer sowie drei Gehülfen wegen Versuchs der Gefangenenbefreiung festgenommen..."
 
Die Brauerei wurde in dieser Zeit weiter ausgebaut und zur Deckung der entstandenen Kosten wurde auf einer Im Jahr 1891 wurde auf einer außerordentlichen Hauptversammlung die Aufnahme einer Anleihe in Höhe von 1.200.000 Mark beschlossen.
[13, 06.04.1891] „…Rheinische Brauerei- Gesellschaft Köln-Alteburg. In der am Samstag stattgehabten außerordentlichen Hauptversammlung wurde die Aufnahme einer 4½ procentigen Anleihe von 1 200 000 Mark, zu 105% in 30 Jahren rückzahlbar, einstimmig beschlossen; dieselbe dient, wie schon jüngst mitgeteilt, zur Tilgung der durch Erweiterungsbauten entstandenen schwebenden Schuld. Ueber die Betriebsverhältnisse des laufenden Rechnungsjahrs wurde mitgeteilt, daß in der ersten Hälfte ein Rohgewinn von 123 000 Mark erzielt worden sei und daß man für das Sommerhalbjahr ein noch besseres Ergebnis erwarten zu dürfen glaube.(Im ganzen Vorjahr wurden 205 541 Mark roh verdient)…“
 
[13, 09.04.1891] „…Rheinische Brauerei-Gesellschaft zu Alteburg bei Köln. Die mehrerwähnte 4½ procentige Anleihe dieser Gesellschaft im Betrage von 1 200 000 Mark wird am 13. und 14. April in Köln bei dem Bankhause Sal. Oppenheim jun.& Co., in Darmstadt bei der Bank für Handel und Industrie und in Mainz bei dem Bankhause Bamberger & Co. zum Nennwert zur Zeichnung aufgelegt, um alsdann in Köln und Berlin in den Börsenverkehr gebracht zu werden. Die mit 5% Zuschlag binnen 30 Jahren zu tilgende Anleihe ist durch eine erste Hypothek auf die Brauerei-Grundstücke und Gebäude nebst Betriebseinrichtung, sowie durch eine zweite auf die fünf Wirtschaftsgebäude in Köln und Bonn sichergestellt. Ende September vorigen Jahres betrugen die Buchwerte der Gesellschaft 3 771 267 Mark denen an Verpflichtungen 375 000 Mark Hypotheken und 1 053 633 Mark Buchschulden gegenüberstanden, welch letztere bekanntlich aus dem Erlös der Anleihe getilgt werden sollen. Das Actiencapital von 1 800 000 erzielte zuletzt 5% Ertrag, nachdem vorher nur 3 und 1% Dividende nach 8% in den beiden Vorjahren hatten gezahlt werden können. Das Unternehmen ist durch die erheblichen Erweiterungsbauten der jüngsten Jahre leistungsfähiger gemacht worden und scheint sich jetzt einer befriedigenden Geschäftsentwicklung und einer tüchtigen Leitung zu erfreuen. Mit Rücksicht hierauf und auf den Wert der Brauerei können die Anleihescheine als hinlänglich sichere Anlagewerte betrachtet werden…“
 
Die Erweiterungen der Brauereianlagen zeigten Wirkung, die Produktion stieg in den Folgejahren von um die 50.000 hl auf dem Höchststand von 82.193 hl im Geschäftsjahr 1898/99.
Bis es soweit war, musste die Brauerei aber eine weitere Katastrophe überstehen. Im April 1893 brannte es zum zweiten Mal in der Brauerei. Wieder war die Mälzerei betroffen, diese brannte vollständig nieder und auch die Vorräte an Getreide und Malz wurden vernichtet.
[13, 29.04.1893] „…Städtische Nachrichten. Köln, 29. April. In der Mälzerei der Alteburger Actien-Brauerei brach gestern Nachmittag Feuer aus. Der angestrengten Thätigkeit mehrerer Wehren gelang es, dasselbe auf diese und einige Nebenräume zu beschränken. Der Schaden wird auf 6-700.000 Mark angegeben. Der Betrieb der Brauerei erleidet keinerlei Störung…“ „…Rheinische Brauerei Gesellschaft Alteburg-Köln. Bei dem gestern Nachmittag 1/2 5 Uhr ausgebrochenen Brande der Mälzerei ist das ganz Mälzereigebäude ausgebrannt und sind die sämtlichen dort aufgespeicherten Getreidevorräte, etwa 21 600 Ctr. Malz, 600 Ctr. Malzkeime, 4000 Ctr. Gerste vernichtet. Die übrigen Räumlichkeiten sind unversehrt geblieben, sodass der Betrieb ohne Störung weiter geführt werden kann. Die Versicherung teilen sich die folgenden Gesellschaften: Colonia, Magdeburger, Elberfelder, Stettiner, Bairische Hypotheken- und Wechselbank, Providentia in Frankfurt, die Westdeutsche und North Britisch Mercantile.
 
Die Brauerei war versichert (das Schadensrisiko trugen wohl 8 Versicherungsunternehmen gleichzeitig) und anscheinend waren die Versicherungen damals noch kundenorientierter. Nur 3 Wochen nach dem Brand zahlten die Versicherungen zur Begleichung des Schadens 569 234 Mark an die Brauerei.
[13, 27.11.1893] „…Der Brand der Mälzerei am 28. April d. J. verursachte 569 234 Mark Schaden, welcher von den beteiligten neun Versicherung-Gesellschaften innerhalb 3 Wochen anstandslos beglichen wurde. Der Wiederaufbau der Mälzerei geschieht durchweg in feuerfester Weise, dürfte aber vor Mitte Januar 1894 nicht beendet sein..."
 
Kurz nach dem Brand hatte die Brauerei vorübergehend auch große Posten „...etwas durch Feuer beschädigtes...“ Malz und Gerste im Programm.
Bis zur Jahrhundertwende liefen die Geschäfte recht gut. Es wurden kontinuierlich Gewinne um 200.000 Mark erwirtschaftet und auch durchgehend Dividenden gezahlt, die allerdings bis auf 3% zurückgingen.
Im Jahr 1897 genehmigte die Generalversammlung den Kauf einer Kölner Brauerei zu einem Kaufpreis von 650.000 Mark. Der Kauf wurde auch durchgeführt, wie sich am Sprung des Saldos um ungefähr diesen Betrag ableiten lässt. Um welche Brauerei es sich handelte ist unklar. Es ist auch nicht bekannt, dass die Brauerei jemals eine zweite Braustätte betrieben hatte. Vermutlich ging es der Brauerei um die Übernahme von Restaurationen und insbesondere Lieferverträgen. Diese Vermutung wird gestützt durch die Steigerung des Bierabsatzes im Folgejahr um ca. 12.000 hl.
(WZ003)
Warenzeichen (Wort- und Bildmarke) "Export-Bier" der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft in Alteburg, eingetragen 1895.
Identisch mit den Etiketten 010 und 015
 
(WZ004)
Warenzeichen (Wort- und Bildmarke) "Lager-Bier" der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft in Alteburg, eingetragen 1895.
Identisch mit den Etiketten 007 und 009
 
(WZ005)
Warenzeichen (Wort- und Bildmarke) "Tafel-Bier" der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft in Alteburg, eingetragen 1895.
Identisch mit den Etiketten 11 und 16
(PK002) [unbekannt]
Postkarte der Alteburger Brauerei. Zu sehen sind außer dem Dom die Brauerei-Gebäude sowie das Direktionsgebäude der Brauerei
 
(PK004) [unbeknnt]
Postkarte "Gruss aus Restauration Alteburger Mühle". Das Alter der Postkarte ist unklar, vermutlich vor 1900. Die Abbildung spart die Brauerei bewusst aus, wie man beim Vergleich mit der rechts stehenden Postkarte PK005 erkennen kann
 
(PK003) [18, Sammlung Ippen]
Postkarte "Gruss von der Altenburger Mühle". Allerdings müsste es "Alteburger" (ohne "n") heißen. Zu sehen sind auch die Brauerei- und das Direktions-Gebäude
 
(BK002)
Briefkopf der Brauerei vom 27.11.1890.
In der Brauerei-Adresse wird schon Köln-Bayenthal angegeben und das 1888 auf der internationalen Ausstellung in der Kölner Flora erhaltene Ehren-Diplom wird auch stolz gezeigt.
(BK002D)
Detailansicht des nebenstehenden Briefkopfs.
Sehr schön und halbwegs realistisch sind die Gebäude noch vor dem Brand 1893 zu sehen. Links U-förmig aufgebaut die Brauereigebäude mit 4 rauchenden Schornsteinen (damals noch ein Zeichen für Modernität und Leistung). Rechts daneben das Direktionsgebäude umgeben von einer Gartenanlage, nur durch die Alteburger-Straße vom Rhein getrennt. Im Hintergrund die Alteburger Mühle und rechts am Horizont darf der Kölner Dom auch nicht fehlen.
(A001)
Einladung zum Garten-Fest der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft Alteburg am 20. September 1890
(unbekannte Sammlung) 
(BP001)
"Rheinische Brauereigesellschaft Köln-Alteburg",
"Neubauten nach dem Brande", gemeint ist der Brand aus dem Jahr 1893, bei dem die komplette Mälzerei zerstört wurde
(unbekannte Sammlung)
 
(W030) [13]
Anzeige der Brauerei vom 06.02.1892 mit Nennung der Biersorten und der Restaurationen, in denen das Bier ausgeschenkt wird. Bemerkenswert aus das Statement "Sehr bedeutende Preisersparniß gegen Bezüge von Dortmund bei absolut gleicher Qualität". Weiter wird eine jährliche Produktion von 80.000 hl genannt (72.300 hl waren es dann am Ende)
 
(A006) [12]
Werbung der Restauration Im Römer aus Bonn aus dem Jahr 1891. Im Angebot: "1a Alteburger Exportbier"
(WC001) [unbekannt]
Werbung des Restaurant Comp aus dem Jahr 1893. Im Ausschank: "Hochfeine helle und dunkle Export-Biere aus der berühmten, preisgekrönten Brauerei Alteburg-Köln" 
 
(BK003) [unbekannt]
Briefkopf der Rheinischen Brauerei Gesellschaft aus dem Jahr 1896. Wesentlich schmuckloser als der weiter oben abgebildete Briefkopf sechs Jahre zuvor
(W082) [16, 17.04.1892]
Anzeige der Garten-Wirtschaft von Mathias Siemons aus dem Jahr 1892. Im Angebot: Alteburger Tafel-Bier
(W083) [16, 30.04.1893]
Halbseitige Anzeige der Brauerei zum Brand am 29. April 1893. Botschaft: die Bedienung der Kundschaft geht ungestört weiter
(W086) [16, 24.11.1898]
 Werbung für Bierfass-Automaten von Franz Schirdewan aus dem Jahr 1898. Diese mit Alteburger Bier gefüllten Fässer wurden zum eigenen Zapfen frei Haus geliefert     

Der Beginn der Krise
Im April 1900 wies die Kölnische Zeitung erstmals in einem Artikel über die Brauerei auf ein ungesundes Verhältnis von Besitz und Schulden hin:
[13, 03.12.1900] „…Dem Vermögensausweis ist zu entnehmen, daß bei einem Actienkapital von 1 800 000 Mark, einer Anleiheschuld von 746 000 Mark und einer Hypothekenschuld von 784 000 Mark gesamten Anlagewerte mit 3 622 052 Mark (3 483 188 Mark) zu Buche stehen. Die Vorräte sind mit 442 710 Mark (334 316 Mark) bewertet. Die Ausstände sind von 1 459 950 Mark auf 1 361 316 Mark zurückgegangen. Andererseits sind aber die schwebenden Schulden von 1 285 365 Mark auf 1 596 805 Mark angewachsen. Sie sind somit im Verhältnis zum Actiencapital ausserordentlich hoch. Die gesamten Rücklagen betragen 451 313 Mark.
 
Im Jahr 1901 nahm die Brauerei eine neue Anleihe in Höhe von 1.600.000 Mark (4 ½ % Verzinsung, Rückzahlbar zu 105%, Tilgung ab 1906, Tilgungsende 1935). Die Anleihe diente zur Ablösung der alten Anleihe aus dem Jahr 1891, von der noch 719.000 Mark nicht zurückgezahlt wurden und für neue Investitionen.
[10] „…Die Anleihe diente zur Rückzahlung des auf 1901 gekündigten Restes der 4 ½ % Anleihe von 1891 in Höhe von M. 717 000. sowie zur Verstärkung der Betriebsmittel u. Bezahlung der Anschaffungskosten der neuen Eismaschine…“
 
Weiter wurde auch das Aktienkapital um 500.000 Mark in Form von 500 Vorzugsaktien à 1.000 Mark erhöht. Diese Vorzugsaktien hatten eine Dividendengarantie von 5%. Diese Aktien wurden alle von einem Gläubiger übernommen, welchem die Brauerei eben diesen Betrag schuldete. So gesehen war es eine Nullrechnung, da die Erhöhung des Aktienkapitals durch die entsprechende Verringerung des Kreditoren-Kontos kompensiert wurde. Der Haben-Saldo in der Bilanz änderte sich hierdurch nicht. Vor der Ausgabe der neuen Vorzugsaktien hatte das Kreditorenkonto einen beängstigenden Stand von 1.596.805 Mark, stellte aber nur einen Teil der Schulden dar (u.a. zusätzlich noch Hypotheken in Höhe von 784.000 Mark). Durch die Aufnahme der neuen Obligation stieg der Saldo der Brauerei auf den Höchststand von 5.521.309 Mark.
Eine neue Eismaschine war im Jahr 1901 angeschafft worden und die Brauerei investierte auch in den Folgejahren in die Modernisierung ihrer Anlagen. Im Jahr 1903 wurden 2 „Wirtsanwesen“ für zusammen 119 000 Mark erworben, im Jahr 1903 eine neue Heißwasseranlage gebaut und 1905 ein neues Dampfsudwerk und eine neue Darre angeschafft.
Trotzdem dieser Investitionen gingen Bierabsatz und Gewinn langsam aber stetig zurück.
Über den Erfolg der neuen Heißwasseranlage, aber auch über die wenig rosigen Zukunftsaussichten berichtet die Kölnische Zeitung im Mai 1904 wie folgt:
[13, 12.05.1904] „…die im vorigen Jahre errichtete Heißwasseranlage (20 000 Mark, die bereits abgeschrieben sind) im Februar in Betrieb gelangt sei und bis Ende September schon eine Kohlenersparnis von 9000 Mark gebracht habe ... Ueber die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr bemerkt der Vorstand, daß die hohen Gerste- und Hopfenpreise und die wesentliche Steigerung der Brauerei-Arbeiterlöhne für das neue Jahr eine erhebliche Mehrausgabe bringen und daß, wenn die vor einigen Tagen bekannt gewordenen Sätze der neuen Staffelsteuer eingeführt werden sollten, die Zukunft nicht erfreulich zu nennen sei…“
 
In der Generalversammlung im November 1904 wurde beschlossen, insgesamt 19.233 Mark aus der Sonderrücklage I zum Ankauf und anschließender Vernichtung eigener Stammaktien zu verwenden. Hintergrund hierfür war, dass die an der Börse gehandelten Aktien, welche im Jahr 1896 noch mit 126% ihres Nennwertes gehandelt worden waren, massiv abgestürzt waren (Im Jahr 1911 betrug der Kurs gerade noch 30% des Nennwertes). Bis zum Geschäftsjahr 1909/10 wurde dies fortgeführt und hierdurch das Aktienkapital um 600.000 Mark von 2.300.000 Mark auf 1.700.000 verringert.
(F002)
Foto von Teilen der Brauerei
(unbekannte Sammlung)
 
(PK001)
Postkarte "Gereonstrasse und Erzbischöfl. Palais", gelaufen 1903.
Unten links ist eine Brauereikutsche mit der Aufschrift "Rheinische Brauerei Gesellschaft Alteburg Köln" zu sehen
(W004)
Werbung für Louis Haas, einem Kölner Vertreter der Alteburger Brauerei
(unbekannte Sammlung)
                                                     
(W061) [13]
Auslosung von 26 Obligationen zur Rückzahlung im Jahr 1908. Die Obligationsanleihe aus dem Jahr 1900 umfasste 1600 einzelne Obligationen im Wert von je 1.000 Mark. Die Rückzahlung erfolgte nach eine speziellen Zahlungsplan ab 1905, geplant für 30 Jahre. D.h. 1935 sollten alle Obligationen ausgelöst sein, es kam aber anders. Jedes Jahr wurde eine bestimmte Anzahl von Obligationen zum Preis von 1.050 Mark zurückgenommen, hier im Jahr 1908 waren es 26 Stück. Welche konkreten Obligations-Scheine auszulösen waren, wurde ausgelost (jede Obligation hat eine eindeutige Nummer). Was heute etwas merkwürdig erscheint (Auslosung?), war damals ganz normal und wurde bei fast allen Obligationen so gehandhabt.
(A002)
Anzeige der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft. Alter unbekannt. Angeboten werden folgende Biersorten:
- 1a helles Tafelbier
-dunkles Exportbier
- hochfeines Lagerbier
- prima Echt Kölsch
(unbekannte Sammlung)
(W087) [13, 29.12.1908]
Prima Faß- und Flaschenbiere der Brauerei Alteburg. Anzeige aus dem Jahr 1908
(W087D) [13, 29.12.1908]
Vergrößerung der links abgebildeten Bier-Kutsche

Arbeitskampf
Das nächste zu bewältigende Problem der Brauerei hieß „Arbeitskampf“. Im April 1905 entließ die Rheinische Brauerei-Gesellschaft 2 Brauer. Eine unabhängige Kommission stellte fest, dass die Entlassungen gerechtfertigt waren, dennoch forderten die mittlerweile schon gut gewerkschaftlich organisierten Arbeiter der Brauerei die Wiedereinstellung der Entlassenen. Als die Brauerei dies ablehnte, wurde, wie man damals sagte, ein Boykott über die Brauerei verhängt, d.h. die Brauereiarbeiter traten in einen Streik. Die Brauereien im Rheinland hatten ihrerseits schon im Vorfeld, angetrieben durch die zunehmende Organisation der Brauereiarbeiter, den Boykott-Schutzverband der Rheinisch-Westfälischen Brauerei gegründet. In diesem waren die meisten großen Brauereien aus Köln, Dortmund, Essen, Mülheim a.d. Ruhr und weiteren Städten organisiert. Insgesamt 42 Brauereien reagierten daraufhin solidarisch mit einer Aussperrung aller Brauereimitarbeiter und Entlassung der Mitarbeiter, die nur zeitlich begrenzt angestellt waren. Dies betraf allerdings nur die gewerkschaftlich organisierten Brauereimitarbeiter. Der Boykott dauerte ca. 3 Monate und endet in einem Vergleich.
[13, 04.04.1905] „…Städtische Nachrichten. Köln, 4. April. Gegen die Brauerei Alteburg bei Köln wurden seit längerer Zeit Vorwürfe betreffend die Arbeitsverhältnisse, die angebliche Nichtinnehaltung des am 28. Mai 1904 abgeschlossenen Lohntarifs und besonders Beschwerden gegen die Brauereileitung in der sozialdemokratischen Presse und in Arbeiterversammlungen erhoben. Diese Beschwerden erneuten sich, als vor einigen Tagen zwei Brauer entlassen wurden. Um nun eine genaue Klarstellung der vorgebrachten Klagen und Beschwerden herbeizuführen veranstaltete die Brauereileitung durch eine besonders gewählte Kommission, zu der auch der Syndikus des Verbandes Rheinisch=Westfälischer Brauereien herangezogen wurde, eine genaue Untersuchung über die Verhältnisse auf der Brauerei selbst, wobei die Arbeiter einzeln und zusammen aufgefordert wurden, rückhaltlos etwaige Beschwerden bekannt zu geben. In mehrstündiger Untersuchung wurden, wie uns die Brauereileitung mitteilt, keinerlei irgendwie nennenswerte Klagen festgestellt, und die Kommission war der einstimmigen Ueberzeugung, daß die Entlassung der beiden Brauer zu Recht geschehen sei. Aus der Entscheidung eines in dieser Angelegenheit später berufenen Schiedsgerichts unter dem Vorsitz des Gewerbegerichtspräsidenten ging klar hervor, daß die Brauerei zur Entlassung der beiden Brauer vollauf berechtigt gewesen war. Als nun die Brauerei sich weigerte, neben andern ihr vom hiesigen Lokalverband der Brauereiarbeiter gestellten, für die Brauereileitung unerfüllbaren Forderungen die beiden Brauer wieder anzustellen, wurde über die Brauerei der Boykott verhängt und die Arbeiter aufgefordert, in den Streik zu treten. Um sich gegen derartige Gewaltmaßregeln zu schützen, haben 34, dem Boykott=Schutzverband rheinisch=westfälischer Brauereien angehörigen Brauereien von Köln und Umgegend sich solidarisch erklärt und beschlossen, am Mittwoch den 5. April, abends, sämtliche der Organisation angehörigen Brauereiarbeiter auszusperren oder, soweit diese mit Kündigungsfrist angestellt sind, ihnen am genannten Tage die Kündigung auszusprechen.
 
Die Geschäfte der Brauerei entwickelten sich trotz der ständigen Investitionen weiter rückläufig. Der Bierabsatz sank kontinuierlich und betrug im Geschäftsjahr 1909/10 weniger als 60.000 hl. Die Stammaktien gingen bei den Dividenden oft leer aus, während auf die Vorzugsaktien die festgelegten 5% ausgeschüttet wurden.

Das Übernahmeangebot der KölnerAdler-Brauerei
Im Jahr 1911 machte die Adler-Brauerei aus Köln, eine der größten Kölner Brauereien zu dieser Zeit, der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft ein Übernahmeangebot. Je 4000 Mark Stammaktien der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft sollten in 1000 Mark neu zu schaffende Adler-Brauerei Aktien eingetauscht werden. Formal eine Verschmelzung, real eine Übernahme. Mit den Besitzern der Vorzugsaktien sollte separat verhandelt werden. Das Verhältnis 4:1 spiegelt ziemlich genau den jeweiligen Börsenwert wider. Während die Aktien der zu dieser Zeit kerngesunden Adler-Brauerei (durchschnittliche Dividende in den letzten 10 Jahren über 8%) an der Börse zu diesem Zeitpunkt für 127% des Nennwertes gehandelt wurden, brachte es die Rheinische Brauerei-Aktiengesellschaft auf gerade mal 30%. Dennoch wurde das Übernahmeangebot in einer außerordentlichen Generalversammlung einstimmig abgelehnt.
[13, 15.07.1911] „…Adler-Brauerei in Köln-Ehrenfeld und Rheinische Brauerei-Gesellschaft, Köln-Alteburg. Wie wir erfahren, hat die Adler-Brauerei der Rheinischen Brauerei-Gesellschalt, Köln-Alteburg ein Angebot unterbreitet, wonach die Alteburg-Brauerei in den Besitz der Adler-Brauerei übergeführt werden soll. Das Angebot geht dahin, daß den Stammaktionären der Alteburg-Brauerei für je 4000 Mark Alteburg-Aktien je 1000 Mark neu zu schaffende Adler-Aktien mit gleicher Dividendenberechtigung im Umtausch gegeben werden sollen. Das Zustandekommen des Geschäfts ist davon abhängig, daß mindestens 900 000 Mark Stammaktien der Alteburg-Brauerei umgetauscht werden, und daß eine von der Adler-Brauerei einzuberufende Hauptversammlung die erforderliche Kapitalerhöhung genehmigt. Ein Angebot auf die Vorzugsaktien der Alteburg-Brauerei ist dabei nicht gemacht worden, da mit den Vorzugsaktionären eine besondere Verständigung erstrebt werden soll. Wie bekannt, setzt sich das Aktienkapital der Alteburg-Brauerei aus 500 000 Mark in wenigen Händen befindlichen 5proz. Vorzugsaktien und 1 200 000 Mark Stammaktien zusammen. Zum Erwerb der Stammaktien auf vorstehend angegebener Grundlage würde also die Adler-Brauerei 300 000 Mark neue Aktien nötig haben. Dazu kämen dann noch die für die Vorzugsaktien aufzuwendenden Beträge. Die Rheinische Brauerei-Gesellschaft, Köln-Alteburg arbeitet seit Jahren mit wenig befriedigenden Ergebnissen. Mehrere Jahre hindurch blieben die Stammaktien überhaupt dividendenlos, dann wurden wieder kleine Dividenden, so zuletzt 1,5% verteilt. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre stellt sich die an die Stammaktien gezahlte Dividende auf nur1,45%, während allerdings die Vorzugsaktien ihre 5% regelmäßig erhalten haben. Zum Teil mag diese unzulängliche Höhe der Dividende auf die Stammaktien auch darin ihren Grund gehabt haben, daß bis zum Geschäftsjahre 1908/09 alljährlich bestimmte Beträge aus dem Reingewinn zum Rückkauf von Stammaktien verwandt wurden, die ursprünglich 1 800 000 Mark betrugen und auf diese Weise bis auf 1 200 000 heruntergebracht wurden Obwohl aber für das Geschäftsjahr 1909/10 dieser Rückkauf wegfiel, konnten doch nur 1,5% Dividende verteilt werden. Neben ihrem Aktienkapital hat die Rheinische Brauerei-Gesellschaft Köln-Alteburg noch eine Anleiheschuld von 1 505 000 Mark. Außerdem sind noch 571 000 Mark Hypothekenschulden vorhanden. Ihre Rücklagen wurden in dem letzten Rechnungsabschluß mit 530 473 Mark aufgeführt. Demgegenüber arbeitet die Adler-Brauerei Köln-Ehrenfeld mit einem einheitlichen Aktienkapital von 2 000 000 Mark. Ihre Anleiheschuld beläuft sich auf 628 000 Mark. In dem letzten Rechnungsabschluß wurden ihre Rücklagen mit 541 573 Mark aufgeführt. An Dividenden hat die Adler-Brauerei im Durchschnitt der letzten zehn Jahre 8,2%, also wesentlich mehr als die Alteburg-Brauerei verteilt. Für das letzte Geschäftsjahr stellte sich die Dividende der Adler-Brauerei auf 5% für 2 000 000 Mark Aktienkapital. Während die Stammaktien der Alteburg-Brauerei an der Kölner Börse mit etwa 30% notiert werden, stellte sich der Kurs für die Aktien der Adler-Brauerei in den letzten Tagen auf 127,50%...“
 
[13, 24.07.1911] „…Rheinische Brauerei-Gesellschaft in Köln-Alteburg. In der Aufsichtsratssitzung wurde das Verschmelzungs-Angebot der Adlerbrauerei einstimmig abgelehnt…“
 

Die Auswirkungen des ersten Weltkriegs
Kurz gesagt gaben die mit dem ersten Weltkrieg verbundenen Einschränkungen der sowieso kriselnden Brauerei den Rest. Bereits 4 Monate nach Kriegsausbruch konnte die Brauerei die turnusmäßig jährlich zur Rückzahlung ausgelosten Obligationen nicht mehr bezahlen.
[13, 03.10.1914] „…Rheinische Brauerei-Gesellschaft Köln-Alteburg. Wie bekannt, arbeitet diese Gesellschaft mit einer Anleiheschuld, die in ihrem letzten Rechnungsabschluß noch mit 1 416 000 Mark ausgewiesen wurde. Zur Sicherung der Anleihe ist auf den Grundstücken der Gesellschaft eine Sicherungshypothek an erster Stelle eingetragen. Nach§ 7 der Anleihebedingungen erfolgt die Rückzahlung der Teilschuldverschreibungen in jährlichen, am 1. Oktober fälligen Zahlungen nach Maßgabe eines bestimmten Tilgungsplans. Die letzte Rückzahlung hat am 1. Oktober 1935 zu erfolgen. Die zur Rückzahlung gelangenden Stücke werden alljährlich im Juli ausgelost. Dazu wird uns jetzt gemeldet, daß die Gesellschaft die in diesem Jahr ausgelosten Stücke, die also zum 1. dieses Monats hätten zurückgezahlt werden müssen, nicht eingelöst hat, offenbar weil ihr die Geldmittel hierzu fehlen. Es schweben Verhandlungen, die auf eine Verschiebung der Rückzahlung bis zum 1. April nächsten Jahres hinzielen. Ob sich die Inhaber der ausgelosten Stücke indes damit zufrieden geben, erscheint zweifelhaft. Sie können nach den Anleihebedingungen sofortige Rückzahlung zu 105% verlangen und einzelne von ihnen sind dem Vernehmen nach entschlossen, ihre Rechte alsbald geltend zu machen.
 
[13, 03.03.1915] „…Rheinische Brauerei-Gesellschaft Köln-Alteburg in Köln. Wie die Verwaltung der Gesellschaft mitteilt, haben sich bei ihr infolge der außergewöhnlich ungünstigen Zeitverhältnisse Zahlungsschwierigkeiten ergeben, die eine Neuordnung der geldlichen Verhältnisse der Gesellschaft erforderlich machen. Die Verwaltung will darüber in der auf den 9. März anberaumten Hauptversammlung berichten und einer sobald als möglich einzuberufenden außerordentlichen Hauptversammlung Vorschläge unterbreiten. Wie wir hören, ist eine starke Zusammenlegung des Aktienkapitals und die Ausgabe neuer Aktien in Aussicht genommen…“
 
[13, 31.03.1915] „…Rheinische Brauerei-Gesellschaft Köln-Alteburg. Wie vorauszusehen war, kann die Gesellschaft die am 1. April fälligen Zinsscheine ihrer Schuldverschreibungen nicht einlösen. Sie kann offenbar auch die im Vorjahr ausgelosten Teilschuldverschreibungen, deren Rückzahlung schon am 1. Oktober v. J. hätte erfolgen müssen. nicht zurückzahlen; denn sie beruft, wie bereits berichtet wurde, auf den 26. April d. J. eine Versammlung der Inhaber ihrer Schuldverschreibungen ein, die über die anderweitige Festsetzung des Tilgungsplanes Beschluß fassen soll. An demselben Tage soll auch eine Aktionärversammlung über die Wiederaufrichtung des Unternehmens beschließen. Aus den vorläufig noch unvollständigen Mitteilungen, welche die Verwaltung hierüber machte, geht hervor, daß man daran denkt, einen Teil der Schulden der Gesellschaft gegen Hingabe von Vorzugsaktien abzulösen, insoweit die Gläubiger bereit sind, sich auf eine derartige Umwandlung ihrer Forderungen einzulassen. Damit bekommt aber die Gesellschaft nicht das, was ihr fehlt, nämlich neues Geld. Wenn sie weiterarbeiten soll, so wird sie neue Gelder, und Zwar in recht erheblichem Umfang, nötig haben. Bekommt sie die nicht, oder nur in unzulänglichem Maße, so ist jede Sanierung zwecklos. In der letzten Hauptversammlung wurde zu dieser Frage bereits betont, daß neues Geld kaum zu haben sei, wenn nicht eine Bierpreiserhöhung im Kölner Bezirk erzielt werde. Der Vorstand bemerkte darauf, daß man damit rechnen könne, daß im Monat März auch im Kölner Bezirk der Bierpreis um 5 Mark für das Hektoliter erhöht werden würde. Diese Erwartung hat sich jedoch allem Anschein nach nicht erfüllt, wenigstens hat man von einer derartigen Preiserhöhung bisher nichts gehört. Ist sie nicht zu erreichen, so erscheint eine Neuordnung der geldlichen Verhältnisse, mit deren Durchführung man allem Anschein nach viel zu lange gewartet hat, wenig aussichtsvoll. Den Inhabern der Schuldverschreibungen haften für ihre Forderungen, die in dem letzten Rechnungsabschluß noch mit 1 386 000 Mark Kapital und 31 005 Mark Zinsen erschienen, die Grundstücke und Gebäude der Gesellschaft mit Zubehör. Grundstücke und Gebäude allein standen in dem letzten Abschluß mit 1 475 600 Mark zu Buch. Dazu kommen noch die Maschinen und Brauereieinrichtungen verschiedener Art. Es wird erwartet werden dürfen, daß die Verwaltung schon vor der bevorstehenden Versammlung genauere Mitteilungen darüber macht, wie sie sich die künftige Behandlung der Schuldverschreibungen denkt, damit ihre Anleihegläubiger ersehen können, ob und inwieweit sie sich auf Zugeständnisse einlassen sollen. Sehr viel schlimmer als die Inhaber der Schuldverschreibungen sind natürlich die Aktionäre daran, die, wenn überhaupt eine Wiederaufrichtung der Gesellschaft möglich ist, um eine scharfe Zusammenlegung ihrer Aktien nicht herumkommen werden. Das gilt insbesondere von den Stammaktien. Aber auch die Vorzugsaktien werden stark zusammengelegt werden müssen, zumal man an die Ausgabe neuer Vorzugsaktien durch Umwandlung von Gläubigerforderungen denkt. Wie bekannt, ist der Konkurs der Gesellschaft bereits beantragt, diesem Antrag aber einstweilen keine weitere Folge gegeben worden. Unter diesen Umständen sind die Rechte der Gläubiger einstweilen insoweit gewahrt, als ihre gleichmäßige Behandlung den Vorschriften des Gesetzes entsprechend sichergestellt ist…“
 
Wie dem vorstehenden Artikel zu entnehmen ist, hatte die Gesellschaft bereits Konkurs beantragt, der von den Behörden aber nicht eingeleitet wurde. In dieser Zeit wurde auch erstmals öffentlich darüber berichtet, dass die Treuhänderin der Obligationen der Brauerei, das Bankhaus Sal. Oppenheim jun. & Co., bereits im Jahr 1911 das Amt als Treuhänderin niederlegen wollte und deshalb eine außerordentliche Versammlung der Obligationäre einberufen wollte. Als Begründung gab das Bankhaus den Rückkauf und die anschließende Vernichtung der rückgekauften Aktien an, wodurch dem Unternehmen Mittel entzogen wurden und damit die Sicherheit der Obligationäre beeinträchtigt wurde. Dagegen klagte die Brauerei. Die Klage ging durch mehrere Instanzen und letztendlich zog das Bankhaus seine Klage im Oktober 1913 zurück. Hintergrund für diese gerichtliche Entscheidung war aber nicht, dass die Einschätzung des Bankhauses falsch gewesen wäre, sondern die Einschätzung, „..dass der durch die Berufung der Versammlung für den Kursstand der Aktien und Obligationen zu erwartende Nachteil in keinem Verhältnis zu ihren etwaigen Vorteilen stehe…“.
Im Mai 1915 fanden jeweils außerordentliche Versammlungen der Aktionäre und der Obligationäre statt. Auf der Tagesordnung standen folgende Punkte, die der Gesellschaft ermöglichen sollten, fällige Zahlungen zu verschieben und wieder notwendiges Geld in die Kasse zu bekommen:
Aktionäre:
1)  Herabsetzung des Grundkapitals durch Zusammenlegung der Vorzugsaktien und der Stammaktien.
2)  Erhöhung des Grundkapitals durch Ausgabe neuer Vorzugsaktien im Nennbetrage von wenigstens 500.000 Mark sowie Festlegung der Einzelheiten der Begebung.
3)  Umwandlung zusammengelegter Stammaktien in Vorzugsaktien durch Zuzahlung von 40%
4)  Ausstattung sämtlicher Vorzugsaktien mit einer 6%igen evtl. in den folgenden Jahren nachzuzahlenden Dividende
Obligationäre:
1) Die Inhaber der Schuldverschreibungen verzichten auf ihr Recht, mit Rücksicht auf die Herabsetzung des Grundkapitals für ihre Forderungen aus den Schuldverschreibungen weitere Sicherstellung oder Befriedigung zu verlangen.
2) Die Gesellschaft erhält das Recht, weitere Kapitaltilgungen bis zum Ablauf von spätestens 5 Jahren nach Friedensschluss hinauszuschieben
Die angedachten Maßnahmen klangen schon ziemlich verzweifelt. Wer sollte den objektiv gesehen Interesse an neuen Aktien der Brauerei haben und woher sollen 6% garantierte Dividende bezahlt werden?
In der am 11. Mai 1915 abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung kam es zu keiner Einigung unter den Aktionären. Die Besitzer der Stammaktien erklären sich zwar zu einem Umtausch ihrer Aktien im Verhältnis 5:1 einverstanden, die Besitzer der Vorzugsaktien blockierten aber den Vorschlag, diesen Aktientyp im Verhältnis 5:2 einzutauschen. Es gab noch weiter Vorschläge diesbezüglich, es gab aber keine Einigung. Auch die Liquidation der Gesellschaft wurde vorgeschlagen, auch dieser Vorschlag wurde abgelehnt. Ein Aktionär brachte auch die Verschmelzung mit einer namentlich nicht genannten Brauerei ins Spiel. Hierfür sollte beim Konkursrichter ein zeitlicher Aufschub von 4-6 Wochen beantragt werden.
[13, 12.05.1915] „…Rheinische Brauerei-Gesellschaft Köln- Alteburg. In der gestern unter dem Vorsitz von Kommerzienrat Dr. v. Schnitzler abgehaltenen außerordentlichen Hauptversammlung waren 1101 Stammaktien zu je 600 Mark und 494 Vorzugsaktien zu je 100 Mark vertreten. Die Versammlung sollte über die bekannten Anträge auf Zusammenlegung und Wiedererhöhung des Aktienkapitals beschließen. Hierzu führte der Vorstand aus, daß man erwogen habe, eine Zusammenlegung der Stammaktien im Verhältnis von 8 zu 1 und der Vorzugsaktien im Verhältnis von 4 zu 1 vorzuschlagen. Außerdem sollte auf die so zusammengelegten Stammaktien eine Nachzahlung von 40% geleistet werden und dadurch deren Umwandlung in 6proz. Vorzugsaktien erfolgen. Man würde dann auf 150 000 Mark Stammaktien kommen und zugleich 60 000 Mark in barem Geld erhalten. Gegen diesen Vorschlag der Verwaltung habe sich jedoch aus Aktionärskreisen Widerspruch erhoben. Es sei daher der Vermittlungsvorschlag gemacht worden, die Stammaktien im Verhältnis von 4 zu 1 und die Vorzugsaktien im Verhältnis von 2 zu 1 zusammenzulegen, wobei die Stammaktien unter Nachzahlung von 30% in Vorzugsaktien umgewandelt werden könnten. Ein dritter Vorschlag gehe dahin, die Stammaktien im Verhältnis von 5 zu 1 bei 40% Nachzahlung und die Vorzugsaktien im Verhältnis von 5 zu 2 zusammenzulegen. Die Verwaltung stelle den Aktionären die Wahl unter diesen Vorschlägen anheim. Es wurde weiter mitgeteilt, daß die Kapitalzusammenlegung bis zum 31. Oktober d. J. durchgeführt sein müsse, das gleichzeitig eine Wiedererhöhung des Aktienkapitals durch Ausgabe von 825 Mark Vorzugsaktien stattfinden solle. Wenn bis zum 31. Oktober d. J. nicht mindestens 500 000 Mark Vorzugsaktien untergebracht seien, so solle die Wiederaufrichtung der Gesellschaft als gescheitert gelten. Namens des Herrn v. Lang-Puchhof und des Justizrats Schmidt Polex erklärte der Vertreter der anwesenden 494 Vorzugsaktien, daß er den Auftrag habe, den Vorschlägen der Verwaltung, die auf Zusammenlegung der Vorzugsaktien hinzielten, seine Zustimmung zu versagen; seine Auftraggeber seien nicht, genügend unterrichtet und wollten erst größere Klarheit über die Lage des Unternehmens wie auch über die Vorschläge der Verwaltung haben. Da nach dieser bestimmten Erklärung des Vertreters der Vorzugsaktien die Annahme der Anträge der Verwaltung von vornherein als aussichtslos angesehen werden mußten, beschränkte man sich darauf, in einer längeren Erörterung die Ansichten der Stammaktionäre zu erkunden und hinterher eine Abstimmung vorzunehmen, die man als unverbindlich bezeichnete. In der Erörterung regte ein Aktionär die Frage der Liquidation an, eine Anregung, der entgegengehalten wurde, daß ihre Verwirklichung aussichtslos erscheine, weil die Gesellschaft schon unter Konkursantrag stehe und im Falle der Zurücknahme des Konkursantrags diejenigen Gläubiger, die bereits Pfändungen und Urteile gegen die Gesellschaft erwirkt hätten, sofort in die Lage kämen, gegen die Gesellschaft vorzugehen und die Liquidation unmöglich zu machen. Die Stammaktionäre erklärten sich bei der Abstimmung zwar für eine Neuordnung der Verhältnisse der Gesellschaft auf der Grundlage einer Zusammenlegung der Vorzugsaktien von 5 zu 2 und der Stammaktien von 5 zu 1. Für die Vorzugsaktien wurde aber dieser Antrag einstimmig abgelehnt, und in der gemeinsamen Abstimmung beider Aktiengattungen stimmten die Vorzugsaktien wiederum gegen die Anträge der Verwaltung, die Stammaktien jedoch dafür. Danach mußte der Versuch der Verwaltung, eine Neuordnung der Verhältnisse der Gesellschaft auf der angegebenen Grundlage herbeizuführen, als vorläufig gescheitert angesehen werden. Bei dieser Lage der Dinge trat ein Aktionär Scheuer mit der Anregung einer Verschmelzung des Unternehmens mit einer angesehenen Brauerei hervor. Er führte aus, daß bei einer kapitalkräftigen Brauerei, die er nicht näher bezeichnete, die ernsthafte Absicht bestehe, in Verschmelzungsverhandlungen mit der Gesellschaft einzutreten. Dazu seien allerdings mindestens vier Wochen Zeit erforderlich, und die Gesellschaft müsse sich deshalb einen Ausstand von etwa 4 bis 6 Wochen bei dem Konkursrichter erwirken. Der Vorstand bestätigte die Ernsthaftigkeit dieser Anregung, indem er hinzufügte, daß die fragliche Brauerei ihre eigenen Liegenschaften zu verkaufen und ihren ganzen Betrieb auf die Brauerei Alteburg zu verlegen gedenke, die dann in größerem Maßstab betrieben werden solle. In den Erörterungen, die sich hieran anschlossen, trat die Neigung der Aktionäre, auf eine Verschmelzung ein zugehen, hervor. Zugleich war man der Ansicht, daß auch die Anträge der Verwaltung auf Zusammenlegung des Aktienkapitals weiter verfolgt werden und zu diesem Zweck insbesondere mit den Herren Lang-Puchhof und Schmidt-Polex verhandelt werden solle. um auch deren Zustimmung zu erlangen. Von allen Seiten wurde betont, daß man es unter allen Umständen versuchen solle, den Konkurs zu vermeiden. Verschiedene Aktionäre hoben dabei übrigens auch hervor. daß man mit den Vorschlägen der Verwaltung nicht weit komme. Denn wenn nur, wie die Verwaltung ausgeführt hatte, 200. bis 250 000 Mark neues Kapital hereinkämen, so sei keine Aussicht vorhanden, daß die Gesellschaft gewinnbringend arbeiten könne, vielmehr werde man dann in 1 bis 2 Jahren wiederum vor der Frage des Konkurses stehen. Der Vorsitzende teilte noch mit, daß der Aufsichtsrat beschlossen habe, aus verschiedenen Gründen ein weiteres Vorstandsmitglied in der Person von Direktor Herne zu bestellen. Dieser äußerte sich auf Wunsch des Vorsitzenden über die inneren Verhältnisse der Brauerei, die er in bester Ordnung gefunden habe, und sprach seine Ansicht dahin aus, daß sie mit 200 000 Mark neuem Betriebskapital auf eine feste Grundlage gestellt werden könne. Es soll nun zunächst mit den Besitzern der Vorzugsaktien weiter im Sinne der Vorschläge der Verwaltung auf Zusammenlegung des Aktienkapitals verhandelt und zugleich auch den Verschmelzungsverhandlungen mit der in Rede stehenden Brauerei ernstlich nachgegangen werden. Vor allem aber muß, wie hervorgehoben wurde, weiterer Ausstand bei dem Konkursrichter erwirkt werden, damit Zeit für die Verhandlungen gewonnen wird. Je nach dem Ergebnis dieser Verhandlungen ist dann eine neue Aktionärversammlung und eine zweite Versammlung der Besitzer der Schuldverschreibungen zu berufen.
 
In diesem Artikel wurden auch zum ersten Mal die Namen der beiden Personen genannt, die gemeinsam alle Vorzugsaktien besaßen. Zum einen war dies Carl von Lang-Puchof, ein politisch sehr einflussreicher Adeliger aus Niederbayern. Zum anderen der geheime Justizrat Carl Schmidt-Polex aus Frankfurt am Main. Dieser stammte aus einer Bankiersfamilie und war Rechtsanwalt, Industrieller und durch seine Aufsichtsratstätigkeit in mindestens 6 namhaften Unternehmen ebenfalls einflussreich.
Drei Wochen später wurde erneut zu einer außerordentlichen Generalversammlung eingeladen. Die Tagesordnung entsprach der vorherigen, nur durch den Punkt „Verhandlung und eventuelle Beschlussfassung über Verschmelzung mit einem anderen Unternehmen“ ergänzt. Auch auf dieser Generalversammlung gab es keine konkreten Beschlüsse. Die am gleichen Tag abgehaltene Versammlung der Obligationäre stellte der Brauerei aber ein Ultimatum. Die Obligationäre würden Sanierungsplänen des Vorstandes nur dann zustimmen, wenn bis zum 10. August alle bestehenden Pfändungen aufgehoben sein müssen und die Schuldner der Brauerei sich bereit erklären würden, mindestens 50% dieser Schulden Vorzugsaktien zu übernehmen. Anderenfalls solle der Konkurs eröffnet werden.
Das Ultimatum verstrich ohne Konsequenzen und die Brauerei teilte im November 1915 mit, dass jetzt alle Forderungen erfüllt seien und im Dezember eine weitere Generalversammlung der Aktionäre und ebenso eine Versammlung der Obligationäre abgehalten werden solle.
[13, 22.11.1915] „…Einladung zu einer ausserordentlichen Generalversammlung. Da eine größere Anzahl unserer Gläubiger im Felde steht, konnte die Einigung mit ihnen nicht so rasch erzielt werden, als es erforderlich war, um die am 30. Juni a.c. von den Versammlungen unserer Obligationäre und Aktionäre festgesetzten Fristen für die Sanierung unserer Gesellschaft einzuhalten. Nachdem nunmehr die Einigung erzielt, die Zeichnung von neuen Vorzugsaktien gesichert ist und alle Pfändungen aufgehoben sind, werden mit Zustimmung des am 30. Juni a.c. gewählten Prüfungsausschusses die Aktionäre unserer Gesellschaft zu einer ausserordentlichen Generalversammlung eingeladen, welche am Dienstag, den 21. Dezember 1915 stattfinden wird…“
 
Auf dieser Generalversammlung wurden die bekannten Vorschläge einstimmig und ohne weitere Erörterung angenommen. Als Folge der Zusammenlegung von Aktien verringerte sich das Aktienkapital von 1 700 000 Mark auf nur noch 940 000 Mark.
[13, 22.12.1915] „…Rheinische Brauerei-Gesellschaft, Köln-Alteburg. In der gestern unter dem Vorsitz von Kommerzienrat Dr. Richard v. Schnitzler abgehaltenen außerordentlichen Hauptversammlung, die über die bekannten Anträge der Verwaltung auf Wiederaufrichtung des Unternehmens zu beschließen hatte, waren 500000 Mark Vorzugsaktien und 793000 Mark Stammaktien vertreten. Nach den Anträgen der Verwaltung beschloß die Versammlung einstimmig und ohne Erörterung zunächst das Grundkapital dadurch herabzusetzen, daß je 5 Vorzugsaktien zu 2 Vorzugsaktien und je 5 Stammaktien zu einer Stammaktie zusammengelegt werden. Die zusammengelegten Stammaktien können durch Zuzahlung von 40% in Vorzugsaktien umgewandelt werden. Sämtliche Vorzugsaktien bekommen vorweg 6% Dividende mit dem Recht auf Nachzahlung und werden im Falle der Auflösung der Gesellschaft in erster Linie berücksichtigt. Der durch die Zusammenlesung entstehende Buchgewinn soll zur Tilgung des Fehlbetrags und zu Abschreibungen benutzt werden. Weiter beschloß die Versammlung, das Grundkapital um einen Betrag von höchstens 900000 Mark neuen Vorzugsaktien zu erhöhen. Die Erhöhung gilt nur dann als erfolgt, wenn bis zum 1. April 1916 mindestens 500 000 Mark neuer Vorzugsaktien übernommen worden sind. Die Gläubiger der Gesellschaft haben das Recht, ihre Forderungen gegen Uebernahme von Vorzugsaktien aufzurechnen…“
 
In 2 Artikeln vom Juni 1916 führte der Autor auf, dass die Brauerei rechtswidrig agiere, weil sie ein halbes Jahr nach ihrer Verpflichtung immer noch keinen Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 1914/15 vorgelegt habe, zeichnet die Zukunft der Brauerei entsprechend düster und weist der Brauereiführung ein denkbar schlechtes Zeugnis aus.
[13, 17.06.1916] „…Rheinische Brauerei-Gesellschaft Köln- Alteburg. Die Gesellschaft, die ihr Geschäftsjahr mit dem 30. September schließt, hat es bisher nicht für nötig gesehen, einen Geschäftsbericht und einen Rechnungsabschluß für das am 30. September vorigen Jahres(!) beendete Geschäftsjahr vorzulegen. Sie verstößt damit gröblich gegen die Vorschritt des § 360 des HGB. Es ist das um so mehr zu beanstanden, als sie sich bekanntlich in sehr mißlicher Lase befindet und in der Zwischenzeit genötigt war, ihre Aktionäre und auch die Inhaber ihrer Schuldverschreibungen zusammenzurufen. Da schon das laufende Geschäftsjahr allmählich seinem Ende sich zuneigt, so hätte nach S 319 HGB das zuständige Gericht den Vorstand schon längst zur Ertüllung der ihm nach S 260 obliegenden Verpflichtung anzuhalten gehabt. Die in der Hauptversammlung vom 21. Dezember vorigen Jahres beschlossene Neuordnung der geldlichen Verhältnisse der Gesellschaft scheint gescheitert zu sein, da dem Vernehmen nach die Aktionäre bei der Zusammenlegung der Aktien begreiflicherweise nur in sehr beschränktem Maße Zuzahlung geleistet haben. Es entsteht daher die Frage, ob die Gesellschaft die einstweilen gestundeten Zinsen und die Rückzahlungen auf ihre Schuldverschreibungen am 1. Juli zahlen kann. Darüber hinaus aber entsteht auch die Frage, was denn mit der Gesellschaft überhaupt werden soll. Daß in der bisherigen Weise weiter gewurstelt wird - ein anderer Ausdruck ist zur Kennzeichnung des Verhaltens der Gesellschaft kaum möglich - hat weder für die Aktionäre noch für die Inhaber der Schuldverschreibungen einen Wert…“
 
[13, 20.06.1916] „…Es wird unter diesen Umständen Sache des Gerichts sein, den Vorstand zur Erfüllung der ihm obliegenden Verpflichtungen anzuhalten. Im Übrigen werden die Aktionäre erwarten müssen, daß ihnen in der bevorstehenden Versammlung einmal mit voller Offenheit gesagt wird, wie die Verwaltung, die seit Jahren nichts als Mißerfolge aufzuweisen hat, sich denn die weitere Zukunft des Unternehmens denkt. Die Inhaber der Schuldverschreibungen haben erhebliche Zugeständnisse im Hinblick auf die Vertröstungen für die Zukunft gemacht. Die frühen Aktionäre sind um gewaltige Beträge geschädigt, und die jetzigen Aktionäre haben anscheinend wenig Aussicht Dividenden zu erhalten. Immer aufs neue muß daher die Frage aufgeworfen werden, welchen Zweck eine derartige Geschäftsführung eigentlich hat…“
 
Die durch den Krieg entstanden weiteren Einschränkungen (Kontingentierung des Malzes, durch Kriegseinsatz fehlende Mitarbeiter und ebenfalls durch den Krieg fehlend Kundschaft und Kaufkraft) machten es der Brauerei zusätzlich schwer. In der endlich veröffentlichten Bilanz für das Geschäftsjahr 1914/15 wurde ein Verlust in Höhe von 111.188 Mark ausgewiesen. Durch die getroffenen Maßnahmen war viel zu wenig Geld in die Kasse gekommen, da fast alle Aktionäre den Aufschlag von 40% für die Umwandlung der Stammaktien in Vorzugsaktien, entgegen der geäußerten Annahme der Brauereileitung, nicht gezahlt hatten. Alle Stammaktien waren im Verhältnis 5:1 umgetauscht worden (240.000 Mark statt 1.200.000 wie im Vorjahr), die Vorzugsaktien waren im Verhältnis 5:2 umgetauscht worden (200.000 Mark statt 500.000 Mark wie im Vorjahr). Da insgesamt Vorzugsaktien im Wert von 700.000 Mark aufgeführt waren, schien die Brauerei wirklich wie angestrebt, Käufer für neue Vorzugsaktien im Wert von 500.000 Mark gefunden zu haben.
Immerhin war die Brauerei so clever gewesen, sich nach zusätzlichen Einnahmequellen umzusehen. Ihr war es gelungen, einen mehrjährigen Mietvertrag für Teile der Lager und Kühlräume abzuschließen. Hierdurch kamen mehr Einnahmen herein als durch die 40% Zuzahlung bei Umwandlung der Stamm- in Vorzugsaktien.
Die Lage der Brauerei verbesserte sich aber nicht wirklich. Insbesondere die Kontingentierung der Gerste im Kontext des noch andauernden Krieges machte ihr zu schaffen. Um überhaupt bestehende Bierlieferverträge erfüllen zu können war die Brauerei gezwungen, für teures Geld Bier von anderen Brauereien zuzukaufen. Weiter wurde die Brauerei auch gezwungen, die kupfernen Einrichtungen des Sudhauses zu Kriegszwecken abzugeben.
[13, 27.03.1917] „…Rheinische Brauereigesellschaft Köln-Alteburg. Wiederum im Widerspruch mit den Vorschriften ihrer Satzung legt die Gesellschaft erst jetzt ihren Geschäftsbericht für das am 30. September 1916 beendete Betriebsjahr vor und beruft ihre Aktionärversammlung zum 31. März, obwohl sie nicht allzuviel zu berichten hat. Die Verwaltung erklärt das damit, daß infolge militärischer Einberufungen die Vorarbeiten für die Bilanz nicht rechtzeitig fertiggestellt werden konnten. Sie hat also offenbar unter den Einberufungen mehr gelitten als sämtliche rheinisch-westfälische Brauereien, die ihre Geschäftsberichte längst bekanntgegeben haben. Aus dem Bericht ergibt sich, daß die Erwartungen, die man bei Durchführung der Neuordnung der geldlichen Verhältnisse der Gesellschaft ausgesprochen hatte, sich, wie vorauszusehen war, wiederum nicht erfüllt haben. Nach 44.889 Mark Abschreibungen bleiben als Vortrag auf neue Rechnung wenige 2141 Mark. Der Bericht verweist darauf, daß das rheinische Brauereigewerbe nur mit knapp 33% des Gerstenverbrauchs im Friedensjahr 1912/13 beliefert wurde, so daß die Gesellschaft eine große Mengeteures Bier kaufen mußte, um die Kundschaft einigermaßen beliefern zu können. Der Bericht verweist weiter auf die Erhöhung der Gestehungskosten, die weder durch die größte Sparsamkeit noch durch die verspätete Bierpreiserhöhung ausgeglichen werden konnte. Die Aussichten für das laufende Jahr werden als wenig erfreulich bezeichnet. Alles hänge von der Belieferung mit Gerste ab. Bis heute sei den Brauereien von dem festgesetzten Kontingent nur ein Teil der Gerste zugewiesen worden. Bei 240 000 Mark Aktienkapital und 700 000 Mark Vorzugsaktien betragen die laufenden Schulden der Gesellschaft wieder 627 506 Mark (592 769 Mark) und die Anleiheschuld 1 347 000 Mark. Demgegenüber werden an Außenständen 1 055 352 Mark (990 393 Mark) und an Vorräten 105 852 Mark (84 854 Mark) ausgewiesen.
 
[13, 31.03.1917] Rheinische Brauerei-Gesellschaft Köln-Alteburg. In der heute unter dem Vorsitz von Kommerzienrat Dr. Richard v. Schnitzler abgehaltenen Hauptversammlung vertraten vier Aktionäre 310 Vorzugsaktien und 133 Stammaktien. Im Anschluß an die Vorlage des Geschäftsberichts teilte der Vorstand auf eine Anfrage mit, daß in den im Rechnungsabschluß mit 569 274 Mark aufgeführten Erträgnissen aus Bier und Abfällen rund 15 000 Mark Erträgnisse aus Eis und 90 000 Mark Einnahmen aus Mieten von der Stadt, dem Ersatzmagazin usw. enthalten seien. Ueber die Aussichten des laufenden Geschäftsjahres bemerkte der Vorstand, daß sich die Lage in den letzten Wochen wesentlich verschlechtert habe. Man habe bis jetzt nur 16% des Kontingents des Friedensjahres 1912/13 an Gerste geliefert erhalten, und es sei kaum noch damit zu rechnen, daß weitere Lieferungen erfolgten. Außerdem sei wenig erfreulich, daß man zum 1. Mai die kupfernen Einrichtungen des Sudhauses abliefern müsse. Die Vergütungen, die hierfür bezahlt würden, seien unzulänglich, außerdem entstünden dadurch empfindliche Betriebsstörungen. Anderseits könne mitgeteilt werden, daß nach den Erklärungen der zuständigen Stelle, die Gesellschaft im Hinblick auf die Vermietungen ihrer Räumlichkeiten an Stadt und Ersatzmagazin für den Kriegshilfsdienst nicht meldepflichtig sei. Der Rechnungsabschluß wurde hiernach einstimmig genehmigt und der Verwaltung Entlastung erteilt. Zwei ausscheidende Aufsichtsratsmitglieder wurden wiedergewählt.
 
Rechnet man die Mieteinnahmen und den Eisverkauf von den Erträgen ab, so blieben von den 569.000 Mark am Ende nur Einnahmen für Bier in Höhe von 464 000 Mark übrig. Umgerechnet entspricht dies einer Jahresproduktion von nur noch gut 30 000 hl (Höchststand im Geschäftsjahr 1898/99: 82.000 hl). Öffentlich gemacht wurden die Jahresproduktionen schon lange nicht mehr.
(PK001)
Postkarte der Restauration v. Gerh. Schüntzeler aus Rodenkirchen.
Interessant ist das Werbeschild der Rheinischen Brauerei Alteburg, ähnlich dem rechts abgebildeten Schild S001
(unbekannte Sammlung)
 
(S001)
Nachzeichnung eines Hinterglasschild der Rheinischen Brauerei Gesellschaft Cöln Alteburg, ähnlich wie auf PK003 zu sehen
 
(F001)
Postkarte der Restauration von Eugen Schumacher, Kalker Hauptstraße 106 um 1910. Interessant ist das Werbeschild der Rheinischen Brauerei Alteburg, ähnlich dem rechts abgebildeten Schild S002
(unbekannte Sammlung)
 
(S002)
Nachzeichnung eines Hinterglasschild der Rheinischen Brauerei Gesellschaft Cöln Alteburg, ähnlich wie auf F001 zu sehen
  
     
(AK002)
Vorzugsaktie der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft Köln-Alteburg aus dem Jahr 1917
(unbekannte Sammllung)
(AK003)
Dividendenscheine zur links stehenden Vorzugsaktie
(unbekannte Sammlung)
                                                                                                                                                             

Der Verkauf des Malzkontingentes und die Liquidation der Gesellschaft
Das Geschäftsjahr 1917/18 verlieft ähnlich schlecht wie das Jahr zuvor (keine Dividenden (auch wenn das für die Vorzugsaktien eigentlich garantiert war), kein Abbau von Schulden, keine Perspektive).
Mitte des Jahres erreichte die Brauerei dann eine Offerte der Hirsch-Brauerei aus Köln (der späteren Dom-Brauerei, damals schon eine der größten Kölner Brauereien). Das Malz war wie schon erwähnt während des Krieges kontingentiert, die Brauereien konnten dadurch gar nicht genug produzieren wie sie hätten absetzen können. Die Hirsch-Brauerei bot der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft an, deren staatlich festgesetztes Malzkontingent dauerhaft gegen eine Einmalzahlung zu übernehmen. Die Konsequenz wäre natürlich die Liquidation, andererseits könnte hierdurch Geld eingenommen werden, welches eigentlich keinen Gegenwert hatte, und die Schuldner in Teilen befriedigt werden.
Die Rheinische Brauerei-Gesellschaft berief daraufhin eine außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre sowie eine Versammlung der Obligationäre ein, um die bereits am 26. Juni 1918 mit der Hirsch-Brauerei getroffene Vereinbarung genehmigen zu lassen. Das Angebot der Hirsch-Brauerei lautete:
[13, 21.09.1918] „…Der jetzige Vorschlag, das Kontingent an die Hirschbrauerei zu verkaufen, sehe eine Anzahlung von 200 000 Mark bei einem Verkaufspreis von insgesamt 600 000 Mark vor; gegen die Annahme dieses Vorschlags habe sich unter den Aktionären eine Bewegung gebildet, besonders da die Bank für Brauindustrie in Berlin mit diesem Vorschlag in Wettbewerb treten wolle. Justizrat Schniewind verlas sodann die von der Reichsgetreidestelle genehmigten Verträge zwischen Hirschbrauerei und der Alteburgbrauerei über den Verkauf des Kontingents, die vom 26. Juni 1918 datieren. Danach beträgt das Kontingent 12 626 Zentner und geht dauernd in den Besitz der Hirschbrauerei über, während die Alteburgbrauerei in Liquidation tritt und sich verpflichtet, künftig kein Bier mehr herzustellen. Die Hirschbrauerei tritt auch in die Lieferungsverträge der Alteburgbrauerei ein. Der Kaufpreis beträgt insgesamt rund 569 000 Mark, wovon 200 000 Mark angezahlt werden und der Rest von 369 000 Mark, einschließlich 5% Zinsen in jährlichen Teilbeträgen entrichtet werden sollte. Ferner tritt die Hirschbrauerei in die Bierlieferungen an die Mieter der Alteburgbrauerei ein, wofür sie 30 000 Mark zahlt, so daß also die gesamte Entschädigung sich auf rund 600 000 Mark stellt. In der darauf eintretenden Erörterung über diese Verträge wurde mitgeteilt, daß die Bank für Brauindustrie sich verpflichtet habe dieselbe Summe, die den festgesetzten Höchstpreis für Braukontingent darstellt, zu zahlen, jedoch mit dem Unterschied gegenüber dem Angebot der Hirschbrauerei, daß der ganze Betrag sofort gezahlt werden solle. Nach diesem Angebot gab der Vertreter der Hirschbrauerei seinerseits bekannt, daß auch die Hirschbrauerei die gesamte Summe sofort bar entrichten werde. Bankier Rinkel vom Bankhaus Oppenheim, der Pfandhalterin der Schuldverschreibungen, führte aus, daß der Verkauf des Kontingents im Interesse der Gesellschaft liege. Entschädigung für das Kontingent sei ein Geschenk, das Alteburg in den Schoß falle infolge der durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse und empfahl deshalb die Annahme des Vorschlags und die Ablehnung des noch nicht verbindlich abgegebenen Gebots der Bank für Brauindustrie..."
 
Und so geschah es dann, wenn auch gegen den Widerstand einiger Aktionäre (da die Obligationsinhaber rechtlich zuerst aus der Liquidationsmasse bedient werden mussten, sahen einige Aktionäre voraus, dass sie leer ausgehen würden). Am 23, September 1918 wurde auf einer weiteren außerordentlichen Generalversammlung einstimmig die Annahme des mit der Adler-Brauerei ausgehandelten Vertrages über die Übernahme des Malzkontingentes beschlossen und damit auch die Liquidation der Rheinischen Brauerei-Gesellschaft beschlossen. Zu Liquidatoren wurden der Brauerei-Vorstand Peter Bohland und der Bankier Salomon Simon aus Bonn gewählt.
[13, 28.09.1918] „…Wirtschaftliche Wochenschau. Köln, 27. Sept. Der Krieg kann auch gütig sein. Was er mit der einen Hand weggenommen hat, das gibt er mit der andern von neuem und der zuerst von der Zwangswirtschaft hart Getroffene darf dann mit einem feuchten und einem heitern Auge auf das ihm von eben dieser Bewirtschaftung in den Schoß fallende Geschenk blicken und es lächelnd annehmen. Zum Höchstpreis, denn ins Unendliche geht die Güte des Krieges doch nicht. Von diesen zwei Seiten der Kriegswirtschaft darf die Rheinische Brauereigesellschaft Köln-Alteburg eine Seite ihrer nun bald endgültig geschlossenen Chronik füllen, deren letztes Kapitel sie mit dem jüngst gefaßten Beschluß, zu liquidieren, begonnen hat. Erst nahm ihr der Krieg mit seinen bösen Wirkungen den letzten Rest ihrer guten Aussichten. Er nahm ihr nicht viel damit, denn zu einer rechten Blüte hat es dieses Unternehmen der Brauindustrie nie gebracht. Die Gesellschaft hat in den 45 Jahren ihres Bestehens als arbeitendes Aktienunternehmen nicht viel gute Jahre gesehen und in den letzten Jahren vor dem Krieg war es mit dem guten Wetter. schon längst vorbei. Dann hat der Krieg ihre Schwächen schnell ans Tageslicht kommen und immer größer werden lassen, bis dann eine durchgreifende Wiederaufrichtung versucht wurde, aber nicht gelang. Und jetzt, im fünften Kriegsjahr, hat er, nachdem er zuerst die Malzzuweisung auf ein Zwanzigstel der vor dem Krieg jährlich verbrauchten Menge herabgesetzt hat, ihr ein unverhofftes und ansehnliches Geschenk gemacht, hat ihr Braurecht, um das sich vor dem Krieg keiner so gekümmert hätte, mit 600 000cK bewertet, die ihr auf einen Schlag in bar zufließen. Die Alteburg-Brauerei hört allerdings damit auf. Bier zu brauen, aber sie hat mit diesem Betrieb nie viel Glück gehabt. Und es ist vielleicht noch nicht ihre letzte angenehme Kriegsüberraschung, denn mit der Wertsteigerung der Gelände und Bauten, die den Grundstücksmarkt stets weiter in die Höhe kommen läßt, blühen ihr, wenn sie nicht vorzeitig in Konkurs gehen muß, noch gute Aussichten. Den vielpeprüften Aktionären wäre es zu gönnen, daß sie noch eine letzte Freude an ihrem Unternehmen haben. Den Erlös fürs Braurecht haben die Gläubiger bekommen. Diese 600 000 Mark, ein Drittel des ursprünglichen Aktienkapitals, sind aber nicht das einzige Geschenk des Krieges; er hätte noch eines gehabt, wenn die Gesellschaft es hätte nehmen können. Statt in Liquidation zu gehen, hätte sie ihre Aktienform verkaufen, und, nach Ansicht eines Aktionärs, daraus mindestens weitere 100 000 erlösen können. Da aber die Liquidation im Interesse der Anleihegläubiger verlangt werden mußte, entging ihr dieser zweite Kriegsgewinn…“
 
Nach Geldfluss im Oktober 1918 begann die Brauerei dann mit der Rückzahlung der ausstehenden Zinszahlungen der Jahre 1915 bis 1918. Parallel liefen Verhandlungen über den Verkauf des Brauereigrundstücks, welches im Februar 1919 mit allen darauf stehenden Gebäuden für 1.500.000 Mark an den Kölner Getränke- und Spirituosenhändler Fritz Schönbeck verkauft wurde. Nach dem so weiteres Geld in die Kasse kam, wurden alle im Umlauf befindliche Obligationen gekündigt und die Rückzahlung ab dem 31. Mai 1919 durchgeführt.
Schon in der Liquidations-Eröffnungsbilanz aus dem Jahr 1918 wurden die Aktien, die eigentlich einen Nominalwert von 940.000 Mark hatten, mit dem Wert 0 ausgewiesen. In der Liquidations-Bilanz wurden nur noch „Besitzstücke“ und „Verpflichtungen“ ausgewiesen, da es ja keinen eigentlichen Geschäftsbetrieb mehr gab. Der Saldo, also die Höhe von sowohl Besitzstücken und Verpflichtungen, betrug 3.246.452 Mark. In der Bilanz 2 Jahre später sank der Saldo durch Verkauf des Grundstückes und weiteren Immobilien auf der einen und der Auszahlung der Obligatoren und der Rückzahlung von Hypotheken und Krediten auf der anderen Seite auf nur noch 731.608 Mark. Weitere Bilanzen sind nicht bekannt, es kann aber angenommen werden, dass die Restabwicklung unspektakulär in den nächsten Jahren durchgeführt wurde.
Im Jahr 1927 wurden die Brauerei-Gebäude abgerissen und durch eine Villenbebauung, welche heute noch im Kölner Nobelviertel Marienburg zu sehen ist, ersetzt.
(W057) [13]
Ausverkauf in Alteburg, im Angebot eine komplette Kühlanlage bestehend aus Dampfmaschine und Eismaschine. Anzeige der Brauerei vom 02.10.1918
(W058) [13]
Ausverkauf in Alteburg, im Angebot komplette Wagenbauerei-Maschinen.
Anzeige der Brauerei vom 03.10.1918 

                    

(W059) [13]
Ausverkauf in Alteburg, im Angebot 12 Pferde inkl. zugehöriger Bierwagen.
Anzeige der Brauerei vom 30.09.1918
(W060) [13]
Ausverkauf in Alteburg, im Angebot ca. 6 Monate nach den Einzelanzeigen alles, was noch nicht verkauft wurde (und das schein viel zu sein).
Anzeige der Brauerei vom 16.04.1919                             

Firmierungen
 
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1873 - 1918 Rheinische Brauerei-Gesellschaft zu Alteburg 1918 Liquidiert. Übernahme der Kunden, Lieferverträge und Malzkontingent von der Hirsch Brauerei

Anmerkungen
» Die Rheinische Brauerei Gesellschaft Alteburg hat auch nachweislich ein „prima rein obergäriges Bier Echt Kölsch“ produziert. Weitere Sorten waren laut Eigendarstellung ein „1a helles Tafelbier und dunkles Exportbier und hochfeines Lagerbier“ (wie in der weiter oben abgebildeten Anzeige A002 zu sehen). Exportiert wurde auch ins Ausland, u.a. nach Frankreich und in die USA.
» Obwohl von der Brauerei aus eigentlich gar nicht zu sehen, musste der Kölner Dom schon von Anfang an als Werbeträger herhalten (u.a. auf den Flaschenetiketten). Insbesondere bei den Exporten nach Amerika und Frankreich machte die Bekanntheit des Kölner Doms natürlich mehr her als das völlig unbekannte Alteburg. Passend dazu wurde das Bier auch unter dem Namen „Cathedral“ verkauft.
» Damals stand die Brauerei im Niemandsland, heute ist dort das Kölner Nobelviertel Marienburg.
» [11] Laut einer Statistik aus dem Jahr 1909 gab es zu dieser Zeit 640 Kraftwagen in Köln. Dabei vertreten war die Alteburger Brauerei mit einem Lastkraftwagen, sowie Peter Bohland, der langjährige Vorstandsvorsitzende der Brauerei, mit einem Automobil der Kategorie "Wagen für Luxus-, Vergnügungs- und Sportszwecke".
» Es sind keine Glas- oder Ton-Krüge der Brauerei bekannt.
» Die Rheinische Brauerei-Gesellschaft beklagte sich vielfach darüber, dass es ihr nicht erlaubt war Pfand auf Bierflaschen zu erheben und dass die Verhandlungen darüber mit den zuständigen Behörden nicht weiterkamen. Die Brauerei beklagte sich zurecht, denn viele Flaschen wurden nicht zurückgegeben. Auf fast allen Flaschen war zwar „unverkäufliches Eigentum der Brauerei“ vermerkt, aber die Flaschen ließen sich von den Kunden eben auch sehr gut zur Lagerung / Aufbewahrung anderer Lebensmittel verwenden.
» Die Menschen waren vor 100 Jahren nicht viel anders als heute und Paragraphen gab es auch schon genug. Im Jahr 1904 wurde in direkter Nähe der Brauerei ein Villenviertel gebaut, Marienburg, welches noch heute als exklusivste Wohnlage in Köln gilt. Drei Jahre später klagte ein Villenbewohner gegen die schon über 30 Jahre an dieser Stelle existierende Brauerei wegen Belästigung durch Rauch- und Rußabsonderungen: [13, 12.02.1907] „…Vom Begriff der Ortsüblichkeit bei Beeinträchtigungen des Eigentums durch Fabrikanlagen. Der Gerichtsassessor Dr. O. zu Köln klagte gegen die Rheinische Brauereigesellschaft zu Köln. Der Kläger fühlte sich dadurch in seinem Eigentum gestört, daß sein in Köln=Alteburg am Oberländer Ufer gelegenes Villengrundstück durch Rauch= und Rußabsonderungen des der Beklagten gehörenden Fabrikbetriebes belästigt wurde. Er klagte aus den §§ 1004 und 906 des Bürgerlichen Gesetzbuches auf Unterlassung der Beeinträchtigungen, sowie auf Schadenersatz. Das Landgericht Köln erkannte den ersten Anspruch als gerechtfertigt an, wies aber die auf Schadenersatz gerichtete Klage ab. Das Oberlandesgericht Köln erkannte die Untersagung der Einwirkungen als gerechtfertigt an, sowie auch dem Grunde nach den geltend gemachten Schadenersatzanspruch. Gegen dieses Urteil hatte die Beklagte Revision eingelegt und besonders geltend gemacht, daß der § 906 BGB. eine irrtümliche Auslegung gefunden habe. Die Gegend sei früher ein Fabrikviertel gewesen, die von der Fabrik ausgehenden Einwirkungen würden bei der Gründung des Stadtviertels niemals als das Gewöhnliche und Gemeinübliche im Sinne des§ 906 BGB. übersteigend angesehen worden sein. Wenn sich der Kläger auf das erst seit drei Jahren bestehende Villenviertel berufe, so sei das unrechtmäßig, da der bestehende Fabrikbetrieb das Recht zum Fortbestehen habe. Diesen Einwand verwarf jedoch der 5. Zivilsenat des Reichsgerichts und erkannte im Sinne des Oberlandesgerichts. Er führte dazu aus: Wenn der § 906 BGB. von der Zulässigkeit jener Zuführungen spricht, die durch eine Benutzung des andern Grundstücks herbeigeführt werden, die nach den örtlichen Verhältnissen bei Grundstücken dieser Lage gewöhnlich ist, so kann er keine andere Zeit im Auge haben, als die der Klageerhebung, nicht etwa eine frühere Zeit, z. B. die der Errichtung des die Zuführungen aussendenden Betriebes. Es hätte dies letzte im Gesetz besonders ausgedrückt werden müssen und unschwer ausgedrückt werden können. Da aber der Gesetzgeber absichtlich das Zeitwort der Gegenwart statt der Vergangenheitsform wählte, zog er zugleich nur eine richtige Folgerung aus seinen Grundsätzen über den Inhalt des Eigentumsrechtes überhaupt. Leitsatz ist der§ 903 BGB., wonach der Eigentümer einen andern von jeder Einwirkung auf die Sache ausschließen kann. Nur aus Rücksichten auf das wirtschaftliche Zusammenleben der Menschen und zum Ausgleich der dabei widerstreitenden Interessen sind die Ausnahmen des § 906 BGB. gemacht. Sie beruhen, was die Gemeinüblichkeit der Zuführungen und deren Zulassung betrifft, auf der Billigkeitserwägung, daß die Anschauung und der zu vermutende Wille der Mehrheit der Bewohner und Grundeigentümer einer bestimmten Gegend dafür entscheidend sein soll, ob und inwieweit auch lästigere Zuführungen zu ertragen sind. Auf diesen zu verstehenden Mehrheitswillen kommt alles an, er kann sich, wie das Reichsgericht ebenfalls schon ausgesprochen hat, im Laufe der Zeit, sei es im mildern, sei es im strengern Sinne, ändern und bleibt nicht für eine bestimmte Normalzeit festgelegt. Jeder wegen lästiger Zuführungen Verklagte muß beweisen, daß gerade zur Zeit der Klageerhebung solche Zuführungen ortsüblich seien...".

Brauereiwerbemittel
Etiketten
(007)
"Lager-Bier"
(unbekannte Sammlung)
 
(009)
"Lager-Bier"
(unbekannte Sammlung)
(011)
"Tafel-Bier"
(Sammlung Mittenzwey)
(010)
"Export-Bier"
(Sammlung Mittenzwey)
(015)
"Export-Bier"
(unbekannte Sammlung)
 
(016)
"Tafel-Bier"
(unbekannte Sammlung)
(008)
"Export-Bier"
(unbekannte Sammlung)
(014)
"Export-Bier"
(unbekannte Sammlung)
(018)
"Lager-Bier"
(Sammlung Mittenzwey)
 
(001)
"Tafel-Bier"
(Sammlung Mittenzwey)
(002)
"Export-Bier" "Alteburg B/Köln"
(Sammlung Mittenzwey)
 
(019)
"Export-Bier" "Alteburg"
(Sammlung Mittenzwey)
(020)
(004)
Flaschenetikett für den französischen Markt
(Sammlung Mittenzwey) 
 
(021)
Flaschenetikett für den französischen Markt
(Sammlung Mittenzwey) 
(013)
"Tafel-Bier"
(unbekannte Sammlung)
 
(006)
"Lager-Bier"
(Sammlung Mittenzwey)
(017)
"Export-Bier"
(unbekannte Sammlung)
(003)
"Export-Bier"
(Sammlung Mittenzwey) 
   
(005)
"The Excellent Cathedral Lager Beer"
(Sammlung Mittenzwey)
(012)
"Le Escelente Cerveza Marca Catedral"
(unbekannte Sammlung)
                                                                                                                  

Prägeflaschen   (verlinkt mit www.praegeflaschen.de)
(175) (218) (177) (231)
ca. 0,4l ca. 0,4l ca. 0,4l ca. 0,8l
Verlegerflasche "Joh. Wolff, Trier"
 
 
 
Quellen
1 "Zeugen Kölner Brau-Kultur 1396-1996". Katalog der Ausstellung zur 600-Jahrfeier der St. Peter von Mailand Bruderschaft 1996
2 www.koelner-Brauereiverband.de (abgerufen am 02.05.2020)
3 Christians Deutsche Börsenpapiere, Band II, 1880
4 "Prosit Colonia", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
5 Intelligenzblatt für den Kreis Bergheim und den Landkreis Cöln, Ausgabe vom 19.09.1877
6 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
7 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
8 Die Deutschen Brauereien im Besitze von Aktien-Gesellschaften, Verlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., 1902
9 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
10 Die Deutschen Brauereien im Besitze von Aktien-Gesellschaften, Verlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., 1911
11 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
12 Adress-Buch der Stadt Bonn , Druck und Verlag von P. Neusser, Bonn, 1879
13 Kölnische Zeitung, Ausgaben 02.06.1872, 09.08.1873, 19.08.1873, 14.07.1873, 14.07.1873, 15.07.1873, 25.07.1873, 26.07.1873, 27.07.1873, 24.12.1873, 31.12.1873, 12.05.1874, 24.11.1874, 24.11.1874, 28.11.1874, 22.11.1875, 23.11.1875, 25.11.1876, 27.11.1876, 16.05.1877, 10.12.1877, 27.12.1877, 10.01.1878, 19.12.1878, 20.12.1878, 22.12.1879, 22.12.1880, 24.06.1881, 08.12.1881, 09.12.1881, 05.12.1882, 25.10.1883, 12.06.1887, 16.12.1887, 20.08.1888, 04.11.1889, 05.05.1890, 06.04.1891, 09.04.1891, 26.09.1891, 05.11.1891, 06.02.1892, 18.11.1892, 10.12.1892, 29.04.1893, 29.04.1893, 04.05.1893, 31.05.1893, 27.11.1893, 21.03.1894, 01.12.1896, 12.05.1897, 25.10.1897, 19.12.1897, 03.12.1900, 04.06.1901, 14.07.1901, 12.08.1901, 29.11.1901, 21.12.1901, 21.12.1901, 24.11.1902, 22.12.1903, 24.12.1903, 12.05.1904, 23.11.1904, 04.04.1905, 07.04.1905, 03.05.1905, 04.07.1905, 22.12.1905, 23.12.1905, 28.12.1905, 26.11.1906, 12.02.1907, 21.12.1907, 26.11.1908, 19.12.1908, 29.12.1908, 08.12.1909, 24.12.1909, 28.12.1910, 30.12.1910, 15.07.1911, 24.07.1911, 16.12.1911, 27.12.1911, 14.12.1912, 03.10.1914, 03.03.1915, 08.03.1915, 31.03.1915, 31.03.1915, 01.04.1915, 03.04.1915, 17.04.1915, 17.04.1915, 17.04.1915, 11.05.1915, 12.05.1915, 06.06.1915, 12.06.1915, 25.06.1915, 30.06.1915, 01.07.1915, 09.07.1915, 20.08.1915, 21.12.1915, 22.12.1915, 15.04.1916, 19.05.1916, 17.06.1916, 20.06.1916, 21.06.1916, 29.07.1916, 27.03.1917, 31.03.1917, 04.04.1917, 21.08.1918, 21.08.1918, 21.08.1918, 21.09.1918, 21.09.1918, 24.09.1918, 28.09.1918, 12.10.1918, 24.01.1919, 18.02.1919, 26.02.1919, 02.05.1919, 07.06.1919, 09.08.1919, 27.04.1920, 05.03.1921, 07.03.1921, 11.06.1923
14 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgaben 16.07.1873, 27.11.1874, 27.09.1876, 12.12.1884, 13.08.1885, 21.12.1885, 04.03.1887, 06.11.1888, 18.12.1888, 07.01.1890, 23.12.1890, 12.03.1891, 24.12.1891, 13.06.1892, 13.12.1892, 22.06.1893, 28.12.1893, 22.02.1894, 08.06.1894, 22.11.1894, 22.12.1894, 25.05.1895, 31.05.1895, 04.06.1895, 06.05.1895, 07.12.1895, 05.06.1896, 08.12.1896, 23.12.1896, 26.05.1897, 24.06.1897, 15.09.1897, 21.12.1897, 24.01.1898, 22.06.1898, 15.12.1898, 26.05.1899, 28.06.1899, 14.08.1899, 19.12.1899, 23.02.1900, 28.03.1900, 29.06.1900, 15.11.1900, 11.01.1901, 11.05.1901, 17.06.1901, 29.06.1901, 04.07.1901, 16.07.1901, 11.09.1901, 08.11.1901, 24.12.1901, 28.12.1901, 24.12.1902, 25.06.1903, 03.12.1903, 30.12.1903, 03.05.1904, 27.12.1904, 27.12.1904, 13.01.1905, 08.02.1905, 04.04.1905, 22.05.1905, 06.01.1906, 05.07.1906, 26.11.1906, 18.12.1906, 27.12.1906, 27.12.1906, 11.06.1907, 25.06.1907, 18.11.1907, 24.12.1907, 24.12.1907, 27.06.1908, 02.07.1908, 17.08.1908, 23.12.1908, 22.06.1909, 29.06.1909, 24.07.1909, 03.01.1910, 03.01.1910, 15.07.1910, 05.12.1910, 30.12.1910, 09.12.1911, 30.12.1911, 27.01.1912, 27.01.1912, 05.07.1912, 24.12.1912, 30.06.1913, 23.12.1913, 23.12.1913, 29.06.1914, 09.03.1915, 09.03.1915, 08.04.1915, 17.04.1915, 17.04.1915, 17.04.1915, 19.04.1915, 07.05.1915, 05.06.1915, 22.11.1915, 23.11.1915, 14.01.1916, 07.02.1916, 21.02.1916, 08.05.1916, 29.06.1916, 08.08.1916, 11.03.1918, 10.04.1919, 24.03.1920, 05.05.1920, 12.05.1922, 09.05.1923, 12.07.1923, 01.09.1923
15 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgabe 10.01.1889, 16.01.1889, 24.11.1898
16 "Kölner Sonntags-Anzeiger, Ausgaben 08.04.1877, 08.07.1877, 02.05.1880, 08.05.1881, 29.05.1881, 05.06.1881, 18.12.1881, 01.01.1882, 04.02.1883, 11.11.1883, 17.02.1884, 02.11.1884, 09.11.1884, 22.04.1888, 03.03.1889, 04.07.1889, 17.04.1892, 30.04.1893
17 "Dortmunder Zeitung", Ausgabe 31.10.1885
18 Sammlung Kölner Postkarten von Detlef Ippen, www.post.koeln