Unternehmensgeschichte der Malz-Bierbrauerei von Gerhard Fischenich
in der Weyerstraße 71
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Die Malz-Bierbrauerei von Gerhard Fischenich
Der Weiterbetrieb als Restauration
Die neue „Malz-Bierbrauerei Gerhard Fischenich"                                        
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen / Quellen

Die Malz-Bierbrauerei von Gerhard Fischenich
Im Jahr 1893 gründete Gerhard Fischenich eine Malz-Bier Brauerei in der Weyerstraße 71. Die Gründung war keine Übernahme, an dieser Stelle wurde zuvor noch nie Bier gebraut.
Vermutlich stammte Gerhard Fischenich selbst aus einer Kölner Brauerfamilie. Bekannt sind ein Thedor Fischenich, welcher von 1879 bis 1880 eine Brauerei am Großen Griechenarkt 19 führte, sowie ein Peter Fischenich, der von 1863 bis 1870 eine Brauerei in der Follerstraße 90 und von 1870 bis 1880 eine Brauerei in der Follerstraße 33 führte.
Die Brauerei in der Weyerstraße war eine klassische Hausbrauerei und es wurde vermutlich nur für den Eigenbedarf der Restauration gebraut. Das die Brauerei nicht besonders bedeutend war, lässt sich auch daraus ableiten, dass es so gut wie keine Informationen, außer der Eckdaten des Bestehens, gibt.
Da Eheschließungen und Geburten aber gut dokumentiert sind, lässt sich zumindest sagen, dass Gerhard Fischenich am 26. Oktober 1896 Gertrud Nettesheim heiratete [3]. Wahrscheinlich stammte Gertrud Nettesheim ebenfalls aus einer Kölner Brauerfamilie, bekannt sind ein Theodor Nettesheim, der von 1878 bis 1886 eine Brauerei auf der Hohestraße 41 führte, sowie ein Mathias Nettesheim, welcher von 1876 bis 1878 eine Brauerei in der Weidengasse 53 führte. [4]
Bekannt sind auch 3 gemeinsame Kinder, Elisabeth Fischenich, geboren am 29. August 1898, Heinrich Fischenich, geboren am 25. Juli 1899 und Georgine Gertrud Fischenich, geboren am 6. Januar 1903 [3].
Über die Zeit von 1893 bis 1928 ist sonst nichts weiter bekannt.
(F001) [7]
Foto der Weyerstraße mit Weyer-Tor aus dem Jahr 1889. Das Gebäude links mit dem kleinen Balkon ist die Brauerei Fischenich. Das Weyer-Tor wurde kurz danach abgerissen.
(F003) [unbekannte Sammlung)
Foto der Brauerei,
vermutlich um 1900
(A001) [3]
Heiratsanzeige von Gerhard Fischenich und Traudchen (eigentlich Gertrud) Nettesheim vom 27.10.1896

Der Weiterbetrieb als Restauration
Im Jahr 1928 wurde die Bierproduktion eingestellt, die Brauerei stillgelegt. Gerhard Fischenich betrieb aber die Restauration weiter. Erst im Jahr 1935 setzte sich Gerhard Fischenich zur Ruhe und übergab die Führung der Restauration an Fritz Besgen. Besitzer blieb aber weiterhin Gerhard Fischenisch. Fritz Besgen führte die Brauerei zumindest bis in die 1940er Jahre.
Den Krieg überstand das Gebäude an der Weyerstraße 71, wenn auch beschädigt. Nach dem Krieg wurde es unter verschiedener Führung als Restauration weiter betrieben.
 
(F002) [unbekannte Sammlung]
Das Brauhaus nach einem Bombenangriff im zweiten Weltkrieg. Die Fassade steht noch, ist aber stark beschädigt. Zu sehen ist auch, dass der Eingang in der Zwischenzeit versetzt wurde (siehe F003) und der kleine Balkon fehlt
                                                                                                            

Die neue „Malz-Bierbrauerei Gerhard Fischenich“
Im Jahr 2016 übernahmen Brigitte und Henning Heuser, die auch das gegenüberliegende „Haus Töller“ betrieben, die seit Jahrzehnten unter dem Namen „Bier- und Branntweinschänke Haus Schulz“ betriebene Gastwirtschaft in der Weyerstraße 71. Nach gründlicher Renovierung eröffneten sie im September 2016 die Gaststätte wieder. In Erinnerung an den ersten Bierbrauer in diesem Gebäude wurde die Gaststätte „vorm. Malz-Bierbrauerei Gerhard Fischenich“ benannt. Trotz des Namens wird hier aber nicht gebraut, sondern Päffgen Kölsch ausgeschenkt.
 
(F005) [8]
Das Foto aus dem Jahr 2008 zeigt noch die "Bier- und Branntweinschänke Haus Schulz", die hier schon seit Jahrzehnten ansässig war
(F004) [5]
Das Foto aus dem Jahr 2020 zeigt das Brauhaus wieder unter altem Namen
                                             

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1893-1928 Malz-Bierbrauerei Gerhard Fischenisch Weyerstraße 71. Nach 1928 bis dato als Gaststätte betrieben

Anmerkungen
» Von der Malz-Bierbrauerei von Gerhard Fischenich sind keinerlei Brauereiwerbemittel wie Gläser, Krüge oder Flaschen bekannt.
» Direkt neben der Brauerei von Gerhard Fischenich, in Hausnummer 73, befand sich eine Restauration im Besitz der Sünner-Brauerei aus Kalk.
» Sehr ungewöhnlich für diese Zeit war die Kontinuität der Brauerei. Es gab mit Gerhard Fischenich nur einen Besitzer, der die Brauerei 35 Jahre lang führte.
 
 
 
Quellen
1 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
2 Adressbuch der Stadt Köln, Ausgaben 1892, 1893, 1894, 1928, 1929, 1933, 1934, 1935, 1941/42
3 Kölnische Zeitung, Ausgaben: 27.10.1896, 30.08.1898, 25.07.1899, 06.01.1903
4 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
5 https://www.facebook.com/gerhardfischenich/photos/2836499309739055
6 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
7 Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05115679/rba_c011039
8 Google Streetview, 2008, Weyerstraße 71