Unternehmensgeschichte der Brauerei "Zu den 4 Hemonskindern", der Brauerei "Zur harten Faust" und der Brauerei "Zu den 4 Rittern"
unter der Führung von Johann Arnold Werner, Ferdinand Rüttgers, Johannes Schmitz, Heinrich Boden und August Dünwald
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Die Ursprünge der Brauerei „Zu den vier Heymonskindern“                              
Die Brauerei „Zur harten Faust“ unter Johann Arnold Werners ((1797)-(1831))
Die Brauerei „Zu den 4 Rittern“ unter Ferdinand Rüttgers ((1835)-1872)
Die Brauerei unter Johannes Schmitz (1872-1879)
Die Brauerei „Zu den vier Heymonskindern“ unter Heinrich Boden (1879-1907)
Die Kölner Lagerbier-Brauerei zu den vier Heymonskindern“, Heinrich Boden (1907-1912)
Die Brauerei „Zu den vier Heymonskindern“, August Dünwald (1912-1914)
Die Restauration „Zu den 4 Heymonskindern“ (1914-1942) und das Ende
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Brauereiwerbemittel
Bierflaschen                                             
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Die Ursprünge der Brauerei „Zu den vier Heymonskindern“
Die erste bekannte Nennung der Brauerei in der Weyerstraße stammt aus dem Jahr 1472, damals wurde die Brauerei noch „Zu den 2 Fäusten“ genannt“. Im 18ten Jahrhundert änderte sich der Name der Brauerei in „Zur harten Faust“ [12]. Beide Namen haben ihren Ursprung vermutlich in einer Verbindung zu der Kölner Patrizierfamilie Hardefust.
Die Weyerstraße, in der die Brauerei lag, hatte ihren Namen vom ehemaligen Kloster „Zum Weiher“ [11]. Über die Zeit hatte die „Weyerstraße“ noch die Schreibweisen „Weiherstraße“ und „Weierstraße“. Vor dieser Zeit hieß die Weyerstraße „Kaiserstraße“, weil früher die Kaiser auf diesem Weg in Köln einzogen [11].
Betreiber der Brauerei sind erst ab Ende des achtzehnten Jahrhunderts bekannt. Der letzte zünftige Brauer des Brauhauses „Zur harten Faust“ war Anton Werners.

Die Brauerei „Zur harten Faust“ unter Johann Arnold Werners ((1797)-(1831))
Arnold Werners stammte aus der zu dieser Zeit wohl bekanntesten Brauer-Familie Kölns. Außer Johann Arnold Werners waren im Jahr 1798 noch 2 weitere Familienmitglieder, vermutlich Brüder von Johann Arnold, zünftige Brauer. Dies waren zum einen Johann Joseph Werners in der Brauerei „Zum Hirschen“ auf der Cäcilienstraße 5702 (später 32) und zum anderen Johann Wilhelm Werners in der Brauerei „Zum Middes“ in der Weberstraße 295 (später 32).
Auch über die Historie der Familie Werners ist dank der Überlieferungen von Wilhelm Scheben einiges bekannt:
[12, August 1888] „…Im Jahre 1608 kommt schon der Brauer Peter Werners als ältester Amtsmeister vor. Im Anfange des Jahres 1700 begegnen wir in den Zunftakten einem Wilh. Werners. Im Jahre 1756 wird zum jüngsten Amtsmeister in den Vorstand Herr Peter Joseph Werners gewählt. Sein Bürge war Johann Heinrich Werners. Ersterer wurde am 26. November 1747, als ein beim Amte geborener Sohn, in die Meisterschaft ausgenommen. Derselbe war am 10. Januar 1745 bei der Zunft vereidet worden. Ein Johannes Henricus Werners wird am 22. April 1745 Meister. Johann Joseph Werners, bei der Zunft vereidet am 4. Februar 1771, wird am 23. December 1778, nachdem er sich mit Maria Catharina Lützenkirchen verheiratet hatte, Meister auf das Haus „zum Hirschchen“ auf der Cacilienstraße Nr. 5702, neue Nr. 32.
Johann Arnold Weiners wird am 27. September 1791 Meister auf das Haus „zur harten Faust“, Weyerstraße Nr. 6434, später Nr. 89. Bei Anlage der Friedrichsstraße niedergelegt. Johann Wilh. Werners wurde am 22. December 1795 auf das bei Anlage der Rheinaustraße im Jahre 1838 abgerissene Braubaus „zum Middes“ in der Follerstraße, alte Nr. 295, neue Nr. 68, zum Meister ernannt.
Im Jahre 1822 wohnte der noch im Jahre 1791, am 27. September bei der Brauerzunft vereidete, aber durch die Aufhebung der Zunft im Jahre 1798 nicht mehr zünftig gewordene Braumeister Theodor Werners in seinem elterlichen Hause „im Hirschchen“, Cäcilienstraße, alte Nr. 5702, neue Nr. 32. und Anton Werners auf der Weyerstraße Nr. 89 „zur harten Faust“ und seit 1808 Wilhelm Werners, der Großvater des jetzigen Besitzers des Salzrumpes, in dem Hause „zur eisernen Thür“ in der Kämmergasse, alte Nr. 5810, neue Nr. 36. von welchem es seine Söhne Joh. Jos. und Anton Werners erbten, und letzterer dann später und zwar im Jahre 1839 nach dem Salzrump übersiedelte. Derselbe hatte eine geborene Wahlen zur Frau, aus welcher Ehe der jetzige Besitzer, Herr Joh. Jos. Werners hervorging…“
 
Im Kölner Adressbuch des Jahres 1797 taucht mit „Auf der Weyerstraße 6434, Arnold Werners, Bierbrauer“ die erste Nennung eines Brauers in der Weyerstraße auf [13]. Zu dieser Zeit mit Angabe der französischen Hausnummerierung, später mit Hausnummer 89.
Die nächste Nennung aus dem Jahr 1813 stammt ebenfalls auf dem Kölner Adressbuch, zu dieser Zeit schon mit straßenspezifischer Hausnummer aber in französischer Sprache. Der Eintrag lautet „Werner (A.), R. de l’Etang 89“ (auf Deutsch: „Straße am Weiher“) [25].
Aus dem Jahr 1815 ist eine Anzeige aus dem "Kölner Sonntagsblatt für Stadt und Land" bekannt, in der explizit „zur haten Faust“ genannt wird.
[13, 01.08.1815] „…Anzeigen. Künftigen Samstag den 5. dieses Vormittags 10 Uhr werden auf der Weierstraße dahier in dem Hause, zur harten Faust genannt, ungefehr 70 Morgen Haber, vom weißen Hause dahier von dem Weierthor herkommend, in Stücker zu 2 Morgen aus freier Hand öffentlich dem Meistbietenden versteigert. Kauflustige, welche die Hafer in Augenschein nehmen wollen, belieben sich deshalben auf dem weißen Hause zu melden…“
 
Aus dem Jahr 1820 gibt es eine weitere Nennung von Johann Arnold Werners im Kontext einer Versteigerung von Getreide:
[15, 31.08.1820] „…Heute den 3t. August, Nachmittags 2 Uhr, werden die dem Gärtner Johann Marr dahier zugehörigen Früchte, bestehend in Korn, Weitzen, Gerste und drei Viertel Morgen Klee, mit dem Stroh, so wie selbige auf den Stücken aufgefetzt stehen, und im Weyerstraßer Feld liegen, im Hause des Bierbrauers Hrn. Werners auf der Weyerstraße, meistbietend verkauft werden…“
 
Neben der Brauerei „Zur harten Faust“ in der Weyerstraße 89 gab es im neunzehnten Jahrhundert mindestens 3 weitere Häuser dieses Namens. Dies war zum einem ein sehr bekanntes Gasthaus am Heumarkt 39, sowie ein Haus in der Severinstraße und ein Haus in der Großen Neugasse 28.
Im Jahr 1821 wurde ein Mitglied der Familie Werners vom Blitz erschlagen. Da es zu dieser Zeit 3 aktive Brauer der Familie Werners gab, neben Johann Arnold Werners noch Theodor Werners in der Cäcilienstraße 32 und Wilhelm Werners in der Kämmergasse 36, ist nicht klar, wessen Sohn der vom Blitz erschlagene Friedrich Werners war.
[7, 20.03.1821] „…Köln, 19. März. In vergangener Nacht hatten wir hier Gewitter mit Hagel und Schnee. Gegen halb 7 Uhr Morgens traf der Blißz (ohne zu zünden) den Thurm der hiesigen Aposteln=Kirche, und erschlug unter demselben zwei Menschen, wovon der Eine nur noch 5 Minuten, der Andere zehn Minuten lang Lebenszeichen gab. Einer dieser Verunglückten ist Fried. Werners, einziger Sohn eines hiesigen Bierbrauers. Der Andere ist ein Landmann aus der Nachbarschaft unserer Stadt. (Im Jahr 1741 den 30. April, Morgens gegen 10 Uhr, schlug der Blitz in den Thurm der nämlichen Kirche, und eine Frau, welche unter der Orgel saß, blieb auf der Stelle todt.) …“
 
Im Jahr 1829 stand das Brauhaus in der Weyerstraße 89 dann plötzlich zum Verkauf.
[7, 25.12.1829] „…Das Brauhaus gelegen auf der Weierstraß, nahe am Thor, genannt zur Harten Faust, steht unter annehmbaren Bedingungen zu verkaufen oder zu vermiethen. Bescheid zu haben bei Baum im alten Thurn an der Rheingaß…“
 
Ob das Brauhaus damals verkauft wurde oder nicht, ist nicht bekannt. Wann genau das Brauhaus an Ferdinand Rüttgers überging ist ebenfalls nicht genau klar. Im Jahr 1831 wird Johann Arnold Werners noch als Brauer in der Weyerstraße 89 aufgeführt, im Jahr 1835 dann Ferdinand Rüttgers [15].
(W001) [22, 31.08.1820]
Versteigerung "im Hause des Bierbrauers Hrn. Werners auf der Weyerstraße". Anzeige aus dem Jahr 1820
(W055) [7, 25.12.1829]
Das Brauhaus "zur harten Faust" steht zum Verkauf / zu vermieten. Anzeige aus dem Jahr 1829
(W056) [7, 08.08.1834]
Im Wirtshaus "zur harten Faust" wurde Korb 325 geklaut. Anzeige aus dem Jahr 1834 

Die Brauerei „Zu den 4 Rittern“ unter Ferdinand Rüttgers ((1835)-1872)
Spätestens im Jahr 1835 übernahm Ferdinand Rüttgers die Brauerei in der Weyerstraße 89. Es gibt eine einzige Anzeige von Ferdinand Rüttgers, in der Ferdinand Rüttgers die Brauerei als Brauerei „Zu den 4 Rittern“ bezeichnet, ob diese Bezeichnung generell oder nur vorübergehend verwendet wurde, ist nicht bekannt.
Über die erste Zeit der Führung der Brauerei durch Ferdinand Rüttgers ist nicht viel bekannt. Er taucht im üblichen Kontext von Geburten, Suchanzeigen für Brauer und Versteigerungen auf.
[7, 29.05.1843] „…Verkaufs=Anzeige. Donnerstag den ersten des künft. Monats Juni, Morgens 10 Uhr, wird auf dem hiesigen Aposteln=Markte öffentlich versteigert und gegen baare Zahlung zugeschlagen werden ein großer vierrädriger Fracht=Wagen, bestehend aus zwei eisernen Achsen, vier breiten Rädern, einer Scheere, vier Lunten und zwei Bindketten; derselbe kann vorläufig beim Bierbrauer Ferdinand Rüttgers, Weiherstraße Nr. 89, in Augenschein genommen werden. Köln, den 29. Mai 1843…“
 
Im Jahr 1845 wurden straßenbauliche Veränderungen an der Weyerstraße vorgenommen. Das Brauhaus in der Weyerstraße musste der neu erbauten Friedrichstraße weichen und wurde abgerissen.
[7, 11.10.1845] „…Verkauf von Gebäulichkeiten auf den Abbruch. Am Montag den 13. October., Nachmittags 3 Uhr, sollen die einzelnen Gebäude des vormaligen Brauhauses auf der Weyerstraße Nr. 89, am Weyerthore hierselbst, auf den Abbruch öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden…“
 
Ferdinand Rüttgers erwarb daraufhin ein ebenfalls direkt am Weihertor gelegenes Grundstück in unmittelbarer Nähe des alten Brauhauses und errichtete dort eine neue Brauerei, die er bereits im Frühjahr 1846 eröffnete. Mit der Umgestaltung der Weyerstraße wurden auch die Hausnummern neu vergeben und die Brauerei von Ferdinand Rüttgers erhielt die Nummer 46.
Im Jahr 1853 schaltete Ferdinand Rüttgers dann die Anzeige, in der die Brauerei als „Zu den 4 Rittern bezeichnet wurde:
[7, 08.05.1853] „…Während der ganzen Sommer=Saison empfehle ich eine gute Portion einmarinirter Maifische nebst einem vorzüglichen Glase Kölner Weißbier. F. Rüttgers, Weiherstraße, zu den 4 Rittern…“
 
Im Mai 1871 verstarb Ferdinand Rüttgers im Alter von 63 Jahren. Er führte die Brauerei über 35 Jahre, ein für Kölner Verhältnisse unglaublicher langer Zeitraum.
Seine Frau führte die Brauerei noch für kurze Zeit weiter, im Dezember 1871 wurde die Brauerei dann zur Versteigerung ausgeschrieben.
[7, 11.11.1871] „...Versteigerung einer Bierbrauerei. Auf Anstehen der Witwe und Kinder Bierbrauer Ferdinand Rüttgers wird der Unterzeichnete am Montag den 11. December., Nachmittags 3 Uhr, auf seiner Amtsstube, Gereonstraße Nr. 36— dahier, das in hiesiger Stadt Köln auf der Weyerstraße sub Nr. 46 gelegene Haus mit neu in Stein erbauter Bierbrauerei und darin vorfindlichen Brauereigeräthschaften, ferner mit Hofraum, Hinterbau, Garten und Kegelbahn, das Ganze 37 Ruthen 50 Fuß, öffentlich und meistbietend versteigern.
Bedingungen und Voracte liegen auf der Amtsstube des Unterzeichneten zur Einsicht offen. Köln, den 10. November 1871. Justizrath Claisen, Notar…“
 
Bei der ersten Versteigerung, die „auf Anstehen der Witwe und Kinder“ anberaumt worden war, gab es anscheinend keinen Käufer. Wie so oft gab es Streitigkeiten um das Erbe und diesmal wurde die Versteigerung als Licitation (Zahlungsunfähigkeit) und gerichtliche Teilungssache bezeichnet.
[7, 24.02.1872] „…Licitation. In der gerichtlichen Theilungssache der Witwe und Kinder Bierbrauer Ferd. Rüttgers wird der Unterzeichnete am Montag den 29. April c ., Nachmittags 3 Uhr, auf seiner Amtsstube, Gereonstraße 36— dahier, das zu Köln auf der Weiherstraße sub Nr. 46 gelegene Wohnhaus mit neu erbauter Bierbrauerei, Hofraum, Hinterbau, Garten und Kegelbahn,— Taxe: 11000 Thaler, meistbietend versteigern. Justizrath Claisen, Notar.
 
Alles wurde zu Geld gemacht. Kurz nach der Versteigerung der Immobilie im April 1872 folgte im Mai 1872 die Versteigerung der Mobilien.
[7, 18.05.1872] „…Mobiliar-Auction. In der gerichtlichen Theilungssache der Witwe und Kinder des dahier verstorbenen Bierbrauers Ferdinand Rüttgers wird der Unterzeichnete, in Folge Urtheils des hiesigen königl. Landgerichts: am Mittwoch den 5. Juni c. und nöthigenfalls am folgenden Tage, zu den gewöhnlichen Vor= und Nachmittagsstunden, in dem Hause Weiherstraße Nr. 46 dahier, die zur Gütergemeinschaft J. Rüttgers gehörigen Mobilien öffentlich und meistbietend gegen Baarzahlung versteigern. Es kommen u. A. zum Aussatze: Haus= und Wirthschafts=Mobilien jeder Art, als: Tische, Stühle, Bänke, Glas= und Kleiderschranke, Sophas, Commoden, Spiegel, Küchengeräthe, große und kleine Fässer, Biergläser ec. Köln, den 16. Mai 1872. Justizrath Claisen, Notar.
 
Ersteigert wurde die Brauerei von Johannes Schmitz.
(W011) [11.10.1845]
Das Brauhaus in der Weyerstraße 89 war beim Bau der Friedrichstraße im weg und wurde abgerissen. Was verwertbar war, wurde zuvor noch versteigert. Anzeige aus dem Jahr 1845
 
(W012) [7, 28.05.1846]
Bereits im Frühjahr 1846 wurde das neue Brauhaus, jetzt in der Weyerstraße 46 statt 89, eröffnet und es wurde Verstärkung gesucht
(W014) [7, 08.05.1853]
Ferdinand Rüttgers empfiehlt Maifische und ein vorzügliches Glas Kölner Weißbier. In dieser Anzeige aus dem Jahr 1853 stammt die einzige bekannte Nennung von "zu den 4 Rittern" für das Bauhaus in der Weyerstraße
(W008) [7, 08.07.1851)
Todesanzeige von Peter Rüttgens, dem 17-jährigen Sohn von Ferdinand Rütgers
(W006) [7, 04.09.1853]
Oeffentlicher Länderei-Verkauf in der Wohnung des Bierbraueres Herrn Theodor Rüttgers auf der Weiherstraße Nr. 46. Genannt wird hier Theodor statt Ferdinand. Ein Versehen ist dies nicht, da diese Anzeige in den darauf folgenden Wochen so ähnlich noch mehrfach erschien. Vermutlich war Theodor ein Bruder von Ferdinand
(W003) [7, 10.01.1858]
Frucht-Verkauf im Locale des Bierbrauers Herrn Ferd. Rüttgers, Weiherstraße 46 zu Köln. Anzeige aus dem Jahr 1857
(W005) [7, 06.01.1864]
Damen Comite bei Herrn Ferd. Rüttgers, Weiherstraße 46
(W0001) [7. 07.12.1866]
Die Karnevalsgesellschaft MINERVA veranstaltet ein Damen-Comite bei H. Rütgers in der Weyerstraße 46. Anzeige aus dem Jahr 1866
(W013) [7, 24.02.1872]
Nach dem Tod von Ferdinand Rüttges wurde die Brauerei noch kurz von seiner Witwe weitergeführt und dann aber versteigert

Die Brauerei unter Johannes Schmitz (1872-1879)
Johann Schmitz ersteigerte die Brauerei in der Weyerstraße 46 im Jahr 1872. Vermutlich hatte er bereits vorher 2 Brauereien (An der Linde 29 und Severinstraße 118) betrieben, gesichert ist dies aber nicht, da Johannes Schmitz ein in Köln sehr häufig vorkommender Name war.
Im Jahr 1875 heiratet Genofeva Schmitz, eine Schwester von Johannes Schmitz, den Bierbrauer Johannes Bungarten, der eine Brauerei am Perlengraben 38 betrieb [7]. Das Heiraten innerhalb des gleichen Gewerbes war damals eher die Regel als die Ausnahme.
Johannes Schmitz war ebenfalls verheiratet. Im August 1876 kam seine Tochter Anna Maria Walburga zur Welt, welche aber nur 4 Monate später verstarb. Als im Jahr 1878 eine weitere Tochter zur Welt kam, erhielt sie mit Anna Maria Walburga exakt den gleichen Namen wie ihre verstorbene Schwester.
Johannes Schmitz, manchmal auch als "Jean" oder "Joseph" tituliert, betrieb die Brauerei nur 7 Jahre, die Gründe für die Übergabe der Brauerei an Heinrich Boden im Jahr 1879 sind nicht bekannt. Wahrscheinlich ist, dass Johannes Schmitz verstarb. Als Eigentümer der Brauerei werden im Jahr 1879 „Peun, Maria-Ablaßpl. 9 & Schmitz, Sionsthal.“ genannt, vermutlich die Erben [11].
   
(W001) [7, 28.01.1873]
Auf der Weiherstraße wird ein Brauereigesell gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1873
(W002) [7, 24.10.1873]
Die liberalen Urwähler treffen sich zu einer Besprechung bei Herrn Joseph Schmitz, Weiherstraße 46. Johann Schmitz wird hier als Joseph bezeichnet, es handelt sich aber mit Sicherheit um den gleichen
                                                                   

Die Brauerei „Zu den vier Heymonskindern“, Heinrich Boden (1879-1907)
Im Jahr 1879 übernahm Heinrich Boden die Führung der Brauerei in der Weyerstraße 46 und benannte sie in „Zu den 4 Heimonskindern“ um.
[9, 19.10.1879] „…Bierbrauerei und Restauration „Zu den 4 Heimonskindern“ Weyerstraße 46. Vorzügliches Kölner Lagerbier, guter Mittagstisch, Hasenpfeffer, jeden Samstag Abend Hämchen mit Sauerkraut empfiehlt Heinrich Boden…“
 
Die 4 Heymonskinder stammen aus einer ritterlichen Heldenerzählung aus dem Mittelalter im Umkreis von Karl des Großen. Ihr Pferd besaß übernatürliche Kräfte und half den 4 Brüdern immer wieder aus brenzlichen Lagen zu entkommen. Aber auch diese Geschichte findet ein schlechtes Ende. Wieso Heinrich Boden der Brauerei diesen Namen gab ist nicht bekannt, es gab aber über der Eingangstür einen Relief-Stein, auf dem die 4 Heymonskinder abgebildet waren.
Im Laufe der Zeit verwendete Heinrich Boden 3 verschiedene Schreibweisen, „Heimonskinder“ wie in der ersten Anzeige, aber auch „Heymonskinder“ und „Haimonskinder“.
Wie Heinrich Boden zum Brauen kam ist unklar, er stammte aus keiner Brauerfamilie, sein Vater war „Ackerer“, betrieb also Landwirtschaft.
Heinrich Boden war mit Maria geb. Schneider verheiratet. Gemeinsam hatten sie mindestens 6 Kinder (1881: Maria Elisabeth, 1883: Anna Josephine, 1884: Maria Catharina, 1885: Heinrich Joseph, 1887: Peter Joseph, 1888: Therese Elisabeth).
Im Jahr 1889 fand in der Kölner Flora die internationale Ausstellung für Hausbedarf und Nahrungsmittel statt, auf der auch Heinrich Boden mit seinem Bier vertreten war.
[8, 28.07.1889] „…Die Kölner Ausstellungen. XIV. Köln, den 28. Juli 1889. Wenn wir uns bei der bisherigen Beschreibung der Internationalen Ausstellung für Hausbedarf und Nahrungsmittel ... In der Uebersicht über die ausgestellten Biere und Liqueure können wir noch kürzer verfahren, da die meisten Sorten ziemlich bekannt sind. Das helle Export=Bier nach Pilsener Brauart, sowie das dunkele Salvator=Bier der Kalker Brauerei=Actien=Gesellschaft, vorm. Jos. Bardenheuer, steht im ganzen Rheinlande und darüber hinaus in gutem Rufe. Zu den besten Kölner Lagerbier=Brauereien zählt schon von Alters her diejenige von Heinr. Boden an der Weyerstraße, im Volksmunde bekannt unter dem Namen„Zu den vier Heymonskindern". Die Brauerei „Zum decke Tommes" von Heinr. Jos. Fuchs (Köln) befaßt sich in neuerer Zeit mit Versuchen, das Kölner Lagerbier exportfähig zu machen, und hat darin bedeutende Erfolge erzielt. Das Bier hat zwar von dem eigenartigen Geschmack des echten „Kölsch“ etwas eingebüßt, mundet aber sowohl Einheimischen wie Fremden ganz vortrefflich…“
 
Die Brauerei von Heinrich Boden gewann auf dieser Ausstellung eine goldenen Medaille, mit der im Anschluss gerne und ausgiebig geworben wurde:
[7, 27.08.1889] "...Prämiirungen der Internationalen Ausstellung für Nahrungsmittel und Hausbedarf in Köln. Nach der uns zugegangenen officiellen Prämiirungsliste der Internationalen Ausstellung für Nahrungsmittel und Hausbedarf sind auf der dortigen Ausstellung unter andern ausgezeichnet worden ... Goldene Medaille: ...Heinrich Boden..."
 
 
(W023) [9, 19.10.1879]
Erste bekannte Anzeige der Brauerei "Zu den 4 Heimonskindern von Heinrich Boden aus Oktober 1879.
 
(W035) [20, 13.10.1885]
Die Restauration von H. Kreutzer in Aachen hatte im Jahr 1885 Kölner Lager-Bier aus der Brauerei "Zu den vier Haimonskindern" im Ausschank 
(W059) [8, 19.05.1888]
Auf der Kirmes zu Sülz gibt es im Kaiser-Saal großes Tanzvergnügen und hochfeines Lagerbier aus der Brauerei von Heinrich Boden. Anzeige aus Mai 1888
(W015) [8, 05.05.1888]
Anzeige der "Kölner Lagerbier-Brauerei von Heinrich Boden" aus dem Jahr 1888. Auf dieser Anzeige wird erstmalig die Grafik mit Pferd und 4 Reitern abgebildet
 
(W024) [8, 01.07.1888]
Anzeige der "Kölner Lagerbier-Brauerei von Heinrich Boden" aus dem Jahr 1888. Einen Liter Lagerbier gab es für 20 Reichspfennig
(W033) [7, 16.10.1888]
Als die direkt neben der Brauerei gelegene Firma "Ernst Keller & Cie." im Dezember 1888 in Konkurs ging, erwarb Heinrich Boden das Gebäude in der Weyerstraße 44A aus der Konkursmasse
(W034) [8, 21.10.1888]
Auch alle Mobilien (u.a. Pferde) der in Konkurs gegangenen Firma wurden versteigert
(W017) [9, 24.02.1889]
Anzeige der "Kölner Lagerbier-Brauerei von Heinrich Boden" aus dem Jahr 1889
(W021) [10]
Ganzseitige Anzeige der "Kölner Lagerbier-Brauerei von Heinrich Boden" im Kölner Adressbuch des Jahres 1889  
(W025) [8, 07.04.1889]
"Bedeutend vergrößertes Lokal" wies schon auf den Umzug in die Weyerstraße 44A hin (das Haus Nummer 46 wurde ja abgerissen), welcher aber offiziell erst im Mai 1889 stattfand (Anzeige aus April 1889) 
 
 
Die im Nebenhaus Nr. 44A ansässige Firma „Ernst Keller & Cie.“ ging im Jahr 1888 in Konkurs und Heinrich Boden ergriff die Gelegenheit und erwarb das Gebäude von einem gewissen Herrn Pannes aus Königsdorf. Hintergrund war die Tatsache, dass die in der Weyerstraße 46 betriebene Restauration zu klein und zu eng war und Heinrich Boden diese durch einen Neubau ersetzten wollte. Gleichzeitig wurde auch die komplette bisherige Brauereieinrichtung verkauft und durch neue Anlagen ersetzt.
Im Mai 1889 verlegte Heinrich Boden seine Restauration in das neu erworbene Nebenhaus in der Weyerstraße 44A, riss das Gebäude in der Weyerstraße 46 ab und begann mit dem Neubau.
[8, 29.05.1889] „…Verlegte mit heutigem Tage, wegen Neubau, meinen Bier-Ausschank und Restauration in das Nebenhaus Weyerstraße 44A. Der Betrieb der Bierbrauerei und Garten-Wirthschaft wird in keiner Weise gestört und bitte, mir das bis dahin geschenkte Wohlwollen auch auf mein neues Unternehmen übertragen zu wollen. Ergebenst Heinrich Boden…“
 
Im Jahr 1890 war der Neubau der Restauration beendet und im Mai 1890 eröffnete Heinrich Boden die neue Lokalität. Auf den Anzeigen waren zu dieser Zeit beide Hausnummern, d.h. "44A, 46" angegeben.
[9, 25.05.1890] „…Eröffnung meines neu erbauten Locale „Zu den vier Heymonskindern“ Dienstag den 20. cr., Abends punct 6 Uhr. Ergebenst Heinrich Boden, Bierbrauerei u. Restauration, Weyerstrasse 44A, 46…“
 
Die Eröffnung war auch der Kölner Presse einige Artikel wert.
Kölner Lokal-Anzeiger:
[8, 22.05.1890] „…[Aus dem Geschäftsverkehr. Das Brauhaus „Zu den vier Heymonskindern“ an der Weyerstraße ist eines der bekanntesten und ältesten Brauhäuser Köln's bekannt namentlich durch das eigenartige alte Steinbild, welches vier Ritter (die Söhne Reymond's) auf einem Roß sitzend darstellt. Als im Sommer vorigen Jahres der jetzige Besitzer des Hauses, Herr Heinrich Boden, das alte Gebäude niederlegen ließ, wurde das Bildniß, welches im Schlußstein über der Eingangsthüre angebracht war, sorgfältig aufgehoben und ist jetzt über dem Eingang des mit dem Neubau vereinigten und von Herrn Boden angekauften Nebenhause wieder angebracht. An Stelle der alten Wirthschaft erhebt sich jetzt ein den Ansprüchen der Neuzeit in Bezug auf Größe und Decoration entsprechendes neues Restaurationslocal, erbaut von dem Architekten Hrn. Peter Thelen. Die Straßenseite des Hauses ist ganz in Haustein in deutschem Renaissance Stil gehalten und gereicht der ganzen Weyerstraße zur Zierde. Recht einladend wirken die auf den Wänden in Kölner, Mundart angebrachten Sprüche, von welchen mehrere der Thatsache Ausdruck geben, der Jetztzeit trotz der Einführung der Münchener und sonstiger fremder Biere noch immer ein gutes Glas „Kölsch“ gehraut und mit Vorliebe von den Kölnern getrunken wird. Dieser Tage fand die Eröffnung und der erste Bier=Ausschank in dem neuen Local statt. Der Besitzer führt neben seinem echten Kölner Trank auch stets eine vorzügliche bürgerliche Küche zu mäßigem Preise, was selbst in dem alten Local trotz seiner niedrigen und rauchigen Decke zahlreiche Gäste anzog…“
 
Rheinischer Merkur:
[16, 23.05.1890] „…Kölnisches. Köln, 23. Mai. „Zu den vier Heymonskindern“, die altbekannte kölnische Brauerei auf der Weverstraße, deren jetziger Eigenthümer Herr Boden ist, zeigt sich nunmehr neu verjüngt ihren Gästen: ein prächtiger Neubau, mit dem noch ein Theil der alten Wirthschaft verbunden ist, erhebt sich an Stelle des früheren Hauses. Die Außenseite, in schönem Haustein gehalten, trägt unter dem Erker das bekannte Bildniß, welches die vier Heymonskinder, die Söhne des Ritters Reymond, auf einem Pferde sitzend, darstellt. Im Innern ist das neue Brauhaus in Größe und Ausstattung allen Anforderungen der Jetztzeit entsprechend gehalten und sucht seines Gleichen in Köln. Recht anheimelnd sind die in „ächtem Kölsch“ gehaltenen Sinnsprüche, welche rings die Wände zieren und das Lob des „kölschen Beers“ singen; einer dieser Sprüche lautet: „De kölsche Sprooch, e kölsch Glas Beer, dat halt dieh Levve lang en Ehr!“. Es liegt viel Wahrheit in diesem Spruch, denn trotz aller fremden hier eingeführten Biere behauptet das kölnische Bier unter den eingesessenen Kölnern den Ehrenplatz. Herr Boden hat es sich angelegen sein lassen, ein gutes „Kölsch“ zu brauen und seinen Gästen zu verabreichen, denen auch im neuen Brauhaus der alte Trank trefflich munden dürfte…“
 
Kölner Sonntags-Anzeiger:
[9, 25.05.1890] „…Wer kannte nicht die Sage von den vier Heymonskindern, wer nicht die in der Weyerstraße gelegene, darnach benannte alte Brauerei und Restauration! Die letztere hat nun ein neues Gewand erhalten, an Stelle der alten Wirthschaft erhebt sich ein prächtiger durch den Architekten Peter Thelen ausgeführter Neubau. Die Haustein=Facade, in deutscher Renaissance, gereicht der Gegend zur Zierde, das geräumige Innere ist entsprechend eingerichtet und macht mit seinen Sinnsprüchen in kölnischer Mundart einen sehr angenehmen, anheimelnden Eindruck. Das Restaurant zu den vier Heymonskindern, das immer sowohl in Bezug auf sein beliebtes Bier als auch der vorzüglichen Küche wegen zu den besten Kölner Bierhäusern gehörte, gehört nunmehr auch zu den schönsten…“
 
Mit Eröffnung der neuen Restauration schaltete Heinrich Boden verstärkt Anzeigen, in denen er auch „frei Haus“ Lieferungen von Bier in Flaschen und Gebinden anbot. Es gelang ihm auch, sein Bier in mehrere Restaurationen in Köln und Umgebung zu platzieren. Nicht ganz unbescheiden warb er in diesen Anzeigen auch mit „Größtes und schönstes Kölner Bier-Local“.
In der Folgezeit musste Heinrich Boden einige Schicksalsschläge hinnehmen. Im Jahr 1889 starb seine sechsjährige Tochter Anna Josephine, im Jahr 1896 seine Frau im Alter von nur 37 Jahren und im Jahr 1908 sein nur 21 Jahre alter Sohn Peter Josef.
 
(W057) [8, 29.05.1889]
Bierausschank und Restauration wurden in des zuvor erworbene und umgestaltete Nebenhaus Weyerstr. 44a verlagert, damit die alte Restauration in der Weyerstraße 46 abgerissen und neu erbaut werden konnte. Anzeige aus Juli 1889
 
(W027) [9, 16.06.1889]
Weitere Anzeige zur Verlagerung der Restauration in des Nebenhaus Weyerstraße 44A 
(W018) [9, 28.07.1889]
Werbung mit der goldenen Medaille, welche dem Bier der Brauerei auf der internationalen Nahrungsmittelausstellung in der Kölner Flora im Jahr 1889 verliehen worden war. Anzeige aus Juli 1889
 
(W028) [19, 24.08.1889]
Weitere Werbung mit der goldenen Medaille. Anzeige aus August 1889
(W037) [16, 14.09.1889]
Weitere Werbung mit der goldenen Medaille. Anzeige aus August 1889
 
(W037) [16, 14.09.1889]
Weitere Werbung mit der goldenen Medaille. Anzeige aus September 1889
 
(W071) [32]
Anzeige aus einem Kölner Reiseführer. Eigentlich aus dem Jahr 1889, aber die dritte Auflage, so vermutlich erst 1890 erschienen. Ansonsten ließe sich die Hausnummer 46 nicht erklären
 
(W026) [8, 16.02.1890
In dieser Anzeige aus Februar 1890 wurde schon die Hausnummer 46 aufgeführt, obwohl der Neubau noch nicht abgeschlossen war
 
(W019) [9, 25.05.1890]
Anzeige zur Eröffnung des neu gebauten Lokals aus dem Jahr 1890 
(W039) [9, 03.08.1890]
Auf dem Deutzer Schützen-Fest Bier-Ausschank der 4 Heymonskinder. Anzeige aus August 1890
 
  (W022) [11]
Ganzseitige Anzeige der Brauerei aus dem Kölner Adressbuch des Jahres 1891 
(W020) [18, 31.05.1891]
"Größtes und schönstes Kölner Bier-Local", selbstbewusste Aussage auf einer Anzeige der Brauerei aus dem Mai 1891
(W040) [9, 15.08.1891]
Anzeige der Brauerei aus September 1891
(W032) [8, 28.11.1891]
Weitere Anzeige der Brauerei von November 1891
 
(W029) [30.09.1889]
Todesanzeige von Anna Boden, einer Tochter von Heinrich Boden, welche im Jahr 1889 im Alter von nur 6 Jahren verstarb
 
(W031) [9, 28.06.1891]
"Feines Lagerbier aus meinen neu angelegten Eiskellern". Anzeige aus dem Juni 1891
(W041) [9, 06.09.1891]
Anzeige aus September 1891
 
(W032) [8, 28.11.1891]
"Nähe Volksgarten und Südbahnhof", Anzeige von November 1891
 
(W064) [8, 31.08.1889]
Im August 1889 eröffnete Winand Hüllen eine Schenkwirtschaft auf der Poststraße. Im Ausschank: "Feines Lagerbier aus der Brauerei des Herrn H. Boden"
 
(W065) [8, 12.10.1889]
Im Oktober 1889 eröffnete Peter Empt eine Schenkwirtschaft in der Plankgasse. Im Ausschank: "Feines Lagerbier aus der Brauerei des Herrn H. Boden"
 
(W066) [8, 17.11.1891]
Gerhard Heckenkamp übernahm im April 1891 eine Schenkwirtschaft in der Pfeilstraße und schenkte "Kölner Bier aus der Brauerei H. Boden" aus
 
In der Zwischenzeit entwickelte sich die Weyerstraße rasant weiter. Es wurden viele neue Häuser gebaut, so dass sich im Jahr 1890 ganze 6 Häuser die Hausnummer 30 teilen mussten. Als Konsequenz wurden im Jahr 1892 die Hausnummern in der Weyerstraße neu durchnummeriert. Aus der alten Hausnummer 44A/46 von Brauerei und Restauration wurde die gemeinsame Hausnummer 54.
Im Jahr 1891 wurde ein übergroß dimensionierter neuer Eiskeller angelegt, welcher 2 Stockwerke besaß, 17 Meter unter der Erde lag und 16 große Hallen umfasste. Im Jahr 1899 wurde die Brauerei dann komplett erneuert.
[7, 07.04.1899] „…Zu Verkaufen, nur noch einige Tage im Betrieb: Dampfmaschine (Ridersteuerung) mit Kessel, 13,3 qm Heizfläche, Vorwärmer u. Pumpen, Maischbottich, 18 Ctr. Einmaischung, mit Maischwerk und neuem kupf. Senkboden, Malzmühle mit Waage und aufstehendem Kasten, Warmwasser-Reservoir mit Schlange und Leitung, Dickmaischpumpe mit Kupferrohrleitung. Transportschnecke mit Becherwerk, eiserner Grant und Pfannenrührwerk, Transmissionen, Riemen, Scheiben, Kühlschiff, Malzputz u. Entkeimungsmaschine, Gerstenweiche, Darre mit Luftheizung wegen Brauerei-Neubaues. Heinr. Boden, Brauerei, Köln…“
 
Heinrich Boden muss seine Brauerei sehr erfolgreich betrieben haben. Im "Deutschen Millionär-Adressbuch" aus dem Jahr 1894 wird er als Millionär aufgeführt [31]. Außer ihm ist mit Friedrich Winter nur 1 weiterer Kölner Brauer aufgeführt.
 
(W043) [7, 27.02.1892]
Anzeige der Brauerei aus Februar 1892, schon mit der neuen Hausnummer 54
 
(W044) [7, 16.04.1892]
Anzeige der Brauerei aus April 1892 
(W045) [7, 04.06.1892]
Anzeige der Brauerei aus Juni 1892
 
(W046) [7, 27.08.1892]
Anzeige der Brauerei aus August 1892
(W062) [7, 21.03.1896]
Danksagung von Heinrich Boden zur Anteilnahme am Tod seiner Frau im März 1896
(W067) [21, 30.10.1896]
Die Brauerei H. Boden sucht einen zuverlässigen und stadtkundigen Kutscher. Auch ein Hinweis, dass eine nennenswerte Menge Bier außer Haus verkauft wurde
(W068) [21, 25.01.1898]
Im Rahmen einer Teilmodernisierung der Brauerei sind Lagerfässer und Gärbottiche zu verkaufen 
(PK001) [unbekannt]
Postkarte "Gruß aus der Brauerei zu den Vier Heymonskindern Heinr. Boden Köln", gelaufen 1900.
(WZ001)
Warenzeichen "Die vier Heymonskinder" von Heinrich Boden, eingetragen am 29. Dezember 1897
 
                 (W007) [7, 13.03.1896]
Todesanzeige von Maria Boden, der Frau von Heinrich Boden, welche im Jahr 1896 im Alter von nur 36 Jahren bei der Geburt eines Kindes gestorben war
 
(W002) [7, 27.02.1892]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1892
 
(W004) [7, 29.06.1892]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1892
(W003) [7, 02.06.1892]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1892 
(W005) [7, 18.08.1892]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1892 
(W063) [7, 07.04.1899]
Im Jahr 1899 stand die komplette Brauereieinrichtung zum Verkauf und musste neuen Brauereianlagen platz machen
(W036) [8, 10.04.1904]
Eröffnung der Restauration "Zum neuen Oertgen" in der Serverinstraße. Im Ausschank: "feinstes Lagerbier der Brauerei zu den vier Haimonskindern" 
(PK002) [unbekannt]
Postkarte mit St. Johann Baptist Kirche und Kloster der
Franziskanerinnen. Interessant ist aber rechts die Restauration Jakob Breuer und dort unter dem Dach der Schriftzug "Bier-Ausschank der Brauerei zu den vier Heymonskindern". Darunter ist "Gasthof am neuen Oertchen" zu lesen, siehe Anzeige links 

Die Kölner Lagerbier-Brauerei zu den vier Heymonskindern“, Heinrich Boden (1907-1912)
Wohl dem allgemeinen Trend zu Lager- und Export-Bieren folgend, wurde die Brauerei im Jahr 1907 offiziell in „Kölner Lagerbierbrauerei „zu den vier Heymonskindern“ Heinrich Boden“ umbenannt. Auf den Anzeigen der Brauerei erschien der Begriff „Lagerbier-Brauerei“ das erste Mal aber bereits im Jahr 1889.
[7, 08.10.1907] "...Cöln, Rhein. In das Handelsregister ist am 4. Oktober 1907 eingetragen: Nr. 4430 die Firma: "Kölner Lagerbier Brauerei zu den vier Heymonskindern Heinrich Boden", Cöln, und als Inhaber Heinrich Boden, Bierbrauereibesitzer, Cöln..."
 
Produziert wurden zu dieser Zeit sowohl untergärige als auch obergärige Biere. In den Jahren nach 1900 etablierte sich langsam der Name Kölsch für das Kölner Lagerbier und auch Heinrich Boden folgte diesem Trend. Im Jahr 1909 warb er das erste Mal mit dem Begriff „Kölsch“ für sein Bier [8].
Am 28. November 1910 verstarb Heinrich Boden, nachdem er die Brauerei in der Weyerstraße 31 Jahre lang betrieben hatte. Die Brauerei ging daraufhin an eine Erbengemeinschaft der Familie über. Bereits einen Tag später, am 29. November 1910 wurde dem Sohn von Heinrich Boden, Johann Heinrich Boden, Prokura erteilt.
Im Kölner Lokalanzeiger erschien folgender Nachruf:
[8, 02.12.1910] „…Heinrich Boden, der Inhaber der bekannten Restauration und Bierbrauerei zu den vier Heymonskindern auf der Weyerstraße, wurde gestern nach mittag unter sehr großer Beteiligung zu Grabe getragen. Im Hause sang der Quartettverein Nippes, dessen inaktives Mitglied er gewesen, den Chor Beati mortui; am Grabe widmete der Chor dem Heimgegangenen den letzten Gruß. Auch die Fahne des Männergesangvereins Apollo gab dem Toten das Geleite. Heinrich Boden war ein schlichter, einfacher, für sich anspruchsloser Mann, der in der Oeffentlichkeit nicht hervortrat, aber im stillen viel gutes tat und manche Träne getrocknet hat…“
 
Erst im Juni des Folgejahres wurde die Erbengemeinschaft ins Handelsregister eingetragen, der Firmenname indes wurde beibehalten.
[7, 30.06.1911] "...In das Handelsregister ist am 27. Juni 1911 eingetragen: Nr. 4430 bei der Firma: Kölner Lagerbier-Brauerei zu den vier Heymonskindern Heinrich Boden Cöln. Neue lnhaber sind: Ehefrau Maria Basten geb. Boden und Katharina Boden, beide ohne Geschäft, Heinrich Boden, Brauer, Alois Boden, Peter Boden, Anna Boden, Elisabeth Boden, ohne Geschäft, alle in Cöln, in ungeteilter Erbengemeinschaft. Die Prokura des Heinrich Boden durch Uebergang des Geschäftes erloschen und ihn von dem Erwerber wieder erteilt. ..."
 
Späteren Berichten ist zu entnehmen, dass in diesen Jahren wahrscheinlich nicht mehr selbst gebraut wurde. Die Familie führte Brauerei und Restauration nicht mehr weiter und verkaufte alles im Jahr 1912 an August Dünwald jun.
Trotz des Verkaufs gab es anscheinend noch viele Außenstände, so dass im Jahr 1914 der Konkurs eröffnet wurde.
[7, 03.03.1914] „…Konkurseröffnung. Ueber den Nachlaß des am 28. November 1910 verstorbener Brauereibesitzers Heinrich Boder zeitlebens zu Cöln, Weyerstraße 54 wohnhaft gewesen, ist am 27. Februar 1914, nachmittag 1¼ Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden. Verwalter ist der Rechtsanwalt Christian Jakobs zu Cöln, Neußer Straße Nr. 16. Offener Arrest mit Anzeigefrist bis zum 30. März 1914. Ablauf der AnmeldefJrist an demselben Tage. Erste Gläubigerversammlung am 27. März 1914 vormittags 11½ Uhr und allgemeiner Prüfungstermin am 14. April 1914 vormittags 11 Uhr an hiesiger Gerichtsstelle, im Justizgebäude am Reichenspergerplatz, Zimmer 223. Cöln, den 27. Februar 1914. Königl. Amtsgericht, Abt. 64…“
 
Als Konsequenz erfolgte eine Zwangsversteigerung [8], allerdings waren nur noch Mobilien, überwiegend Möbel übrig, so dass nicht viel zusammenkam. Im Juli 1914 wurde das Konkursverfahren dann mangels Masse eingestellt.
[7, 03.07.1914] „…Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über den Nachlaß des am 28. November 1910 verstorbenen Bierbrauerbesitzers Heinrich Boden, zeitlebens zu Cöln, Weyerstraße 54 wohnhaft gewesen, wird mangels Masse eingestellt. Köln, den 23. Juni 1914…“
 
 
   
  (W047) [8, 06.09.1908]
Anzeige der Brauerei aus September 1908
 
(W048) [8, 16.05.1909]
Anzeige der Brauerei aus Mai 1909. Zum ersten Mal wurde mit "Echt Kölsch" für das obergärige Lagerbier geworben
(W049) [8, 12.02.1910]
Anzeige der Brauerei aus Februar 1910
 
   
(W016) [8, 17.08.1908]
Todesanzeige von Peter Josef Boden, einem Sohn von Heinrich Boden, welcher im Jahr 1908 im Alter von nur 21 Jahren starb
(069) [8, 25.03.1914]
Alles muss zu Geld gemacht werden. Anzeige einer Konkurs-Versteigerung von Mobilien von Heinrich Boden aus März 1914 
                                                                                                    

Die Brauerei „Zu den vier Heymonskindern“, August Dünwald (1912-1914)
August Dünwald jun. erwarb die Brauerei „Zu den vier Heymonskindern“ im Jahr 1912 von der Erbengemeinschaft der Familie Boden für die für damalige Verhältnisse unglaublichen Summe von über einer halben Million Mark.
[17, 06.04.1912] „…Besitzwechsel. Die Wirtschaft „Zu den vier Heymonskindern“ an der Weyerstraße ist zum Preise von über einer halben Million Mark in den Besitz des Herrn Aug. Dünwald jun. übergegangen…“
 
Im Rheinischen Merkur erschien zur Wiedereröffnung der Brauerei im Mai 1912 der folgende Artikel:
[16, 23.05.1912] „…Zu den 4 Heymonskindern. Heute wird die fr. Zt. sehr bekannte Kölner Brauerei „Zu den vier Heumonskindern“, welche in den siebziger und achtziger Jahren besonders in Blüte stand. nachdem aber, dem sich immer mehr bahnbrechenden echten „Kölsch Wieß" zum Opfer fiel und ihre Tore schließen mußte, wieder eröffnet. Das echte „Kölsch“ hat auf seinem Siegeszuge auch von diesen Hallen Besitz ergriffen. Der neue Eigentümer, Herr August Dünwald jun., wird getreu den Traditionen der Familie, daselbst nicht allein ein dem guten Namen entsprechendes Kölsch verabreichen, sondern wie im Bekanntenhause an der Herzogstraße auch für gute feste Nahrung, wie „Halv Hahne", Röggelcher met Kies“, „kahle und wärme Woosch“, „Hämmcher etc. Sorge tragen. Das Restaurationslokal ist zu den Zwecken einer Kölner Brauerei umgebaut nach dem Entwurf und unter Leitung des Baumeisters Hugo Clef, es ist mit allen modernen und sanitären Neuerungen ausgestattet worden; auch sind kleinere und größere Räume für Gesellschaften pp. vorbanden. Für die Sommermonate bietet eine geräumige Halle im luftigen Hofe angenehmen Sitz im Freien. Die Bauaufführung lag in den Händen des Architekten und Baugewerbemeisters Adam Sesterhenn. Die Maler= und Anstreicherarbeiten wurden ausgeführt von Johann Niederche, die Installationsarbeiten von A. Wunderlich in Köln, die Zentralheizung von der Firma Gerhard Horst in Bonn…“
 
August Dünwald jun. hatte zuvor schon in den Jahren 1903 bis 1907 eine Brauerei betrieben, aus der später die Ritterbrauerei von Johannes Zensen entstand . Weiter war August Dünwald  mit Franz Dünwald verwandt (vermutlich waren beide Brüder), welcher zeitgleich die im Jahr 1907 gegründete Obergärige Brauerei in der Herzogstraße 18 betrieb .
Formal erfolgte die Umfirmierung erst im Oktober 1912.
[7, 04.10.1912] "...In das Handelsregister ist am 1. Oktober 1912 eingetragen: Nr. 4430 die Firma: "Kölner Lagerbier Brauerei zu den vier Heymonskindern Heinrich Boden", Cöln. Die Firma ist erloschen..."
 
[7, 04.10.1912] "...Cöln, Rhein. In das Handelsregister ist am 1. Oktober 1912 eingetragen: Nr. 5484 die Firma: "Kölner Lagerbier Brauerei zu den 4 Heymonskindern August Dünwald", Cöln und als Inhaber August Dünwald, Bierbrauereibesitzer, Cöln..."
 
August Dünwald leitete noch Modernisierungen der Brauerei ein, hatte sich dabei aber wohl finanziell übernommen. Hinzu kam eine schwere Krankheit. Im Frühjahr 1913 schaltete August Dünwald mehrere Anzeigen, wohl um das Geschäft in Schwung zu bringen. Dies gelang aber nicht, denn bereits im April 1913 wurde die Zwangsversteigerung für Juni 1913 festgesetzt.
[8, 15.04.1913] "...Am 12. Juni 1913, vormittags 9 Uhr 50 Minuten, sollen in Cöln, im Justizgebäude, am Reichenspergerplatz, Zimmer Nr. 77 die nachbezeichneten, in Cöln gelegenen Grundstücke:
1. Weyerstrasse zu 54 (Wohnhaus neben Nr. 52 mit Hofraum, Brauerei mit Lagerkeller, Kesselhaus und Abortgebäude) groß 7 Ar 68 Quadratmeter, Gesamtnutzungswert 12240 Mark;
2. Weverstrasse zu 54 (Wohnhaus neben Nr. 56 mit Hofraum, Pferdestall mit Schwankhalle, Waschküche mit Burschenzimmer, Kegelbahn und Halle), groß 6 Ar 79 Quadratmeter, Gesamtnutzungswert 7650 Mark;
Eigentümer: Kaufmann August Dünwald junior in Cöln, zwangsweise versteigert werden. Königliches Amtsgericht Cöln, Abt. 32. ..."
 
Was hier überhaupt nicht ins Bild passt ist die Tatsache, dass die Gebäude hier mit nicht mal 20.000 Mark Gesamtnutzungswert bewertet sind, laut einem Artikel aus dem Jahr 1912 August Dünwald für die Übernahme aber über eine halbe Million Mark bezahlt haben soll.
Die Brauerei nebst Restauration wurde vom Kölner Malzfabrikanten Josef Thelen ersteigert.
Im Jahr 1914 wurde die Firma „Obergärige Bierbrauerei zu den 4 Heymonskindern August Dünwald“ dann offiziell aus dem Handelsregister gelöscht.
[7, 13.03.1914] "...In das Handelsregister ist am 10. März 1914 eingetragen. Nr. 5484 bei der Firma: Obergärige Bierbrauerei zu den 4 Heymonskindern August Dünwald, Cöln. Die Firma ist erloschen..."
 
Damit war es aber noch nicht vorbei. Im Dezember 1914 wurde August Dünwald noch wegen nicht bezahlter Handwerkerrechnungen verklagt.
[7, 31.12.1914] "Oeffentliche Zustellung. Der Baumeister Adam Sesterhenn zu Cöln, Rolandstraße 4, ... klagt gegen August Dünnwald, Bierbrauereibesitzer, früher in Köln, Weyerstraße 54, jetzt ohne bekannten Wohn- und Aufenthaltsort, unter der Behauptung, dass der Kläger den Beklagten in dessen Hause, Weyerstraße 54, im Jahre 1912 Bau- und Maurerarbeiten ausgeführt habe, wofür er laut Rechnungen 20.069,38 Mark zu verlangen habe, wozu noch 117 Mark entstandener Kosten treten, welche durch Einleitung des Konkurses gegen den Beklagten entstanden seien, also im ganzen eine Gesamtforderung von 20 186,38 Mark habe, auf welche 6.000 Mark gezahlt worden seien, sodaß noch 14.186,38 Mark geschuldet werden; Beklagter sei mit der Bezahlung dieser Forderung seit 15. Oktober 1912 im Verzuge, mit dem Antrage: Königliches Landgericht wolle den Beklagten kostenfällig verurteilen, an den Kläger 14.186,38 Mark, in Buchstaben Vierzehntausendeinhundertsechsundachtzig Mark 38 Ofg. nebst 4% Zinsen seit dem 15. Oktober 1912 zu bezahlen, wolle auch das Urteil, falls gegen Sicherheitsleistung, für vorläufig vollstreckbar erklären. Der Kläger ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die 3. Zivilkammer des Königlichen Landgerichts in Cöln, Reichenspergerplatz, Zimmer 267, unter Aufhebung des Termins vom 9. Januar 1915 auf den 3. März 1915, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Cöln, den 19. Dezember 1914. Marhöfer, Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts..."
 
Was letztendlich aus der Klage wurde ist nicht bekannt. August Dünwald verstarb am 2. Juni 1915.
 
(W014) [8, 23.05.1912]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei durch August Dünwald am 23. Mai 1912
 
(W010) [8, 22.03.1913]
Anzeige aus dem Jahr 1913. Geführt wird die Brauerei noch von August Dünwald
                                    
(W011) [8, 15.04.1913]
Anzeige zwecks Zwangsversteigerung der Brauerei an der Weyerstraße 54 am 12. Juni 1913. Als Besitzer wird August Dünwald junior aufgeführt
(W012) [8, 15.06.1913)
Irgendetwas ging bei der ersten Zwangsversteigerung wohl schief. 7 Tage danach wurde ein weiterer Termin für den 7. August 1913 festgelegt.
 
(W006) [7, 02.06.1915)
Todesanzeige von August Dünwald vom 2. Juni 1915
(W013) [8, 02.06.1915)
Todesanzeige von August Dünwald vom 2. Juni 1915

                                              


Die Restauration „Zu den 4 Heymonskindern“ (1914-1942) und das Ende
Josef Thelen, welcher Brauerei und Restauration in der Zwangsversteigerung erworben hatte, schloss die Brauerei und führte nur noch die Restauration weiter. In den ersten 2 Jahren wird als Betreiber noch Josef Gieren genannt, ab dem Jahr 1916 führte ein gewisser Jean Schmitz die Restauration. Weitere bekannte Betreiber der Restauration waren A. Derichs (1925), W. Kleppe (1927), Heinrich Öbel (1928-1930), Anton Endres (1930), Heinrich König (1933-1934), Johann Fischer (1937-1938) sowie Karl und Peter Bodenheim (1939-1942). Von Kontinuität war man also weit entfernt.
In den 1920er bis 1940er Jahren diente die Restauration verschiedene illustren Gruppierungen als Versammlungsort. So trafen sich dort z.B. die „Gemeinnützige Baugenossenschaft“, die „ehemaligen 256er“, die „Vereinigung der Ruhegehaltsempfänger der Stadt Köln“ und der „Reichsverband deutscher Obst- und Gemüsehändler“ [7,8].
Auch diente die Restauration zwei nationalsozialistisch geprägten Vereinigungen als Stammlokal. Dies waren zum einen der „Nationalsozialistische Studentenbund, Sektion Köln“ und der „Ak. Legion des Reichsbanners, gegr. SS.26. Schwarz-rot-gold, n.g.“ (Anm.: "Ak" = akademisch, "SS" = Sommer Semester, "n.g." = nicht getragen). Ob es einen Hintergrund hatte, warum sich hier gleich 2 braune Gesellschaften versammelten ist unklar.
Im Jahr 1920 wurde im Restaurant „Zu den 4 Heymonskinder“ der „Bund der Friedens-Militär-Invaliden“ und im Jahr 1933 der „Kölner Straßenbahner Esperantoverein“ gegründet [8,18].
Weiter fanden in den Sälen der Restauration Schachwettkämpfe und in den 1930er Jahre Ringer-Wettbewerbe und „Vereidigungen auf den Führer“ statt, welche „mit einem unerschütterlichen Bekenntnis zum Führer“ schlossen.
[19, 11.04.1939] „…Mittelrhein=Ringernachwuchs. Westfalen-HJ. im Gebietskampf 7:1 besiegt. Der Schwerathletik=Doppelkampf der mittelrheinischen und westfälischen Gebiete der Hitler=Jugend begann am Ostermontag im bis auf den letzten Platz gefüllten Saale der „Vier Heymonskinder“ in Köln mit dem Ringen im klassischen Stil. Die Kämpfe erfüllten in jeder Hinsicht die Erwartungen. Im Gesamtergebnis siegte die Auswahlmannschaft des Gebietes 11 (Mittelrhein) mit 7:1 Punkten. Den einzigen Sieg für die Westfalenstaffel holte in der Klasse über 70 kg der Jugendmeister Funtowitz (Bann 130), indem er dem angreifenden Lauterbach einen Armdrehgriff abfing und ihn nach 5:30 Min. auf die Schultern drückte. Unerwartet kam die Niederlage des Jugendmeisters Köster (Westfalen), der gegen den Mülheimer Nietschke nach Punkten verlor…“
 
[8, 28.12.1935] „…Vereidigung. Im Verlauf der vergangenen Woche wurden die ehrenamtlichen Wohlfahrtspfleger der Wohlfahrts-Kreisstelle 3 in den „4 Heymonskindern“ auf den Führer vereidigt. Die politische Ortsgruppe und die Ortsgruppe der NSV hatten zu dieser Feier Fahnen und eine Musikkapelle entsendet. Der Saal war mit Symbolen der Bewegung und mit Blumen ausgeschmückt. In den Ansprachen des Ortsgruppenleiters Wenrauch, des Ortsgruppen=Amtsleiters Boryszewiki und des Kreisstellenleiters Kropf wurden die Aufgaben des Ehrenbeamten im neuen Staat und besonders auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt dargestellt. Die erhebende Feier war ein Ausdruck der Einheit von Partei und Staat und bedeutet für alle Teilnehmer ein bleibendes Erlebnis. Sie schloß mit einem unerschütterlichen Bekenntnis zum Führer…“
 
Die Römer-Kellerei Jakob Urban, in den zwanziger Jahren ein großer und erfolgreicher Weingroßhandel, nutzte ab dem Jahr 1924 die ehemaligen, 17 Meter unter der Erde gelegenen Eiskeller der Brauerei als Lagerstätte für ihren Wein [8).
Im Jahr 1932 erwarb die „Kreissparkasse der Landkreis Köln, Bergheim u. Mülheim“ die Gebäude in der Weyerstraße 54 von der Erbengemeinschaft des mittlerweile verstorbenen Josef Thelen. Im Jahr 1935 erwarb dann die Königsbacher Brauerei aus Koblenz die Gebäude und führte die Restauration weiter.
Im zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude in der Weyerstraße 54 fast vollständig zerstört. Nach dem Krieg wurden die Gebäude teilweise wieder errichtet und die Königsbacher Brauerei betrieb dort von 1951 bis 1974 eine Niederlage der Brauerei.
Im Anschluss wurden die Gebäude in der Weyerstraße 54 verschiedenst genutzt, aktuell (2022) befindet sich dort die Hausverwaltung „CIG Capitol Immobilien GmbH“.
     
(W008) [8, 02.06.1914]
Anzeige aus dem Jahr 1914. Geführt wurde die Restauration zu dieser von Joseph Gieren. Selbst gebraut wurde nicht mehr.
 
                                                                                                                      
(W051) [8, 08.02.1920]
Die Afa Vertrauensleute treffen sich im Restaurant "Zu den vier Heymonskindern". Anzeige aus dem Jahr 1920
(W052) [8, 25.05.1920]
Der Verein der ehemaligen 258er trifft sich in der Wirtschaft "zu den vier Heymonskindern". Anzeige aus dem Jahr 1920
(W053) [8, 26.01.1926]
Ein "sauberes, braves Mädchen" für die Restaurationsküche gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1926
(W070) [8, 15.07.1927]
Anzeige des Volkgarten-Restaurant aus dem Jahr 1927. Der Inhaber W. Kleppe führte im gleichen Jahr aus die Restauration zu den 4 Heymonskindern

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1797)-(1831) Brauerei „Zur harten Faust“, Johann Arnold Werners Weyerstraße Nr. 6434, später Nr. 89
(1835)-1872 Brauerei "Zu den 4 Rittern", Ferdinand Rüttgers Weyerstraße Nr. 89, ab 1846 Nr. 46
1872-1879 Brauerei Johann Schmitz  
1879-1907 Brauerei "Zu den 4 Heymonskindern", Heinrich Boden Ab 1889 Weyerstraße 44 A, ab 1890 44A/46, ab 1892 Nr. 54
1907-1912 Kölner Lagerbierbrauerei "Zu den 4 Heymonskindern, Heinrich Boden  
1912-1914 Braurerei "Zu den 4 Heymonskindern", August Dünwald  
1914-1942 Restauration "Zu den 4 Heymonskindern A. Derichs (1925), W. Kleppe (1927), Heinrich Öbel (1928-1930), Anton Endres (1930), Heinrich König (1933-1934), Johann Fischer (1937-1938), Karl und Peter Bodenheim (1939-1942)

Anmerkungen
» Außer geprägten Bierflaschen sind keine weiteren Brauereiwerbemittel wie Krüge oder Gläser bekannt
» Der Kölner Bier-Chronist Lambert Macherey widmet der Brauerei zu den vier Heymonskindern in seinem Buch über die Kölner Kneipen aus dem Jahr 1921 [5] nur den folgenden Satz: "...Auf der Weyerstraße sind die "Vier Heymonskinder", die ursprünglich im Besitz des Brauers Schmitz ("De Naas") waren, dann an den Brauer Boden übergingen und heute Eigentum der Malzfabrik Thelen sind...".

Brauereiwerbemittel
Bierdflaschen
   
(207) (1048)    
ca. 0,35 l ca. 0,8 l    

Quellenverzeichnis
 
1 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
3 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
4 Akademische Verbindungen an den gesamten deutschen Hochschulen, 104. Ausgabe Wintersemester 1928-1929, Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig
5 "Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert Macherey, 1921, Selbstverlag
6 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgaben 11.01.1898, 08.10.1907, 02.12.1910, 18.10.1911, 31.12.1914
7 "Kölnische Zeitung", Ausgaben: 29.10.1815, 20.03.1821, 05.02.1829, 25.12.1829, 01.10.1833, 24.05.1834, 08.08.1834, 05.03.1837, 21.09.1840, 29.05.1843, 11.10.1845, 06.11.1845, 28.05.1846, 21.03.1847, 15.10.1848, 08.07.1851, 08.05.1853, 20.07.1853, 04.09.1853, 30.07.18545, 01.01.1858, 06.01.1858, 26.08.1860, 11.07.1862, 06.01.1864, 07.12.1866, 21.06.1869, 23.05.1871, 11.11.1871, 24.02.1872, 18.05.1872, 28.01.1873, 24.10.1873, 18.04.1875, 31.08.1876, 23.01.1877, 03.05.1878, 14.05.1880, 18.07.1881, 28.08.1882, 29.09.1883, 13.09.1884, 03.12.1885, 10.04.1887, 16.10.1888, 27.08.1889, 29.09.1889, 30.09.1889, 10.08.1890, 15.08.1891, 19.01.1892, 15.08.1891, 27.02.1892, 27.02.1892, 02.06.1892, 04.06.1892, 29.06.1892, 18.08.1892, 16.03.1893, 15.06.1894, 18.03.1896, 21.03.1896, 07.04.1899, 02.12.1910, 30.06.1911, 18.10.1911, 04.10.1912, 04.10.1912, 03.03.1914, 13.03.1914, 03.07.1914, 02.06.1915,
8 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgaben 05.05.1888, 19.05.1888, 01.07.1888, 21.10.1888, 29.05.1889, 28.07.1889, 31.08.1889, 12.10.1889, 16.02.1890, 22.05.1890, 24.05.1890, 24.05.1890, 31.10.1891, 28.11.1891, 30.04.1892, 27.08.1892, 10.04.1905, 17.08.1908, 06.09.1908, 16.05.1909, 12.02.1910, 05.06.1910, 02.12.1910, 22.03.1913, 15.04.1913, 19.06.1913, 25.03.1914, 02.06.1914, 02.06.1915, 29.04.1916, 08.02.1920, 25.05.1920, 31.01.1929, 04.12.1920, 08.10.1924, 19.01.1933, 28.12.1935, 17.01.1941
9 Kölner Sonntags-Anzeiger, Ausgaben 19.10.1879, 24.02.1889, 16.05.1889, 28.07.1889, 18.08.1889, 25.02.1890, 25.05.1890, 31.05.1891, 28.06.1891, 06.09.1891
10 Cönen´s Geschäfts-Adressbuch von Köln a. Rh. und Vororte incl. Mülheim a. Rh. und Kalk, Ausgaben 1889, 1890
11 "Greven's Adreßbuch für Köln, Ausgaben 1871, 1872, 1878, 1879, 1880, 1881, 1882, 1883, 1889, 1890, 1890, 1892, 1893, 1910, 1911, 1912, 1913, 1914, 1915, 1916, 1917, 1918, 1925, 1927, 1928, 1929, 1930, 1931, 1932, 1933, 1934, 1935, 1936, 1937, 1938, 1939, 1941/42, 1951,
12 Artikel von Wilhelm Scheben aus dem Jahr 1888, erschienen im Kölner Sonntags-Anzeiger, Ausgaben 615 (05.08.1888), 617 (19.08.1888) und 618 (26.08.1888)
13 "Verzeichnis der Stadt-Kölnischen Einwohner, nebst Bemerkung", Thiriart und Compagnie, 1797
14 "Kölner Sonntagsblatt für Stadt und Land", Ausgaben 01.08.1815, 22.10.1876
15 "Adreß-Buch oder Verzeichniß der Einwohner der Stadt Köln", Buchdruckerei von Fr. J. Greven, Ausgaben 1831 und 1835
16 "Rheinischer Merkur, Ausgabe 04.10.1883, 28.09.1889, 14.09.1889, 12.10.1889, 23.05.1890, 23.05.1912, 19.07.1916
17 "Sieg-Bote", Ausgabe: 06.04.1912
18 "Rheinische Volkswacht", Ausgaben: 27.12.1920, 11.05.1922, 26.01.1926
19 "Köln-Bergheimer Zeitung", Ausgaben 24.08.1889, 31.05.1890
20 "Echo der Gegenwart", Ausgabe 13.10.1885
21 "Kölner General-Anzeiger", Ausgaben 30.10.1896, 25.01.1898
22 "Kölner Stadtboth", Ausgabe 31.08.1820
23 "Der Neue Tag", Ausgabe 23.04.1941
24 "Kölner Nachrichten", Ausgaben 20.08.1875, 13.11.1888, 19.01.1892
25 "Itinéraire de Cologne", Th. F. Thiriart, 1813
26 "Adreß-Buch oder Verzeichniß der Einwohner der Stadt Köln", Greven'sche Buchdruckerei, 1838
27 "Neues Kölner Adreß-Buch verbunden mit einem Repertorium der Polizei-Verordnungen für die Stadt Köln", Herausgegeben von J.G. Heyn, 1841
28 "Kölner Adress-Buch", Herausgegeben von J.G. Heyn, Köln, Ausgaben 1844, 1846, 1849
29 ""Adreßbuch der Stadt Köln", zusammengestellt von E. Kluge, Köln , Verlag von M. Lengfeld, Ausgaben 1854, 1855
30 "Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim", Herausgegeben von E. Kluge, Köln, Ausgaben 1856, 1859, 1860, 1861, 1862, 1863, 1864, 1865
31 "Deutsches Millionär-Adressbuch. Verlag von Alb. Johannesson, Berlin, 1894
32 "Illustrirter Allgemeiner Führer durch Köln", 1889, Druck von Römer & Gau, Köln