Unternehmensgeschichte der Bergischen Löwenbrauerei Actien-Gesellschaft, Höhenhaus

 
Die „Bergische Löwenbräu Actiengesellschaft“ wurde im Jahre 1890 in der Berliner Straße 377 / Ecke Flachroster Weg in Höhenhaus gegründet. Höhenhaus war damals noch ein zu Dünnwald gehörender Ortsteil mit einigen hundert Einwohnern, erst im Jahr 1914 wurde Höhenhaus eingemeindet und damit ein Stadtteil von Köln.
Ausgegeben wurden 480 Aktien à 1000 Mark, das Aktienkapital betrug also 480.000 Mark (1899 wurde das Aktienkapital durch die Ausgabe von 120 weiteren Aktien auf 600.000 Mark erhöht). Die Direktion wurde vermutlich durch Friedrich Decker und Walter Haschet gebildet (gesichert ab 1898).
Die Brauerei wurde neu errichtet und bestand aus dem Brauereigebäude selbst und einer Villa (bereits um 1880 erbaut) auf einem 37.500 m² großen Grundstück. Die Brauerei startete recht erfolgreich, ihr Hauptprodukt, das Höhenhaus Pilsener, kam gut an. Die Produktion wurde kontinuierlich bis auf ca. 25.000 hl im Jahr 1896 gesteigert und in diesem Jahr eine Dividende von 9% ausgeschüttet.
Detaillierte Geschäftsdaten sind für das Jahr 1900 bekannt. Der Ausstoß war etwas gesunken und betrug 18.177 hl. Bei einer Dividende in Höhe von 8% wurde ein Gewinn in Höhe von 49.377 Mark erwirtschaftet. Die Direktion wurde von Wilhelm Noltensmeyer und Joseph Decker gebildet, der Name Haschet ist nicht mehr zu finden. Die Familie Decker war zusätzlich mit 2 Personen im Aufsichtsrat vertreten, neben dem Vorsitzenden Emil Guillaume tauchen Wilhelm Decker und Friedrich Decker auf. Der Umsatz mit Bier und Nebenprodukten betrug 328.210 Mark.
Weitere detaillierte Geschäftsdaten sind für das Jahr 1909 bekannt. Der Ausstoß stagnierte bei ca. 18.000 hl. Die Dividende betrug 7% und der Gewinn 50.495 Mark. Der Umsatz an Bier und Nebenprodukten betrug 311.743 Mark. Insgesamt also sehr ähnliche Zahlen wir 9 Jahre zuvor. Die Direktion bildete mittlerweile alleine Wilhelm Decker.
Mit dem ersten Weltkrieg einher kamen Rohstoffknappheit und sinkender Bierkonsum, der die Brauerei, wie viele andere auch, in Schwierigkeiten brachte. Im Jahr 1919 wurde dem durch den Zusammenschluss mit der in Köln-Mülheim ansässigen Balsam-Brauerei AG Rechnung getragen. Es war eine „Übernahme durch Fusion“ durch die Balsam-Brauerei. In einen Brauereiverzeichnis für Aktiengesellschaften aus dem Jahr 1934 wird dieser Vorgang für die „Bergische Löwenbrauerei, Act.-Ges. in Liqudation“ wie folgt dargestellt: „…Die G.-V. vom 5./2.1920 beschloß die Liquidation der Gesellschaft. Liquidator: Dr. Joh. Greven, Köln-Mülheim, Rhodiusstraße 14. Der Vorstand wurde ermächtigt, das Angebot der offenen Handelsges. A. Balsam, Köln-Mülheim, auf käufliche Ueberlassung des Braurechts und Malzkontingents. Fässer und Bottiche, Mobilien, Utensilien, Fuhrpark, Bierwirtschaftsinventar, Kundschaftshyp., Bierforderungen, Darlehen und Bestände sowie Betriebsergebnis ab 1/1. 1920 abzuschließen. … Kapital: 180 000 RM in 600 Akt. zu 300 RM. …“
Allerdings, bei einer Übernahme durch Fusion unüblich, wurden beide Braustätten in Mülheim und in Höhenhaus weiterbetrieben. Sogar der Name der Bergischen Löwenbrauerei floss mit ein, die Balsam-Brauerei firmierte fortan als „Balsam-Bergische Löwenbrauerei“. Und auch das gut etablierte Hauptprodukt der Bergischen Löwenbrauerei, das Höhenhaus Pils, wurde weiter vertrieben.
Als im zweiten Weltkrieg die Braustätte in Mülheim fast völlig zerstört wurde, wurde die Brautätigkeit übergangsweise ganz nach Höhenhaus verlagert. Als dann in Mülheim wieder eine neue und moderne Brauerei errichtet war, wurde die Produktion nach Mülheim verlagert und die Braustätte in Höhenhaus stillgelegt. Die Gebäude der Brauerei wurden noch eine Zeit lang als Bauhof genutzt und die Villa als Wohnung für Gastarbeiter. Dies war aber nicht von langer Dauer, die Gebäude verfielen mit der Zeit und wurden abgerissen.
Detaillierte Informationen über die Balsam-Bergische Löwenbrauerei finden Sie hier:

Firmierungen der Brauerei:
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1890 – 1919 Bergische Löwenbrauerei Aktiengesellschaft, Höhenhaus  
 
 
Grafische Darstellung der Firmierungen und Übernahmen:
   

Übernommene / Vorgänger- / Nachfolger - Brauereien:
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt, welche Übernommen wurden, Vorgänger- oder Nachfolge-Brauereien waren. Für manche dieser Brauereien gibt es auf dieser Website eine eigene Brauereihistorie, welche über den angegebenen Link aufgerufen werden kann.
Brauerei von - bis / übernommen von / Anmerkungen Brauereihistorie
Balsam Brauerei AG, Köln-Mülheim Von dieser Brauerei wurde die Bergische Löwenbrauerei 1919 übernommen. Beide Brauerei firmierten ab diesem Zeitpunkt als "Balsam Bergische - Löwenbrauerei.
Balsam Bergische-Löwenbrauerei Diese Brauerei entstand 1919 durch die Übernahme der Bergischen Löwenbrauerei durch die Balsam Brauerei
 

Historische Bilder
(BK001)
Briefkopf der Bergischen Löwen-Brauerei aus dem Jahr 1905
(unbekannte Sammlung)
 
(WZ001)
Warenzeichen der Bergischen Löwenbrauerei, eingetragen am 9. April 1915
(W001) [8, 02.06.1914)
Werbung der Brauerei aus dem Jahr 1914
 
[9, 23.08.1891]
Ankündigung der Bergischen Löwenbrauerei aus dem Jahr 1891. Der Versand des Bieres beginnt
(W002) [9, 28.07.1898]
Werbung des Hotel-Restaurant zum Löwen. Im Ausschank: Berg. Löwenbräu
                                                                 
           
   
(BK001 Detail)
Detailansicht der Brauerei, entnommen aus dem oben stehenden Briefkopf aus dem Jahr 1905. Hier wurde nicht übertrieben, sondern sehr detailgetreu abgebildet, wie die beiden nebenstehenden Bilder der Brauerei und der Villa zeigen
(unbekannte Sammlung)
 
(F002)
Foto der Brauerei aus dem Jahr 1920, also schon, wie auch an der Aufschrift zu sehen, unter der Firmierung "Balsam Bergische Löwenbrauerei". Siehe auch Detailvergrößerung des Briefkopfes aus dem Jahr 1905.
(unbekannte Sammlung
(F001)
Foto der Brauerei-Villa, vermutlich um das Jahr 1920
(unbekannte Sammlung)
   
 
(F003)
Pferdegespann der Brauerei mit Kesselwagen "Höhenhaus Pils". Alter unklar
(unbekannte Sammlung)
(F004)
Pferdegespann der Brauerei mit Kesselwagen "Höhenhaus Pils". Alter unklar
(unbekannte Sammlung)
                                                                  
 

Anmerkungen
» Im Jahr 1948 wurde die „Balsam Bergische-Löwenbrauerei“ in „Bergische Löwen-Brauerei, Balsam & Co. KG“ umbenannt. Hier rückte die „Bergische Löwenbrauerei“ schon mal nach vorn und „Balsam“ nach hinten. Weiter ging es im Jahr 1961. Hier wurde das „Balsam“ ganz gestrichen und die Brauerei firmiert nunmehr unter „Bergische Löwenbrauerei“. Die Mülheimer Brauerei trug ab 1961 also genau den Namen der Höhenhauser Brauerei, die 1919 übernommen wurde.
» Im Jahr 1907 erwarb die Brauerei das "Hotel Marienhof" in Köln. Warum eine Brauerei ein Hotel erwarb ist unklar.
» Der Bergische Löwe war das Wappentier des Herzogtums Berg. Er taucht nicht nur im Namen der Brauerei auf, sondern auch auf den Werbemitteln der Brauerei. Es sei noch erwähnt, dass der Bergische Löwe nicht nur der Namensgeber einer Kölner Brauerei war, sondern auch das Stadtwappen von Düsseldorf ziert.
 

Krüge
   
(KZ003)
"Löwenbräu Höhenhaus"
0,4L geeicht
(KZ004)
"Berg. Löwenbräu Höhenhaus"
Zinndeckel eines Glaskrugs
(unbekannte Sammlung)
   
 

Bierdeckel
   
(D001)
Exportbier nach Dortmunder Art. Specialität: Pilsener Ersatz
                                                                                                                                             
 

Etiketten
(002)
"Höhenhaus Pils"
(Sammlung Mittenzwey)
 
(003)
"Höhenhaus Export"
(Sammlung Mittenzwey)
(004)
"Höhenhaus Export"
(Sammlung Mittenzwey) 
     
(001)
"Höhenhaus Pils"
(Sammlung Mittenzwey)
                                                                                                                                                  
 
 
 
 
 
Quellen
1 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
3 Die Deutschen Brauereien im Besitze von Aktien-Gesellschaften, Verlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., 1902
4 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
5 Die Deutschen Brauereien im Besitze von Aktien-Gesellschaften, Verlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., 1911
6 Die Deutschen Brauereien, Firmenjahrbuch des Deutschen Brauer-Bundes, Verlag für Rechts- und Wirtschaftsliteratur A.-G., Berlin u. Leipzig, 1934
7 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
8 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgabe 02.06.1914
9 Kölner Sonntags-Anzeiger, Ausgaben 23.08.1891, 28.07.1898